Greeley Hacker greifen Fleischfabriken in USA an

Die brasilianische JBS gilt als größter Fleischkonzern der Welt. JBS zählt mehr als 250.000 Beschäftigte in 190 Ländern .
Die brasilianische JBS gilt als größter Fleischkonzern der Welt. JBS zählt mehr als 250.000 Beschäftigte in 190 Ländern .

Wieder schlagen erpresserische Hacker zu: Nur wenige Wochen nach dem Stopp einer Benzin-Pipeline in den USA stehen dort nun große Fleischfabriken still. Ein Cyberangriff auf den weltgrößten Fleischkonzern JBS hat große Teile der Produktion in Nordamerika und Australien lahmgelegt. Hinter der Attacke werden Online-Kriminelle aus Russland vermutet.

Dem US-Landwirtschaftsministerium zufolge wurde unter anderem die Versorgung in den Vereinigten Staaten getroffen, wo von JBS-Unternehmen rund ein Viertel der Rindfleisch- und ein Fünftel der Schweinefleisch-Produktion kommen. In der Nacht zum Mittwoch sprach der brasilianische Konzern allerdings von Fortschritten beim Hochfahren der gestoppten Werke in den USA, Australien und Kanada.

„Unsere Systeme gehen wieder online“, versicherte der Chef des US-Geschäfts, Andre Nogueira. So sei in Kanada die Rindfleisch-Produktion bereits wieder in Betrieb. Ein Großteil der Fabriken solle im Laufe des Mittwochs wieder anfahren. Das US-Landwirtschaftsministerium teilte mit, die Situation gemeinsam mit dem Weißen Haus und anderen Behörden genau zu beobachten und JBS dabei zu unterstützen, mögliche Versorgungsprobleme zu lindern.

US-Regierung informiert

Wegen des Hacker-Angriffs mussten fünf der größten Fleischfabriken in den USA vorerst stillgelegt werden, wie US-Medien unter Berufung auf Gewerkschaften und Mitarbeiter berichteten. Vom brasilianischen Konzern selbst gibt es nur wenige Details zu dem Cyberangriff. Eine Sprecherin des Weißen Hauses sagte aber, JBS habe die US-Regierung über eine Attacke mit Erpressungssoftware informiert, als Urheber werde eine kriminelle Gruppe aus Russland vermutet.

Bei solchen Angriffen werden die Daten auf Computern verschlüsselt, und die Angreifer verlangen Geld für die Freigabe. Erst vor wenigen Wochen hatte eine Attacke dieser Art den Betrieb einer der größten Benzin-Pipelines in den USA gestoppt und die Kraftstoffversorgung in dem Land vorübergehend eingeschränkt. Der Betreiber Colonial zahlte Angreifern ein Lösegeld von 4,4 Millionen Dollar (3,6 Mio Euro), wie das Unternehmen einräumte. JBS betonte aber bereits, dass die Backup-Server des Unternehmens nicht betroffen seien und man mit externen Experten daran arbeite, die Systeme daraus wieder herzustellen.

Kreml: Über Täter „nichts bekannt“

Die Attacke sorgt für neue Spannungen zwischen Washington und Moskau. Die US-Regierung habe Russland klargemacht, dass ein verantwortungsvoller Staat Urheber solcher Attacken nicht beherberge, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses.

Russlands Vize-Außenminister Sergej Rjabkow bestätigte laut Agentur Interfax nur, dass es ein Gespräch zwischen dem US-Außenministerium und der russischen Botschaft in Washington gegeben habe. Dem Kreml lagen entsprechende Informationen laut eigener Darstellung zunächst nicht vor. „Nein, mir ist dazu überhaupt nichts bekannt“, sagte Sprecher Dmitri Peskow zudem auf die Frage, ob er etwas über die Organisatoren der Attacke wisse.

Die Holding J&F Investimentos, zu der JBS gehört, beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 250.000 Menschen und ist in 190 Ländern vertreten. Die Werke in Großbritannien und Mexiko seien von der Attacke nicht betroffen gewesen, teilte JBS mit.

Angriffsfläche immer größer

Attacken mit Erpressungs-Trojanern hatten in den vergangenen Jahren mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Allein 2017 legte im Mai der Erpressungs-Trojaner WannaCry neben den Computern vieler Privatleute unter anderem Computer in britischen Krankenhäusern sowie Fahrplan-Anzeigen der Deutschen Bahn lahm. Wenige Wochen später traf die Lösegeld-Software NotPetya unter anderem die Reederei Maersk und den Nivea-Hersteller Beiersdorf. Diese Attacken galten als ein Weckruf für mehr IT-Sicherheit. Dennoch gab es nun erneut mehrere erfolgreiche Angriffe mit Lösegeld-Software.

Mikko Hyppönen von der IT-Sicherheitsfirma F-Secure führt dies unter anderem darauf zurück, dass die Angriffsfläche mit dem digitalen Wandel in allen Branchen immer größer werde. Es werde noch dauern, bis diese allgemeine Bewegung ins Netz angemessen abgesichert werde: „Ich denke nicht, dass wir das Schlimmste schon erlebt haben.“

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