Wissen Zum Welttag der Feuchtgebiete: Was Moore für das Klima bedeuten

Nebel zieht durchs Ahrensfelder Moor. Die „Urbarmachung“ von Mooren galt jahrhundertelang als Tugend.
Nebel zieht durchs Ahrensfelder Moor. Die »Urbarmachung« von Mooren galt jahrhundertelang als Tugend.

Naturnahe Moore sind als Kohlenstoffspeicher für den Klimaschutz enorm wichtig. Entwässerte Moore hingegen geben Kohlendioxid ab und beschleunigen so die Erderwärmung. Experten sehen vor allem einen Weg, um das langfristig zu verhindern.

Nebelschwaden ziehen durch das Ahrensfelder Moor. Über Jahrhunderte waren Moore wie dieses im Nordwesten Niedersachsens, dem moorreichsten Bundesland der Republik, unbrauchbar für die Landwirtschaft. Mühevoll kultivierten Moorbauern die Böden und machten sie nutzbar. Lange wurde zudem Torf etwa für Blumenerde abgebaut. Das soll anders werden: Seit 2016 renaturiert der Kreis Osterholz Teilbereiche des Moores. Es wird nasser, Tiere und Pflanzen kehren zurück.

„95 Prozent der ursprünglichen Moore in Deutschland gelten heute als tot“, sagt Felix Grützmacher. Er ist Referent für Moorschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Vor allem für bestimmte Vogelarten wie den Goldregenpfeifer oder die Bekassinen, die längst auf der Roten Liste stehen, sei dies dramatisch.

Zeitdruck ist hoch

Außer der über Jahre betriebenen Entwässerung verschärfe auch die Erderwärmung mit längeren Trockenperioden und unregelmäßigen Niederschlägen die Lage. Moore, die als natürliche Kohlenstoffspeicher gegen den Klimawandel helfen könnten, werden dessen Opfer. „Deswegen ist auch der Zeitdruck so hoch, endlich etwas zu tun“, so der Experte.

Als natürliche Kohlenstoffsenken speichern die Moore der Welt laut Nabu etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Intakte Moore können sogar wie Wälder weiteres CO2 aus der Luft ziehen. Denn in saurem Moorwasser werden Pflanzenreste unter Ausschluss von Sauerstoff konserviert. Mit der Zeit bildet sich Torf. Bereits in den 1970er-Jahren verpflichtete sich Deutschland daher in einer internationalen Konvention, seine Feuchtgebiete zu bewahren. Der Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar erinnert daran.

Entwässerte Moore sind für das Klima fatal. Sinkt der Wasserspiegel und Torf kommt an die Luft, beginnt er zu oxidieren. Das sei ähnlich wie bei Spreewaldgurken oder sauren Heringen, sagt der Paläoökologe Hans Joosten. „Wenn man einen sauren Hering aus einem Topf holt und ihn an der Luft liegen lässt, dann rottet der einfach weg“, erklärt der Professor der Universität Greifswald. „Genau das tun Moore auch, wenn man sie entwässert. Und all das organische Material wird dann umgesetzt in CO2.“ Jedes entwässerte Moor trägt so zur globalen Erwärmung bei.

Weltweit bedecken Moore rund drei Prozent der Landfläche. Hierzulande machten sie noch fünf Prozent aus, erklärt Bärbel Tiemeyer, die am Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig forscht. Allerdings seien die Moore oft nicht als solche zu erkennen. „Die finden sich gerade in Norddeutschland unter ganz normalen Äckern oder unter Grünland.“ Etwa sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche liege auf Moorboden. Diese sind für rund 37 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich.

Gesucht: Kooperative Ansätze

Allein die Menge an CO2, die von einem Hektar Grünland mit Moorboden pro Jahr freigesetzt werde, entspreche der Fahrt eines Mittelklasseautos auf 145.000 Kilometern, rechnet Paläoökologe Joosten vor. Er mahnt: „Das Wiedervernässen der Moorflächen ist der einzige Weg“, sagen Experten daher und sehen dabei vor allem die Landwirtschaft in der Pflicht.

Dazu brauche es kooperative Ansätze, so Tiemeyer. Außerdem müsse in die Pflege und den Unterhalt in der Renaturierung befindlicher Flächen investiert werden. Die Flächen einfach zu wässern, reiche nämlich nicht. Dämme und Überläufe, mit denen Flächen unter Wasser gesetzt werden, müssen unterhalten und gepflegt werden. Eine „Generationenaufgabe“, sind sich die Experten einig.

Für Akzeptanz in der Landwirtschaft könnte auch ein anderer Ansatz sorgen, den Forscher Joosten verfolgt: die Paludikultur. Bei dieser Nutzungsform werden Moorflächen wieder vernässt, so dass sie viel weniger Treibhausgase emittieren – und gleichzeitig werden darauf nachwachsende Rohstoffe produziert. „Das Klima profitiert davon doppelt“, ist sich Joosten sicher.

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