Kultur Musikalischer Botschafter

Hat eine steile musikalische Karriere gemacht: Peter Gortner.
Hat eine steile musikalische Karriere gemacht: Peter Gortner.

Eigentlich könnte Peter Gortner heute Stiftskantor in Landau sein. 2017 galt er als aussichtsreichster Bewerber. Zeitgleich lockte ein Master-Stipendium nach Birmingham, zum „Chorleitungs-Guru“ Simon Halsey. Nach dem englischen Abenteuer glückte dann prompt der Griff nach den Sternen, dem vielleicht bedeutendsten in der Badischen Nachbarkirche überhaupt: Seit 1. September ist der 29-Jährige Kantor an der Christuskirche Karlsruhe.

Peter Gortner wurde 1989 in Zweibrücken geboren, und wuchs - Vater Fernfahrer, Mutter Büroangestellte - mit zwei Geschwistern in Thaleischweiler-Fröschen auf. Zu Hause sei viel gesungen worden, erinnert er sich – Musik, nicht abgehoben, aber Teil des Alltags. Blockflöte, Akkordeon und Co. spielten en passant mit, im Jugendchor des Pirmasenser Kantors Maurice Croissant indes fing der stimmbegabte Knabe das erste musikalische Feuer, noch bevor er als 16-Jähriger mit seinem schön timbrierten Tenor in die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz eintauchte. Die Liebe zum Metier und den Menschen, die es braucht, damit aus Notenmaterial Musik wird, hat Peter Gortner schon während der Lehrjahre vielfach mit Praxis und Leben erfüllt: Am Pult des Singkreises „Schir be Mataná“, mit dem er über zehn Jahre Menschen in seiner Heimatgemeinde für anspruchsvolle Popularmusik begeisterte, oder ab 2012 – da studierte er an der Kirchenmusikhochschule Heidelberg – als Leiter des Evangelischen Singkreises Neckarhausen. Das Vokalensemble „Man(n) singt“, 2007 von Gortner gegründet und unvermindert aktiv, genießt längst Kultstatus in der Region und weit darüber hinaus. Mit einer Großbritannien-Tournee im Sommer 2018 – Konzerte in Birmingham, Cambridge und London, dort auch in der St. Paul’s Cathedral – machte die Formation auch jenseits der Landesgrenzen von sich reden. Als prägend bezeichnet Gortner die stilistisch-ästhetische Frühschulung durch die Evangelische Jugendkantorei, deren Freundeskreis zudem die ersten Gesangsstunden finanzierte, somit anschob, was später im Studium Koryphäen wie Ekkehard Abele zu einiger Vollendung führten. Und was Peter Gortner schließlich auch in die Lage versetzte, als Konzerttenor zu reüssieren, etwa als permanentes Mitglied im renommierten Solistenensemble „Capella Spirensis“ des Speyerer Doms. Dem A-Examen 2017 in Heidelberg also folgte der zweisemestrige Master-Studiengang Chorleitung an der Universität von Birmingham. Ein intensives Jahr, prall gefüllt mit chorleiterischer wie sängerischer Praxis, noch dazu unter der Federführung eines der berühmtesten Chordirigenten der Welt überhaupt: Simon Halsey, nicht allein Professor und Ensembleleiter – des City Choir of Birmingham etwa, davor lange Jahre des Berliner Rundfunkchors –, sondern auch musikalische Persönlichkeit von Prägnanz, Ausstrahlung und didaktischer Stringenz. Dessen Freundschaft und musikalischer Partnerschaft mit Sir Simon Rattle, zunächst Chefdirigent des City of Birmingham Symphony Orchestra, ab 1999 der Berliner Philharmoniker, ist es zu danken, dass die Masterstudenten immer wieder in gemeinsame Projekte der beiden berühmten „Simons“ eingebunden wurden. „Die Hospitanz bei den letzten Proben der Bernliner Philharmoniker mit Rattle – das war schon ein tief eindrückliches Erlebnis“, schwärmt Gortner. In Karlsruhe leitet der junge Kantor den Oratorienchor, den Kammerchor und den Mädchenchor „Cantus Juvenum“, bespielt zudem eine fantastische vier-manualige und mit 85 Registern prachtvoll ausgestattete Klais-Orgel . Sein erstes Konzert am 11. November, 18 Uhr, nutzt Peter Gortner, um als deutsche Erstaufführung das in Großbritannien recht populäre zeitgenössische Requiem „There was a Child“ von Jonathan Dove bekannt zu machen. Das hat er Simon Rattle – in gutem Einvernehmen – quasi vor der Nase weggeschnappt. Eine Aufführung der Berliner Philharmoniker soll es dann im Mai 2019 mit ausgesuchten Jugendchören geben – die Karlsruher Mädchenformation von „Cantus Juvenum“ wird dabei sein. Diesem Ensemble wiederum hat Gunther Martin Göttsche seinen „Psalm 90“, das Uraufführungsstück des Abends, gewidmet. Ein Orchesterwerk von Hubert Parry sowie die Brahms-Motette „Warum ist das Licht gegeben“ komplettieren das Programm. Mit den Chorensembles an der Christuskirche musizieren unter Gortners Leitung die Solisten Sarah Wegener, Sopran, und Daniel Schreiber, Tenor, sowie die Kammerphilharmonie Karlsruhe. Weitere Konzerttipps —18. November, 17 Uhr, Friedenskirche Ludwigshafen: Monteverdi – „Marienvesper“ mit Peter Gortner, Tenor. — 8. und 9. Dezember 2018, Lutherkirche Pirmasens beziehungsweise Bartholomäuskirche Hauenstein, jeweils 18 Uhr: „Man(n) singt“.

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