Wissen Besserer Wein durch Oregano und Thymian

An den Steilhängen entlang der Mosel ist die Gefahr der Bodenerosion besonders groß. Kräuter zwischen den Rebzeilen sollen den B
An den Steilhängen entlang der Mosel ist die Gefahr der Bodenerosion besonders groß. Kräuter zwischen den Rebzeilen sollen den Boden festigen.

Forschende der Universität Trier zeigen, dass der Anbau von Kräutern Weinberge für den Klimawandel rüsten und die Weinqualität steigern kann.

Weinbau in Steillagen prägt die Landschaft der Mosel, wie auch ihrer Nebenflüsse Saar und Ruwer. Durch starke Niederschläge sind die Weinberge in Steillagen dort besonders durch Erosion gefährdet. „Wenn infolge des Klimawandels Extremwetterereignisse weiter zunehmen, kann das existenzbedrohend für die traditionsreichen Weinbaubetriebe der Mosel-Region sein“, warnt Manuel Seeger.

Er ist einer der Koordinatoren des EU-Projekts „Diverfarming“ an der Universität Trier. Was also tun? Seegers und sein Kollege Sören Thiele-Bruhn haben mehr als drei Jahre geforscht und sind zu der Überzeugung gelangt, dass Diversifizierung, also der gleichzeitige Anbau weiterer Pflanzen, dazu beitragen kann, dieses und weitere Probleme zu lösen.

Die Forscher der Trierer Bodenkunde und Winzer Cord Treseler haben versuchsweise Thymian und Oregano unter Rebstöcken des Weinguts Dr. Frey in Kanzem an der Saar angebaut. Die Hoffnung der Wissenschaftler ist, Erosion zu vermeiden, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten sowie den Ausstoß von Treibhausgasen zu minimieren. Nun liegen erste Ergebnisse vor, die das Potenzial dieser zusätzlichen agrarischen Nutzung aufzeigen.

Weniger Nährstoffe, aber auch weniger Kalium

„Eine Befürchtung war, dass der Anbau von aromatischen Kräutern negative Auswirkungen auf die Weinproduktion haben könnte“, schildert Manuel Seeger. Zwar konnte das Forschungsprojekt eine Konkurrenz zwischen den Kräutern und den Reben hinsichtlich Wasser und Nährstoffen feststellen. Aber die Ergebnisse zeigen auch, dass sich dies sogar positiv auf die Qualität des Weines auswirken kann. Die Verbesserung der Weinqualität erklären die Forscher mit einer selektiven Verringerung von Kalium sowie einer leichten Veränderung des Säuregehalts im Most.

„Zwar wurde durch den Anbau aromatischer Kräuter die Produktivität der Reben geringfügig reduziert, aber dieser leicht negative Effekt wird durch die klare Verbesserung der Mostqualität ausgeglichen. Durch einen hohen Öchslegrad und den richtigen Säuregehalt sind die Grundvoraussetzungen für einen sehr guten Wein da“, sagt Felix Dittrich, als Doktorand am Projekt beteiligt. Ob sich der Anbau von Kräutern auch auf den Geschmack des Weines auswirkt, bleibt über den Reifungsprozess abzuwarten.

Diversifizierung schmälert Ertrag nicht

Während der Versuchsjahre war der Weinberg klimatischen Extrembedingungen ausgesetzt: Im Frühsommer 2018 hinterließ ein Starkregen in einer Stunde die Regenmenge, die sonst in einem Monat fällt. Hingegen haben die Jahre 2019 und 2020 Höchstwerte hinsichtlich der gemessenen Temperaturen und der Trockenheit hinterlassen. Da die Diversifizierung keinen negativen Einfluss auf den Ertrag und die Qualität des Weins hatte, sehen die Forschenden große Vorteile, sollte der Kräuteranbau endgültig etabliert werden.

„Die Diversifizierung kann den Weinanbau an der Mosel für den Klimawandel rüsten und schafft noch auf anderen Gebieten Mehrwerte“, so Seeger. „Der Kräuteranbau trägt zur Biodiversität bei. Das kommt Insekten zugute.“ Aber auch der Erhalt der typischen Kulturlandschaft und geringere Emissionen sind positive Auswirkungen. Die Kräuter helfen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern, da zum Beispiel der Stickstoff in der Pflanze fixiert wird.

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