Kultur 50 Zeilen Chanson: Und das Beste soll erst noch kommen

Kaum sind die Victoires de la musique mit großem Spektakel vergeben, wird’s wieder interessant. Und wieder einmal haben wir das Belgien zu verdanken, dem kleinen Königreich, das so gerne vergessen wird. Ob nun in der Literatur oder der Musik: Niederländer wie Franzosen haben ein sehr einnehmendes Wesen, wenn es darum geht, sich mit fremden Federn zu schmücken. Ein paar Beispiele: Von Maurice Maeterlinck bis zu Amélie Nothomb über César Franck bis zu Jacques Brel reicht die Liste berühmter (belgischer) Namen. Ja sogar beim jüngst verstorbenen Nationalidol Johnny Hallyday, Monsieur Smet mit bürgerlichem Namen, führt eine Spur nach Brüssel. Was die Dichtung angeht, lässt sich dieses Phänomen mit den beiden Sprachräumen erklären. Die Musik hat es leichter, die Grenzen zu überwinden. Womit wir bei Axelle Red angelangt sind. Die stammt aus dem flämischen Teil Belgiens, komponiert, schreibt, singt – meistens jedenfalls – französisch. 1998 hat die rothaarige Belgierin, die eigentlich Fabienne Delmas heißt, mit dem Senegalesen Youssou N’Dour die offizielle Hymne der Fußball-WM in Frankreich gesungen. Auch mit Renaud hat sie sich schon im Duett präsentiert. Und natürlich hat sie auch schon bei den Victoires de la musique gewonnen. Gerade ist sie 50 geworden, und nach vier Jahren Pause ist ein neues Album erschienen. Es heißt „Exil“, sie hat es in Los Angeles aufgenommen. Mit „Who’s Gonna Help You“ fängt es an, Titel Nummer zwei, „Excusez-moi“, scheint sich für diesen Sprachausflug zu entschuldigen. Das ist allerdings nicht nötig, denn nach wie vor zeigt Axelle Red, dass sie alles kann – und noch viel mehr. Sie hat das nicht-singende Säuseln mancher Kolleginnen genauso drauf wie eine alles umhauende Soul-Röhre, sie unternimmt Ausflüge ins Poppig-Rockige, diesmal auch in Richtung Nashville. Diese Frau ist ganz einfach eine tolle Musikerin. Der letzte Titel des neuen Albums heißt übrigens „Le plus beau reste à venir“. Wenn das Beste also noch kommt, darf man gespannt sein.

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