Wissen Klimawandel: Auf der Suche nach dem idealen Baum

Keine heimische Art, die aber mit Trockenheit und Hitze bestens zurecht kommt: die Robinie. Sie ist Baum des Jahres 2020.
Keine heimische Art, die aber mit Trockenheit und Hitze bestens zurecht kommt: die Robinie. Sie ist Baum des Jahres 2020.

Wassermangel, Trockenheit und Hitze: Mit den Sommern 2018 und 2019 hatten viele Bäume in großen Teilen Deutschlands Probleme. Bestimmte Baumarten nichtheimischer Herkunft wirkten allerdings dennoch unvermindert wüchsig und vital, etwa die Robinie – Baum des Jahres 2020. Am Samstag, 25. April, gibt der Tag des Baumes Anlass, einen Blick auf den Zustand unserer Wälder und Forschungsprojekte, die sich beispielsweise an der Technischen Universität Dresden mit dem heimischen Baumbestand befassen, zu werfen.

Nicht erst seit den beiden jüngsten Sommern wird verstärkt über Trockenschäden bei Bäumen diskutiert. Relativ unstrittig ist die Hauptanforderung an heutige Bäume und an Baumarten der Zukunft: Ihre Anpassung an den Wassermangel, die sogenannte Trockenstress-Toleranz, muss gewährleistet sein, damit die Bäume auch noch in 50 Jahren ihre Funktionen möglichst umfassend erfüllen können. „Im Sommer dienen sie uns zur Kühlung, Beschattung und Luftfilterung, im Wald benötigen wir sie zur Holzproduktion, als Erholungsraum und als Habitat für zahlreiche Lebensgemeinschaften“, sagt Ming Liu aus Shanghai, der 2019 als Gastwissenschaftler an die TU Dresden kam, um die Trockenstress-Toleranz verschiedener Stadt- und Waldbaumarten zu prüfen.

Blick auf die Baumwipfel

Hierfür misst er in den Baumwipfeln die Jahrestrieblängen der vergangenen fünf Jahre, um daraus die Reaktionen auf die Trockenheit abzuleiten. Dies wurde bisher an jeweils 50 Exemplaren von Buche, Stiel-Eiche, Esche, Feld-Ahorn, Eschen-Ahorn, Hainbuche, Kirsche, Weiß-Tanne, Birne und Eberesche untersucht. Die jüngeren Bäume werden draußen am stehenden Baum gemessen, bei älteren und größeren nutzt der Forscher geschnittene Zweige aus der Oberkrone.

Leiden Bäume unter Trockenstress, fällt die Jahrestrieblänge deutlich kürzer aus als in den Jahren zuvor. Tatsächlich ist dies bei den bisher untersuchten älteren Eschen, Birnbäumen und Winter-Linden, die vor 1995 gepflanzt wurden und mittlerweile sechs bis acht Meter hoch sind, deutlich und überwiegend der Fall – die neuen Triebe schrumpften von reichlich 20 Zentimeter Länge vor 2017 auf deutlich weniger als zehn Zentimeter, bei Eschen und Birnbäumen sogar unter fünf Zentimeter Länge. Bei jüngeren Bäumen aller untersuchten Baumarten, die in den Jahren zwischen 2010 und 2014 gepflanzt wurden und unterdessen eine Höhe von drei bis sechs Metern erreicht haben, sind laut Liu hingegen bisher keine nennenswerten Stressreaktionen feststellbar; sie sind teilweise sogar besonders gut gewachsen. Daher liegt der Gedanke nah, dass sich Jungbäume bereits an die Verhältnisse anpassen und sie nach den Sommern 2018 und 2019 voraussichtlich auch in Zukunft mit ähnlichen Umständen zurechtkommen.

Frisch Gepflanztes besonders gefährdet

Jedoch sind in den beiden vergangenen Jahren auch viele Bäume abgestorben. Besonders betroffen seien frisch gepflanzte Exemplare, wenn sie nicht hinreichend gewässert wurden, und alte Bäume mit weiteren Stresseinflüssen wie zum Beispiel durch Schädlinge, Krankheiten, Schäden durch Baumaßnahmen oder durch nicht fachgerechte Schnittmaßnahmen und Kappungen, betont der Wissenschaftler.

Die Ergebnisse seiner Forschung fließen in eine Datenbank ein, um die Auswahl und Bestimmung geeigneter Baumarten für verschiedene Standorte zu optimieren. Sie ist frei zugänglich.

Info

Das Portal ist für Interessierte frei zugänglich unter www.citree.de und ermittelt aus über 400 Baumarten anhand erwünschter und unerwünschter Eigenschaften die bestgeeigneten Baumsorten für die angegebenen Anforderungen.
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