Bahnverkehr Halbstündlich per ICE von Mannheim nach München

Derzeit fährt stündlich ein ICE 4 (Foto) von Mannheim nach München. Zusätzlich gibt es etwa alle zwei Stunden noch einen weitere
Derzeit fährt stündlich ein ICE 4 (Foto) von Mannheim nach München. Zusätzlich gibt es etwa alle zwei Stunden noch einen weiteren ICE.

Mannheim steht auf einer Liste von Städten, die die Deutsche Bahn (DB) künftig im ICE-Halbstundentakt bedienen will. Verkehrspolitisch wichtig ist diese Thematik nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Wirbel um den Deutschlandtakt. Für die Metropolregion Rhein-Neckar gibt es zunächst allerdings kaum zusätzliche Züge.

Angekündigt ist das erweiterte Zugangebot für das Fahrplanjahr 2026, das im Dezember 2025 beginnt. Voraussetzung für die geplanten Änderungen ist, dass der Tiefbahnhof „Stuttgart 21“ samt den Zulaufstrecken rechtzeitig in Betrieb geht. Das ist angesichts der Komplexität der noch ausstehenden Arbeiten allerdings alles andere als sicher. Derzeit kommt es im Großraum Stuttgart zu massiven Eingriffen in den Bahnverkehr durch die Sperrung von Strecken, die mit Arbeiten für „Stuttgart 21“ zusammenhängen.

Zweite Voraussetzung für das geplante Fahrplankonzept ist neben der Inbetriebnahme von „Stuttgart 21“ der Einsatz beschleunigungsstarker Triebwagen im Regionalverkehr auf der Strecke zwischen Frankfurt und Fulda. In dem neuen Fahrplankonzept ist vorgesehen, die Taktzeiten so zu modifizieren, dass ICE von Mannheim nach Berlin in Fulda Anschluss an die ICE-Linie von München nach Hamburg bekommen. Auf diese Weise gäbe es etwa halbstündlich eine Fahrmöglichkeit von Mannheim über Hannover nach Hamburg, allerdings weiterhin nur stündlich als umsteigefreie Direktverbindung. Bei der anderen Verbindung muss in Fulda umgestiegen werden.

Mehr Direktzüge nach München

Mehr Direktzüge soll es ab 2026 aber immerhin von Mannheim nach München geben, allerdings ohne dass in größerem Umfang zusätzliche Züge in Mannheim halten. Derzeit gibt es stündlich einen direkten ICE von Mannheim nach München. Seit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm im vergangenen Dezember fährt etwa alle zwei Stunden noch ein weiterer ICE von Dortmund über Mannheim nach München. Wegen diverser Einschränkungen aufgrund von Baustellen war es in den vergangenen Monaten allerdings eher die Ausnahme, dass alle im Fahrplan eigentlich vorgesehenen Züge von Mannheim nach München tatsächlich gefahren sind.

Die neue Schnellstrecke von Wendlingen nach Ulm, deren Schwachpunkt derzeit die Einfädelung in die Bestandsstrecke bei Wendlingen ist, ermöglicht bisher eine Fahrzeitverkürzung von rund zehn bis 15 Minuten. Wenn „Stuttgart 21“ in Betrieb geht, soll die Verkürzung gegenüber den früheren Fahrzeiten auf rund 30 Minuten wachsen. Dann ist ein Halbstundentakt zwischen Mannheim und München vorgesehen. Dafür wird die bisher in Stuttgart endende ICE-Linie aus Hamburg nach München verlängert. Zusätzlich fährt dieser Zug also nur auf dem Abschnitt zwischen Stuttgart und München.

