Rheinland-Pfalz Ein Rezept gegen den Mangel: Im Landtag viel Zuspruch für geplante Landarztquote

Ihre praktische Ausbildung sollen Medizinstudenten ab 2020 auch in Trier absolvieren können.  Foto: dpa
Ihre praktische Ausbildung sollen Medizinstudenten ab 2020 auch in Trier absolvieren können.

Wer sich verpflichtet, in einer unterversorgten Region von Rheinland-Pfalz Allgemeinarzt zu werden, soll künftig auch ohne Spitzenabitur bessere Chancen auf einen Medizinstudienplatz haben. Das sieht ein Gesetzentwurf der Landesregierung vor.

Die Einführung der sogenannten Landarztquote wurde am Donnerstag erstmals im Landtag beraten. Der Gesetzentwurf sieht vor, ab Herbst 2020 etwa sechs Prozent aller Medizin-Studienplätze im Land an Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, nach ihrem Studium die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zu machen. Danach müssen sie mindestens zehn Jahre lang in einem unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Gebiet arbeiten. Wer dieser Verpflichtung nicht nachkommt, muss eine Vertragsstrafe von bis zu 250.000 Euro zahlen. So viel kostet den Staat im Schnitt die Ausbildung eines jungen Menschen zum Mediziner.

Nach den Worten von Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) ist das neue Gesetz nur eine von vielen Maßnahmen zur Bekämpfung des drohenden Ärztemangels. So gibt es zum Beispiel finanzielle Hilfen bei Praxiseröffnungen auf dem Land. Auch sind künftig Ärztegenossenschaften zugelassen.

Abiturnote entscheidet nicht mehr alleine

Neben der Quote hat die Landesregierung bereits vor einem Jahr weitere Schritte angekündigt, um junge Leute für den Landarztberuf zu gewinnen. So soll die Anzahl der Medizin-Studienplätze bis zum Ende der Legislaturperiode um 13 Prozent auf dann 440 jährlich erhöht werden. Ein Medizinstudium bietet Rheinland-Pfalz derzeit nur in Mainz. Um die Unimedizin dort zu entlasten und um angehenden Ärzten die Arbeit fern der Ballungsgebiete schmackhaft zu machen, sollen Medizinstudenten ab Herbst 2020 den praktischen Teil ihres Studiums (klinische Ausbildung) auch in Trier absolvieren können.

Bei der geplanten Studienplatz-Vergabe nach der Landarztquote wird nicht nur die Abiturnote eine Rolle spielen. Im Auswahlverfahren wird es auch einen Eignungstest geben. Außerdem können eine einschlägige Berufsausbildung oder praktische und ehrenamtliche Tätigkeiten die Chancen auf Zulassung erhöhen.

Quote auch für künftige Amtsärzte

Über die Landarztquote sollen in Rheinland-Pfalz künftig pro Semester etwa ein Dutzend Studienplätze vergeben werden. Billigt der Landtag das Gesetz, wäre Rheinland-Pfalz nach Nordrhein-Westfalen das zweite Land mit einer solchen Regelung.

Mit einer weiteren Quote, die in dem Gesetzentwurf ebenfalls vorgesehen ist, würde Rheinland-Pfalz sogar eine Vorreiterrolle übernehmen: Auch für künftige Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst wird es ein spezielles Auswahlverfahren geben. Auch dort droht Nachwuchsmangel. Drei Medizinstudienplätze pro Semester sollen künftig jungen Leuten vorbehalten sein, die sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung zum Beispiel in einem Gesundheitsamt zu arbeiten.

Opposition: Regierung kommt zu spät

Die CDU-Opposition unterstützt den Gesetzentwurf. Der Abgeordnete Peter Enders sagte, seine Fraktion habe die Landarztquote schon gefordert, als sie von der Regierungskoalition noch abgelehnt worden sei. Um dem Ärztemangel wirksam zu begegnen, hält die CDU allerdings einen weiteren deutlichen Ausbau des Studienplatzangebots für notwendig. Die AfD hält die geplante Quote für richtig, aber die Landesregierung komme damit viel zu spät: Der Ärztemangel drohe bereits unmittelbar. Die ersten Studierenden, die nach der Landarztquote ausgewählt werden, dürften kaum vor 2032 mit ihrer Facharztausbildung fertig sein.

x