Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Schwierigkeiten bei Gondelbahn-Projekt

Roter Faden oder rote Linie? Ob die Gondelbahn noch einmal vom Wurstmarktplatz zum Teufelsstein schwebt, ist erneut ein rechtlic
Roter Faden oder rote Linie? Ob die Gondelbahn noch einmal vom Wurstmarktplatz zum Teufelsstein schwebt, ist erneut ein rechtlicher Drahtseilakt.

Dass selbst einer Schwebebahn dicke Steine im Weg liegen können, wurde beim Zwischenbericht zum Unternehmen Wiederaufbau deutlich. Wenn es tatsächlich klappen soll, müssen sämtliche Beteiligten mitziehen, teils über ihren Schatten springen. An mehreren Fronten.

„Wie geht’s denn überhaupt!?“ Es war mehr Erkenntnis denn Frage, die sich hier ausdrückte. Matthias Hensel richtete sie an den Chef der Firma Doppelmayr. Die Österreicher haben laut Homepage immerhin 14.800 Seilbahnen weltweit errichtet, und dem Mannheimer Unternehmer schwante wohl schon vor der gemeinsamen Besichtigungstour neulich zu Objekten in Ehrwang, Lermoos und Garmisch, dass auf der Basis der gültigen Baugenehmigung von 2001, die er von Besitzer Peter Schwab würde „erben“ können, in Bad Dürkheim keine weitere hinzukommen kann. „Wir kriegen es mit der alten Planung nicht mehr hin“, so Hensels Partner Dr. Burghard Wagner. Dieser Fakt ist ebenso unumstößlich, wie es von vornherein ausgeschlossen ist, ein komplett neues Planfeststellungsverfahren anzuleiern, sagten beide im Stadtrat am Dienstagabend klipp und klar. Was Bürgermeister Christoph Glogger aus Sicht der Stadt bekräftigte: „Ein neues Verfahren ist ausgeschlossen.“ Spagat mit Behörden Trotzdem gibt es paradoxerweise noch ein Wenn und Aber – auch dies zeigten die beiden Sprecher der Investorengruppe auf. Es bestünde in dem Spagat, den gesetzlichen Passus, wonach nach einem Planfeststellungsbeschluss noch „geringfügige Änderungen“ an einer Planung möglich sind, trotz verschiedener Anpassungen an heutige Standards so ausgelegt zu bekommen, dass dies formal noch zu einer Plangenehmigung führen könnte. Und eben nicht zu einem neuen Planverfahren von Null an. Darüber entscheiden müssen die zuständigen Behörden. Mit dem Landesbetrieb Mobilität seien schon mehrere Gespräche (inklusive städtischer Beteiligung) geführt worden, so Hensel, ein – in den Augen der Investoren entscheidendes – Treffen bei der SGD Süd steht im November an. „Wenn die SGD mit allen Beteiligten inklusive der Träger öffentlicher Belange einen Konsens oder das Benehmen herstellt, könnte der LBM bereit sein, ein Auge zuzudrücken“, formulierte Wagner die vage Gemengelage. „Ob er das letztlich tun wird, steht in den Sternen ...“ Denn: „Ist das noch geringfügig?“, wie Hensel in den Raum stellte, wenn es beispielsweise eine völlig neue Talstation gegenüber der Schwab’schen geben muss. Eine Gondelbahn könne nicht mehr aus der zweiten oder dritten Etage starten, sind sich die Erbauer klar. „Wir wollen etwas bauen, was keinen Sinn macht“, zitierte Hensel den Konstrukteur Doppelmayr. Es müsste ein ebenerdiger Zugang sein, weshalb ein eingeschossiges Bauwerk genügte, wie Hensel mehrfach das Beispiel der Koblenzer Seilbahn anführte. Gleiches gälte oben am Berg. Kröte auch für die Stadt Der Haken an der geringeren und damit auch umgebungsfreundlicheren Höhe: Man braucht mehr Tiefe. Rund 23 Meter weit würde die neue flache Talstation in den heutigen Wurstmarktplatz hineinragen. Dies führte zwangsläufig zu Änderungen im Straßenverlauf oder beim Platzaufbau. Und ohne dies gehe es nicht?, hakte Jochen Schmitt (FWG) nach. Doppelmayr spreche erfahrungsgemäß von 20 bis 25 Prozent weniger Fahrgästen, so Hensel. „Ich sage Ihnen ehrlich: Das ist auch eine wirtschaftliche Überlegung.