Bad Dürkheim „Charme wie e Sau“

In der ansonsten eher Kerle-lastigen Gästeliste der Igels ist Sigrun Schumacher am Freitagabend in der ausverkauften Weisenheimer Musikkneipe Zum Adler nach Silke Hauck zwar schon die zweite Dame in diesem noch jungen Jahr, aber optisch und stilistisch mal was ganz was anderes.

Es gibt Männer, die wissen, was man über eine Frau sagen muss, um sie quasi von Null auf gleich in die Glückseligkeit zu katapultieren. Igel-Gitarrist Peter Stahl zum Beispiel am Ende eines gelungenen Abends: „Un’ vielen Dank an Sigrun Schumacher, die hot nemlisch Charme wie e Sau…“ Wo andere eher herumdrucksen, kommt der Paganini des gehobenen Kompliments ohne Umschweife auf den Punkt. „Charme wie e Sau…“, man möchte gar nicht wissen wie der Mann seiner Frau den Heiratsantrag gemacht hat – aber egal. Alle, die am Freitag da waren, wussten wie’s gemeint war. Die Gelobte hat Jazz und Popularmusik mit Hauptfach Gesang studiert, spielt Violine und war Backgroundsängerin bei Marla Glen. Sie singt auf Galas, ist dauernd mit diversen Projekten zugange. Stilistisch pendelt sie zwischen Jazz, Pop und Swing. In Kombination mit den eher kernigen Igels ergibt das eine nicht uninteressante Schnittmenge. Zumal Schumacher nicht allein zu Gast ist. Eigens aus Köln ist Keyboarder Axel Steinbiß angereist, weil er die Atmosphäre und das Muk-Publikum so schätzt. Am liebsten würde er jeden ersten Freitag im Monat kommen, versichert er mehrfach glaubhaft. Der Mann grinst wie ein Honigkuchenpferd und lässt von spontanen Rap-Einlagen bis zu soundexzessiven Soli alles vom Stapel, was er zu bieten hat. Das kommt den Songs sehr zugute. Denn darunter waren sehr viel Nummern aus den Achtzigern. Etliches – wie die zwei unvermeidlichen Melissa-Etheridges-Nummern „Bring Me Some Water“ und „Like the Way I Do“ – ist vorhersehbar. Einiges davon nimmt man hingegen mit freudiger Überraschung zur Kenntnis. „She Works Hard For the Money“ von Donna Summer beispielsweise oder „Desire“ (U2), bei dem Schumacher ihre Violine auspackt und den Song mit einem ganz formidablen Solo veredelt. Aber bei jeder Nummer schimmert die Souveränität ihrer Stimme durch, die getragen wird von einem leicht soulig angerauten Timbre, dass je nach Anforderung gerne mal auch ein wenig härter im Abgang rüberkommt. Schumachers Gesang ist von einer unangestrengten Leichtigkeit geprägt. Bei Alanis Morisettes „Ironic“ kann sie sich ausbreiten, sich satt auf die Töne setzen um dann ein bisschen später bei „Locked Out Of Heaven“ von Bruno Mars mal die Rampensau zu geben, die sie schon in Stevie Wonders „Superstitious“ durchscheinen hat lassen. Auch in Sachen Publikumsaufriss macht man ihr nichts vor und das alles nicht zu vergessen – wie Frauenversteher es formulieren – mit „Charme wie e Sau“. Die Igels lieferten dazu den Klangteppich und wenn es mal Abstimmungsschwierigkeiten gibt (Armin Rühl: „Wenn isch wisst, was mer jetzt schpiele, dät isch ah oizähle“), macht es umso mehr Spaß, den Musikern beim Improvisieren zuzuhören. Oder um es mit den Worten des stellvertreten MuK-Vorsitzenden Andreas Köhler auszudrücken: Die „Freunde der ungeprobten Live-Musik“ werden am Freitag aufs Feinste bedient.

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