Wirtschaft Höhere Benzinpreise sind Folge der Rohöl-Verteuerung

Der Trend ist aber eindeutig: Während Super E5 – der hierzulande meistgetankte Kraftstoff – noch im März unter 1,40 Euro pro Liter kostete, liegen die Tagesmittelwerte jetzt deutlich über dieser Marke. Beispiel gestern, Sonntag, 10 Uhr: E5 kostete laut dem Internet-Vergleichsportal clever-tanken.de in Ludwigshafen zwischen 1,46 und 1,53 Euro. Hier Fragen und Antworten zum Thema.

Was treibt die Preise?

Hintergrund sind die steigenden Kosten für Rohöl. In den vergangenen zwölf Monaten verteuerte sich die Nordseesorte Brent um gut 50 Prozent. Für den Preisanstieg auf dem Ölmarkt gibt es mehrere Gründe: Die Organisation Öl exportierender Länder (Opec) und Russland haben ihre Förderquoten schon Anfang 2017 gekürzt, um den damals niedrigen Ölpreis zu stützen. Hinzu kamen unfreiwillige Produktionsausfälle in Venezuela, das in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise steckt. Den letzten Schub über die Marke von 75 Dollar (rund 64 Euro) pro Barrel (159 Liter) erhielt der Ölpreis aber durch die Furcht vor einem Ausfall des wichtigen Exporteurs Iran. Was gefährdet die iranischen Exporte? US-Präsident Donald Trump hat bei Aufkündigung des Atom-Abkommens gegen den Iran auch Wirtschaftssanktionen verhängt. Zwar importieren die Vereinigten Staaten kein Öl aus dem Iran. In der Vergangenheit haben die USA aber andere Abnehmer wie die EU-Staaten gezwungen, die Öl-Einfuhren aus dem Iran zu reduzieren. Dies war die Voraussetzung dafür, dass Banken und andere Unternehmen aus der EU weiter Zugang zum US-Finanzsystem hatten. „Wenn die USA dies erneut durchsetzen, würden die Exporte aus dem Iran zum Jahresende deutlich zurückgehen“, so Eugen Weinberg, Rohstoff-Experte der Commerzbank. Drohen dann noch höhere Preise? Nicht unbedingt. Denn die Opec könnte beschließen, den Rückgang von Lieferungen aus ihrem Mitgliedsland Iran zu kompensieren. Tatsächlich erwägen Saudi-Arabien und Russland, der größte Öl-Exporteur außerhalb der Opec, eine Ausweitung ihrer Produktion schon ab Juli. Der saudiarabische Energieminister Chaled al-Faleh meinte jetzt, die Ölförderländer hätten „bald die Möglichkeit, das Angebot zu öffnen“. Das werde „wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte“ passieren. Sein russischer Kollege Alexander Nowak sagte, sollte die Ölproduktion wieder steigen, dann „ab dem dritten Quartal“, also ab Juli. Commerzbank-Experte Weinberg kommentiert dies so: „Einen verschärften Anstieg der Preise erwarten wir nur bei einer massiven Zuspitzung der geopolitischen Lage im Nahen und Mittleren Osten.“ Wie wichtig ist der Öl- für den Spritpreis? Den größten Anteil am Benzin bekommt der Fiskus: Die Mineralölsteuer beträgt rund 65 Cent pro Liter. Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer, die mit dem steigenden Ölpreis mehr abwirft. Die sogenannten Produktbeschaffungskosten der Mineralölwirtschaft – in die auch die Raffineriepreise einfließen – beliefen sich im April auf rund 42 Cent pro Liter E5, der damals im Mittel 1,39 Euro kostete. Das entspricht einem Anteil von 30 Prozent. Warum schwanken die Preise an der Zapfsäulen dauernd? Die Tankstellen erhöhen tendenziell die Preise, wenn die Nachfrage besonders hoch ist: „Morgens, wenn die Leute zur Arbeit fahren, am späten Nachmittag, wenn sie heimfahren und leicht auch in der Mittagspause“, sagt Ralf Dewenter. Der Professor an der Bundeswehr-Universität in Hamburg hat mehrere Studien zum Kraftstoffmarkt veröffentlicht. Seit einigen Jahren seien aber zunehmend Preisbewegungen auch zu anderen Tageszeiten zu beobachten – ein Trend, den auch die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt bestätigt. Dewenter vermutet, dass bei den Preisschwankungen die Markttransparenzstelle selbst eine Rolle spielt: Sie erfasst seit 2014 in Echtzeit die Tankstellenpreise, die als Basis für viele Vergleichsportale im Internet dienen. „Genau wie die Verbraucher können darauf natürlich auch die Mineralölkonzerne die Preise ihrer Wettbewerber einsehen und darauf reagieren“, sagt Dewenter.

x