“ Ob letztlich der Stadtrat selbst bereit ist, diese Kröte zu schlucken, wäre die nächste Frage. Sie benötige auf jeden Fall eine tiefergreifende Beratung, warf Petra Dick-Walther (FDP) ein, und zwar „relativ schnell“, wie Thomas Giel (Grüne) und auch Karl Brust (SPD) ihr beipflichteten. Zunächst könne man aber noch abwarten, ob die anderen Probleme gelöst werden könnten, meinten Brust und Glogger. Dazu gehört nicht zuletzt, dass es auch anderer Gondeln bedürfte als die von Schwab noch angedachten Sechssitzer. „Die baut man heute gar nicht mehr“, sagt Matthias Hensel. Stattdessen sollen es Zehnergondeln sein. Vorteil: Durch die größere Kapazität könnte man die Anzahl auf 24 halbieren und bräuchte daher auch in der Bergstation weniger Platz. Betrieben würden sie mit einem neuartigen Elektromotor aus der Talstation heraus und liefen nahezu lautlos, so der Investor. Alle Anlieger neu zu fragen Nachteil mit Blick auf die rechtsgültige Planung: Die neuen Gondeln sind etwas breiter, was die sogenannte Seilspur von 5,20 auf 6,40 Meter vergrößert und den sogenannten Lichtraum bei Auspendeln bei Wind von 12 auf 16 Meter. Für die Investoren bedeutet dies laut Rechtslage: Für sämtliche Grundstücke, die mittlerweile noch nicht im Besitz von Peter Schwab sind, müssten die sogenannten Dienstbarkeiten, die das Überfliegen der Parzellen erlauben, aber eben auf 12 Meter ausgelegt sind, neu verhandelt werden. Gelingt dies, hätten auch die Genehmigungsbehörden in diesem Punkt keine Probleme, dies als einfache Planänderung anzusehen, so Hensel. Auch dazu sind bereits Gespräche geführt. Der Einladung zu einer Anliegerversammlung seien vor einer Woche nahezu alle Grundstücksbesitzer gefolgt, sagte Hensel. Die Grundstimmung bezeichnete er als positiv, manche brauchten noch Bedenkzeit, es gebe aber auch ein, zwei kritische Stimmen. Fakt ist: „Alle Eigentümer müssen mitmachen“, unterstrich Wagner. „Wenn einer streikt, ist das auch der Todesstoß.“ Wobei man den Anliegern ehrlicherweise auch klar gemacht habe, dass es durchaus den für Seilbahnen typischen Summton geben wird, betonte Hensel. „Die Leute haben zum ersten Mal realisiert, dass sich Dinge ändern würden“ an ihrer „Idylle“, wie eine Frau gemeint habe. Nicht zuletzt sind nach Angaben der Investoren informelle Gespräche geführt worden mit Natur- und Vogelschützern etwa von Pollichia und Nabu, aber auch mit dem Forst und dem rheinland-pfälzischen Holzbaucluster, das die Holzbranche vertritt. Auch sie seien unerwartet positiv gelaufen, sagte Hensel. „Da habe ich ein richtig gutes Gefühl bekommen, dass es funktionieren könnte“, bekannte der Unternehmer, der in Kandel wie berichtet auf sieben Hektar Waldfläche den Kletterpark Fun Forest betreibt. Zweifel und Ernüchterung „Den Fun Forest in Kandel könnte ich heute nicht mehr bauen ...“, sagte Hensel ergänzend gegenüber der RHEINPFALZ mit Blick auf die mittlerweile verschärften Auflagen und Anforderungen für solche Großprojekte, gerade in der Natur. Auch in Sachen Dürkheimer Gondelbahn sah Dick-Walther „Zweifel in Ihren Gesichtern und in der Runde“. Gleichwohl bedankten sich mehrere Sprecher bei den Investoren für die offene und ehrliche Darstellung der Lage. „Die Schwierigkeiten sind deutlich geworden“, meinte Reinhard Stölzel (CDU) mit ernüchtertem Klang.

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