Wirtschaft Steuer für viele Autos wird höher

Selbst dort, wo die Autohersteller nicht – wie VW in den USA – vorsätzlich betrogen haben, klafft oft eine große Lücke zwischen
Selbst dort, wo die Autohersteller nicht – wie VW in den USA – vorsätzlich betrogen haben, klafft oft eine große Lücke zwischen offiziellen Abgaswerten und den tatsächlichen Emissionen.

«Berlin.» Im kommenden Jahr kommt auf Neuwagenkäufer eine steigende Kfz-Steuerlast zu. Grund sind strengere Abgastests, die höhere CO2-Werte ausweisen.

Nach einer EU-Vorgabe werden Prüfungen auf ein neues Labormessverfahren umgestellt. Bundestag und Bundesrat haben ein entsprechendes Gesetz bereits verabschiedet. Das neue Messverfahren ist für alle Neuwagen vorgeschrieben, die erstmals ab dem 1. September 2018 zugelassen werden. Für Autos, die vorher zugelassen worden sind, ändert sich nichts. Ziel der neuen Test sind realitätsnähere CO2-Werte. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) teilte mit, dass die Kohlendioxidwerte (CO2) mit dem neuen Testverfahren gegenüber den bisherigen Messungen um durchschnittlich 10 bis 20 Prozent steigen. Da sich die Kfz-Steuer in Deutschland nach dem Hubraum und dem CO2-Ausstoß richtet, wächst dadurch die Steuerlast für alle Dieselautos und Benziner. Das Bundesfinanzministerium betonte, dass Übergangsfristen zu einer langsamen Anpassung der Steuer führten. „Der neue Prüfzyklus liegt näher an der Wirklichkeit und bildet die heutigen Modelle und Verkehrssituationen besser ab“, sagte VDA-Geschäftsführer Joachim Damasky. Der Messzyklus deckt Fahrsituationen vom Innenstadtverkehr bis zur Autobahnfahrt ab. Im Gegensatz zum bisherigen Test ist er wesentlich dynamischer, denn er beinhaltet deutlich mehr Beschleunigungs- und Bremsvorgänge und er wird mit höheren Geschwindigkeiten gefahren. Die höheren Geschwindigkeiten machen es kleineren, auf Sparsamkeit getrimmten Benzinmotoren schwerer, niedrige Verbrauchswerte zu erreichen. Auch dem Diesel mangelt es daran, hohes Tempo und niedrigen Schadstoffausstoß hinzubekommen. Großvolumige und leistungsstarke Motoren schaffen das und profitieren daher von dem neuen Messverfahren. Sowohl beim bisherigen als auch beim künftigen Test handelt es sich um Messungen auf Rollenprüfständen. Der Labortest, aus dem sich die CO2-Einstufung ergibt, bleibt auch künftig Grundlage für die Abgasgesetzgebung. Bei der künftigen Festsetzung der Kfz-Steuer kann der Finanzminister deutliche Mehreinnahmen erwarten. Wie viel Geld zusätzlich in die Staatskasse fließt, sagt das Finanzministerium nicht. Gegenüber dem bisherigen Standard seien aber höhere Emissionswerte zu erwarten, teilte das Ressort mit. Das Finanzministerium rechnet je nach Modell mit starken Unterschieden. In einigen Fällen könnten die CO2-Werte auch gleich bleiben oder geringer ausfallen. Bei der Kfz-Steuer, die allein dem Bund zusteht, geht es um viel Geld. Der Fiskus nimmt aus dieser Steuer in diesem Jahr rund 9 Milliarden Euro ein. Obwohl Mehrbelastungen drohen, stellte sich das Bundesfinanzministerium während der Gesetzesberatungen auf den Standpunkt, es handele sich nicht um eine Steuererhöhung. Ziel sei es nicht gewesen, die Einnahmen zu steigern, sondern zu realistischen Abgaswerten zu gelangen. Die Automobilindustrie hatte eine Abmilderung gefordert, um Mehrbelastungen zu verhindern. Dies lehnte der Gesetzgeber ab. Keine steuerlichen Veränderungen sind bei den Nachrüstungen der Dieselfahrzeuge durch die Automobilhersteller zu erwarten. Nachdem die deutschen Automobilhersteller zugesagt haben, 5,3 Millionen Dieselfahrzeuge mit einem Software-Update nachzurüsten, um die Stickoxidwerte zu reduzieren, bleibt die bestehende Typenzulassung unverändert. Das bedeutet, dass die Dieselfahrer genauso viel Kfz-Steuer zahlen wie bisher. Die Autobauer haben zugesichert, dass sich für die Fahrzeugbesitzer keine Nachteile ergeben.

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