UNTERNEHMEN SAP streicht Stellen auch in Deutschland

Will in Deutschland 200 Stellen abbauen: SAP-Vorstandssprecher Christian Klein (42), hier am Donnerstag in Walldorf.
Will in Deutschland 200 Stellen abbauen: SAP-Vorstandssprecher Christian Klein (42), hier am Donnerstag in Walldorf.

Europas größter Softwarehersteller SAP will mit Blick auf die angestrebte Wende hin zu mehr Gewinn Tausende Jobs streichen.

Die Walldorfer stellten am Donnerstag auch ihre US-Marktforschungstochter Qualtrics ins Schaufenster – ein Verkauf könne die Profitabilität heben und mehr Fokus auf die Kerngeschäfte erlauben, sagte Konzernchef Christian Klein.

Der 42 Jahre alte Manager will zudem 3000 Stellen streichen. Das sind rund 2,5 Prozent aller Arbeitsplätze, in Deutschland sind es rund 200. Der Stellenabbau soll mehr Investitionen ins Kerngeschäft ermöglichen.

Augenmerk noch stärker auf das Cloud-Geschäft

Seit mehr als zwei Jahren treibt Klein nun schon den Umbau des Konzerns voran. Er will das Kerngeschäft mit Software-Lizenzen zur Unternehmenssteuerung in ein cloudbasiertes Abo-Modell wandeln. In einer Cloud (deutsch: Wolke) kann in der Regel über das Internet mit speziellen Anmeldedaten und Passwörtern auf die Programme zugegriffen werden statt dass sie auf einem einzelnen Rechner oder auf einem lokalen Server gespeichert sind. Die Investitionen in die Zukunft gehen auch bei SAP aber zunächst zulasten des Ergebnisses. Dennoch soll 2023 nach zwei mageren Jahren wieder spürbar mehr Gewinn aus dem Tagesgeschäft eingefahren werden. Finanzchef Luka Mucic rechnet mit einem währungsbereinigten Anstieg des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern um 10 bis 13 Prozent. Im vergangenen Jahr ging das operative Ergebnis noch um zwei Prozent auf 8,03 Milliarden Euro zurück. Mit der Cloudsoftware will SAP im laufenden Jahr währungsbereinigt zwischen 22 und 25 Prozent mehr Umsatz machen, im gesamten Produktumsatz erwartet Vorstandschef Klein ein Plus zwischen 6 und 8 Prozent.

Kosten sollen um 350 Millionen pro Jahr sinken

Zur schon länger in Aussicht gestellten Wende beim operativen Ergebnis hin zum Besseren dürften die Stellenstreichungen in diesem Jahr noch nicht viel beitragen, sagte Finanzchef Mucic. Die jährlichen Kosten sollen durch den Schritt um 350 Millionen Euro sinken. Vor allem ab 2024 komme das zum Tragen. Um sicherzustellen, dass SAP nicht in den für die Zukunft wichtigen Bereichen ins Hintertreffen gerät, habe das Management diese „schwierige Entscheidung“ getroffen.

Kritik vom Betriebsrat

Vom Betriebsrat erntete Klein Kritik. „Bei einem trotz widrigster Umstände so guten Ergebnis einen Personalabbau durchzuführen, halte ich für grundlegend falsch“, sagte der Vorsitzende des europäischen Betriebsrats, Andreas Hahn, dem „Handelsblatt“.

2022 machte SAP am Ende im eigentlichen Geschäft noch Boden gut. Der Jahresumsatz stieg auch dank der anziehenden Geschäfte mit Cloudsoftware zur Nutzung über das Netz um elf Prozent auf 30,9 Milliarden Euro. Ohne den schwachen Euro jedoch wäre der Erlös nur um fünf Prozent geklettert. Unterm Strich sackte der Gewinn 2022 nach Steuern aber auf 1,71 Milliarden Euro ab (2021: 5,38 Milliarden Euro).

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