Viel Wirbel um den Deutschlandtakt

Die Thematik, die in ihren Details ziemlich komplex ist, findet derzeit nicht zuletzt deswegen auch außerhalb von Fachkreisen einige Aufmerksamkeit, weil es viel Wirbel um den Deutschlandtakt gab. Im März hatte Michael Theurer (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, gesagt, der Deutschlandtakt werde „in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt“ umgesetzt. Dies hatte vielerorts den Eindruck entstehen lassen, dass Deutschland auf einen Bahnverkehr auf Schweizer Niveau noch bis 2070 warten müsse. Zuvor war im Kontext Deutschland-Takt häufig das Jahr 2030 genannt worden. Theurers Äußerung weckte bei vielen den Verdacht, dass die Bundesregierung das Projekt auf die lange Bank geschoben oder sogar auf den Sankt-Nimmerleinstag vertagt hat.

Bahnchef Richard Lutz betont dagegen, die Deutsche Bahn (DB) sei „mittendrin im Aufbau des Deutschlandtaktes“. „Der Deutschlandtakt ist nicht tot, er lebt und wird umgesetzt“, betonte Lutz. Nachdem die DB früher dem Konzept Deutschlandtakt nach Schweizer Vorbild sehr reserviert gegenüber stand, bekennt sie sich inzwischen offiziell dazu. Ihre Planungen für den Ausbau des Fernverkehrs sind zwar nicht direkt aus dem Zielfahrplan des Deutschlandtakts abgeleitet, gehen aber zumindest in eine ähnliche Richtung – und zwar sowohl mit der Erweiterung des Angebots auf besonders stark frequentierten ICE-Strecken als auch mit dem Comeback des Bahn-Fernverkehrs auf der früheren Interregio-Linie über die Ruhr-Sieg-Strecke (IC-Linie 34 von Frankfurt nach Dortmund).

Halbstundentakt zwischen Berlin und Hannover

Die Strecke von Berlin nach Hamburg war Ende 2020 die erste, auf der unter der Devise „Einstieg in den Deutschlandtakt“ ein Halbstundentakt eingeführt wurde. Dabei kann von einem echten Halbstundentakt allerdings nur in sehr eingeschränkten Maße die Rede sein. Weil etwa die Hälfte der Züge zwischen Berlin-Spandau und Hamburg nonstop fährt und die andere Hälfte mehrere Zwischenhalte bedient, gibt es wegen erheblichen Fahrzeitunterschieden keinen exakten Halbstundentakt. Immerhin fährt durchgehend etwa halbstündlich zwischen 6.38 Uhr 20.38 Uhr im Berliner Hauptbahnhof ein ICE, Intercity (IC) oder Eurocity (EC) nach Hamburg ab.

Zum kommenden Fahrplanwechsel im Dezember wird ein halbstündliches Angebot auch auf der Strecke von Berlin nach Hannover eingeführt. Dies wird zum einen dadurch möglich, dass der IC von Berlin nach Amsterdam mit verkürzten Fahrzeiten um rund 30 Minuten verlegt wird und zum anderen ein neues Konzept für den ICE-Fahrplan zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet in Kraft tritt.

Schneller von Berlin nach Köln

Hier fährt bisher stündlich ab Berlin ein Zug aus zwei ICE 2, der in Hamm geteilt wird. Dieser im Fachjargon „Flügeln“ genannte Vorgang erlaubt es, mit einem Zug ab Berlin viele Direktverbindungen anzubieten. Der Ruhr-Flügel fährt weiter über Essen nach Düsseldorf, der Wupper-Flügel über Wuppertal nach Köln. Vor allem das Kuppeln der beiden Flügel in der Gegenrichtung ist jedoch in der Praxis oft mit einigen Komplikationen verbunden, die zu Verspätungen oder sogar Zugausfällen führen.

Ab Mitte Dezember wird deshalb nur noch bei jedem zweiten Zug in Hamm geflügelt und gekuppelt. Bei den anderen Zügen fährt ein langer ICE 4 komplett auf der am stärksten frequentierten Strecke von Berlin über Essen nach Düsseldorf. Etwa eine halbe Stunde später fährt ab Berlin ein separater ICE nach Köln, der nur in Hannover, Bielefeld, Hagen und Wuppertal hält.

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Einen Kommentar zur Diskussion um den Deutschlandtakt finden Sie hier.

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