Zum Jahreswechsel FCK: Pfalzmeister im Wälzen von Problemen
Hoffnungsfroh sind die Roten Teufel in die ersten Tage 2020 gegangen – mit neuem Aufsichts- und Beirat unter Rainer Keßler und Markus Merk sowie mit dem neuen Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt. Auf fußballerischer Ebene hatten die Roten Teufel eine tolle Erfolgsserie von fünf Drittliga-Siegen und einem Remis Ende 2019 im Rücken. 2020 – das sollte zudem die große Jubiläumszeit werden. Es gab schöne Feierpläne zu 100 Jahre Fritz Walter, 100 Jahre Sportplatz Betzenberg, 120 Jahre FCK: Alles kam anders, auch und gerade wegen Corona.
Eine Klubikone wird entlassen
Den Januar bestimmte – noch unberührt von der später aufziehenden Pandemie – der Streit mit der Lauterer Stadtspitze bei den Verhandlungen des klammen Klubs über die Minderung der Stadionpacht. Im Februar eskalierte nach dem sportlichen Fehlstart ins Kalenderjahr der Streit zwischen dem damaligen Chefcoach Boris Schommers und Torwarttrainer und Klubikone Gerry Ehrmann. Publikumsliebling Ehrmann wurde erst freigestellt und dann fristlos entlassen. Eine Einigung im Rechtsstreit gibt es nun, rund zehn Monate nach der Kündigung, noch immer nicht. Es geht auch um die Höhe einer jedoch gewiss sechsstelligen Abfindung.
Der Profisport pausiert
Das Heimspiel gegen Meppen am 7. März sollte klubhistorische Bedeutung bekommen. Nicht weil der FCK nach 3:1-Führung noch ein 3:3 kassierte. Nein, es war das vorerst letzte FCK-Spiel unter normalen Bedingungen. Danach kam der Lockdown. Auch der Profisport pausierte, bis er detaillierte Hygienekonzepte ausgetüftelt hatte. Erst Ende Mai wurde die längste Saison der Drittliga-Geschichte fortgesetzt. Der FCK bestritt seine erste Partie nach dem Frühjahrs-Lockdown am 30. Mai beim 1. FC Magdeburg – ein Geisterspiel vor leeren Rängen.
Jubiläum und Insolvenz
Die fehlenden Einnahmen vor allem aus dem Sponsoring wie aus der Vermarktung der VIP-Plätze und aus dem Verkauf von Einzelkarten haben dem ohnehin dauerknappen FCK finanziell so zugesetzt, dass Geschäftsführer Voigt am 15. Juni beim Amtsgericht Kaiserslautern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung stellte.
Das Verfahren wurde am 1. September eröffnet. Es folgte die Entschuldung der seit 2018 ausgegliederten FCK-Profifußball-Kapitalgesellschaft auf Kosten der öffentlichen Hand und der Gläubiger. Darunter waren viele Fans. Zum Beispiel Inhaber von Dauer- und Einzeltickets, die wegen der Geisterspiele trotz der bereits erworbenen Karten nicht mehr ins Stadion durften. Auch die Fans, die dem FCK 2019 über die Internet-Plattform Kapilendo Geld für die Drittliga-Lizenz geliehen hatten, mussten auf 96 Prozent ihres Anlagebetrages verzichten: Die Gläubigerversammlung am 29. Oktober – zwei Tage später wäre Fritz Walter 100 Jahre alt geworden – hat dem Insolvenzplan mit vier Prozent Rückzahlungsquote zugestimmt.
Regionale Investoren erhalten den Vorzug
Die Grundlagen für die Sanierung der FCK-Kapitalgesellschaft hat eine Gruppe von fünf Unternehmern geschaffen, alles reiche FCK-Fans: Die Saar-Pfalz-Invest GmbH übernahm rund 33 Prozent des genehmigten Kapitals und zahlte für diese FCK-Aktien elf Millionen Euro. Die regionalen Investoren erhielten vom Gläubigerausschuss den Vorzug vor einem Angebot aus Dubai. Dieses hatte Aufsichts- und Beiratsmitglied Jörg Wilhelm forciert – er verlor nach einem Alleingang den Machtkampf, schied aus Beirat und Verein aus. Am 7. Dezember hob das Amtsgericht das Insolvenzverfahren auf – damit war die Profifußball-Sparte schuldenfrei. Der eingetragene Verein, die Mutter der FCK KGaA, indes hat noch rund 6,8 Millionen Euro Verbindlichkeiten.
Rote Teufel im Abstiegskampf
Nach Rang zehn 2019/20 steht aktuell nach 17 von 38 Spielen der Saison 2020/21 Platz 15 zu Buche: Abstiegskampf unter Trainer Jeff Saibene, seit 2. Oktober Nachfolger des kurz zuvor entlassenen Schommers.
Olaf Marschall kehrt zurück
Neben der Entschuldung des Vereins und dem Schultern der Pandemie-Folgen steht beim FCK die Verbesserung der sportlichen Perspektiven ganz oben auf der Agenda. Ex-Bundesliga-Torjäger Olaf Marschall kehrt zurück – als Chefscout. Auch mittels Wintertransfers soll das Drittliga-Team den Weg aus dem Tabellenkeller finden. Das sportliche Abschneiden beeinflusst die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit stets immens. Wie stellte der Jurist Andreas Kleinschmidt, vom Gericht eingesetzter Sachwalter, nach Abschluss des Insolvenzverfahrens fest: „Geht es der ersten Mannschaft gut, dann geht es dem ganzen Klub gut.“