Wirtschaft Saarstahl verkleinert Schmiede

Wuchtiges Teil: eine Dampfturbine aus der Saarschmiede.
Wuchtiges Teil: eine Dampfturbine aus der Saarschmiede.

«VÖLKLINGEN.» Der Saarstahl-Konzern will seine erst 2010 für 450 Millionen Euro gebaute neue Schmiede in Völklingen zu großen Teilen stilllegen. Grund ist das eingebrochene Geschäft für Kraftwerkswellen. 420 der 850 Arbeitsplätze sollen bereits bis Januar abgebaut, betriebsbedingte Kündigungen aber vermieden werden.

Die Geschäftsführung will Versetzungen von der Schmiede zu anderen Saarstahl-Zweigen, Altersregelungen und auch eine Transfergesellschaft zum möglichst sozialverträglichen Abbau nutzen. Die bis zu 26 Meter lange und 150 Tonnen schwere Turbinen- und Generatorenwellen fertigende Schmiede leidet seit Jahren unter Auftragsrückgängen. Abnehmer waren bislang Kraftwerksbetreiber im konventionellen Bereich, also Kohle, Gas und Atom. Das Neugeschäft mit Lieferanten, namentlich Siemens, ist nahezu komplett ausgefallen, eine Kehrtwende nicht in Sicht. Die 2011 eingeleitete Energiewende hat die bei der Einweihung erst ein Jahr zuvor als Leitinvestition im Saarland gefeierte Freiformschmiede kalt erwischt. Ausreichendes Ersatzgeschäft konnte bislang nicht aufgetan werden. Im vergangenen Jahr lief bei einem Umsatz von 185 Millionen Euro ein Verlust von 63 Millionen Euro auf. Weltweit gibt es einen Preisverfall für Schmiedeprodukte. Insider berichten, dass in den Verkaufsverhandlungen mitunter nur noch ein Drittel der Stückpreise von 2010 erzielt werden können. Die unter dem Dach der Saarstahl AG als GmbH firmierende Freiformschmiede hatte seit 2014 reagiert. 100 Mitarbeiter sind bereits in andere Unternehmenszweige gewechselt. Im vergangenen Jahr wurden mit dem Programm Phönix drastische Kostensenkungen eingeleitet. Seit Herbst vergangenen Jahres ist die Belegschaft in Kurzarbeit. Geschäftsführer Martin Baus sagte nach einer Aufsichtsratssitzung am späten Dienstabend, Saarstahl werde sich nicht aus dem Geschäftsfeld zurückziehen, sondern hoffe, neue Produkte am Markt platzieren zu können. Man sei aber gezwungen, die Kapazitäten an die Marktgegebenheiten anzupassen. Insbesondere die Produktion großer Wellen mit Stückgewichten über 100 Tonnen soll auf Eis gelegt werden. „Das Unternehmen bleibt auf den bisherigen Marktfeldern aktiv, allerdings mit eingekürztem Portfolio im Bereich der Großteilefertigung“, so Baus. Mit der schnellen Umsetzung der Restrukturierung will die Geschäftsführung erreichen, dass die Schmiede 2018 operativ aus den roten Zahlen kommt. Kommende Woche sollen Verhandlungen mit dem Betriebsrat über den Personalabbau aufgenommen werden. Die Schmiede ist über die Mutter Saarstahl AG 100-prozentige Tochter der Dillinger Hütte Saarstahl AG. Zusammen beschäftigen die auf die Produktion von Grobblechen für Pipelines, den Maschinenbau und die Bauwirtschaft spezialisierte Dillinger Hütte und die an die Automobilindustrie liefernde Saarstahl AG 11.000 Mitarbeiter im Saarland.

x