Ludwigshafen „Nacht der Pflege“: Überraschende Einblicke in die BG Klinik

In der „Nacht der Pflege“ haben die Stationsleitungen der BG Klinik demonstriert, wie eine professionelle medizinische Versorgung von Patienten abläuft. Auch Blutegel und Yoga haben dabei ihren Platz. .

Mit anschaulichen Aktionen und Führungen durch verschiedene Fachabteilungen hat die Berufsgenossenschaftliche Klinik (BG) Ludwigshafen potenzielle Mitarbeiter und Auszubildende auf sich aufmerksam gemacht. Dass in der Klinik nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch der menschliche Aspekt eine zentrale Rolle spielt, verdeutlichten Stationsleiter bei der „Nacht der Pflege“ am Freitag.

Andreas Folz hatte einen Hygienestand vorbereitet. Das Schwarzlicht fördert noch die kleinste Stelle an den Händen zutage, an die kein Desinfektionsmittel gelangt war. Auch dass Bakterien selbst 18 Lagen Toilettenpapier auf der Brille durchdringen können, lernten die Besucher. Eine Methode, mit der Gliedmaßen nach Amputationen besser durchblutet werden, ist der Einsatz von Blutegeln. Diese Informationen gab es von der Hygienefachkraft zur Einstimmung bereits im Eingangsbereich der Klinik.

Durchdachtes Zeitmanagement

Während der Führungen hatten sich die Stationsleitungen der Abteilungen für Querschnittgelähmte, des Schwerbrandverletztenzentrums, der Intensivstation und einer Reha-Station für Schmerzpatienten ein jeweils passendes Szenario ausgedacht. Dass die BG Klinik beispielsweise Schienen, mit denen die unteren Extremitäten wie Knie oder Schenkel unterlagert werden, mitentwickelt hat, war Besuchern neu. Dass Blutdruckwerte direkt beim Messen in die elektronische Patientenakte einfließen, zeugt von durchdachtem Zeitmanagement.

In der Station der Querschnittsgelähmten sind 48 Stellen im Bereich Pflege vorgesehen, acht seien momentan frei, berichtet Stationsleiter Andreas Scholl. „Wir sind ein tolles Team“, findet er. „Neue Mitarbeiter sollen motiviert sein, anpacken und die richtige Grundeinstellung mitbringen“, wünscht er sich. Mit Manja Bergmann hat er eine Kollegin an der Seite, die dankbar ist für die Offenheit der Leitenden Ärzte in der Klinik. Es sei nicht selbstverständlich, dass im Rahmen der Ergotherapie Aromatherapie, Yoga oder Klangschalen zum Einsatz kommen, weiß die examinierte Krankenschwester. Wie wichtig diese Abwechslung für Langzeitpatienten sei, erklärt sie einer Besucherin, die in der Hochschule examinierte Pflegekräfte unterrichtet. Beide Kräfte sind seit mehr als 20 Jahren im Haus beschäftigt.

Versuchspatient Karl

In der Intensivstation war ein künstlicher „Patient“, Karl Gehweg, an multiple Geräte angeschlossen. Zwei Patienten betreuen die Pfleger dort maximal. „Der Bedarf bei sehr schwer Verletzten ändert sich täglich“, berichtet Anja Christ, stellvertretende Stationsleiterin. Dass auch Karls Werte stetig in die sogenannte E-Akte einfließen, hat den Effekt, dass der Einsatz der Geräte zur Abrechnung gegenüber Berufsgenossenschaft oder Krankenkassen belegt ist. „Hinter jedem Patienten stehen Partner, Kinder, Angehörige“, macht Stationsleiter Ralf Wagner deutlich. Auch ihnen müsse man zuhören, sie mitnehmen.

Im Flexiblen-Team der BG sind alle Mitarbeiter, die ihren Dienstplan selbst gestalten. „Zwei Monate im Voraus muss er eingereicht werden“, erklärt Julia Reiser, stellvertretende Teamleiterin. Viele davon arbeiten mit reduzierter Arbeitszeit. Sie werden zu den Stationen geschickt, in denen gerade Bedarf ist. Das kann täglichen Wechsel bedeuten, hat zugleich aber den Vorteil, viele Fachabteilungen kennenzulernen. Lediglich die medizinischen Fachangestellten sind oftmals für eine Woche im gleichen Bereich.

Sechs Praxisanleiterinnen

Warum das Haus eine qualifizierte Ausbildungsstätte ist, erklärte Pflegepädagogin Irina Spähn. Einen qualitativ hohen Anspruch stellten die Chirurgie, die Bereiche Schwerbrand- und Querschnittverletzungen oder die Akutversorgung. „Wir arbeiten mit fünf Schulen eng zusammen und haben gute externe Verbindungen zu Rettungsdiensten.“ Innerhalb der BG sind sechs eigens freigestellte Praxisanleiterinnen beschäftigt, die die praktische Ausbildung auf den Stationen organisieren.

Zehn Prozent direkte Pflegeanleitung zusätzlich zur normalen Anleitung erhält jeder Auszubildende vor Ort. Die BG Klinik unterstützt auch Weiterbildungswünsche. Möchte beispielsweise ein Gesundheits- oder Krankenpflegehelfer die Qualifikation als Pflegefachkraft erwerben, so ist das mit zwei Jahren Schule und damit Verdienstausfall verbunden. Andrea Jurcicek, stellvertretende Pflegedirektorin, hält dann Tipps bereit, wie das Arbeitsamt unterstützt.

Bei der Führung durch das weitläufige Haus verschafften sich auch Mitarbeiter anderer BG-Bereiche ein Bild von den verschiedenen Stationen. „Aber nur, weil ich auch diese Abteilungen einmal sehen wollte“, erklärte eine Pflegekraft.