Wirtschaft Große Pläne für Piräus

China hat große Pläne für den griechischen Hafen Piräus. Er soll für chinesische Exporte ein Tor zu Europa werden.

Griechenland hat zu kämpfen. Seit acht Jahren schrumpft die Wirtschaft, die Schuldenkrise hat Hellas in eine tiefe Rezession gestürzt. Aber in Piräus, dem größten Hafen des Landes, ist davon kaum etwas zu spüren. Seit die chinesische Staatsreederei China Ocean Shipping Company, kurz Cosco, Ende 2009 in Piräus Fuß fasste, geht es aufwärts mit dem Hafen. Die Chinesen haben große Pläne: Sie wollen Piräus in den nächsten Jahren zur Drehscheibe für chinesische Exporte nach Europa ausbauen. Das Engagement in Piräus ist Teil einer langfristig angelegten Strategie der chinesischen Regierung: Mit dem Einstieg bei europäischen Hafengesellschaften will Peking neue Handelsrouten für chinesische Waren öffnen. In Nordeuropa habe Cosco nach einer Beteiligung in Rotterdam bereits ein Auge auf Antwerpen und Zeebrügge geworfen, heißt es in der Branche. Als Cosco 2009 mit der griechischen Regierung einen ersten Pachtvertrag über den Betrieb eines Containerpiers in Piräus unterzeichnete, wurden in Griechenlands größtem Hafen lediglich 166.000 Containereinheiten (TEU, twenty foot equivalent units) umgeschlagen. 2016 waren es bereits knapp 3,5 Millionen TEU. Damit ist Piräus weltweit der am schnellsten wachsende Containerhafen. Im vergangenen Jahr übernahm die Cosco-Tochtergesellschaft Cosco Shipping Port 51 Prozent an der bis dahin staatlich kontrollierten Hafengesellschaft von Piräus (OLP). Nach fünf Jahren sollen die Chinesen weitere 16 Prozent übernehmen. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte die seit Jahren diskutierte Privatisierung der Hafengesellschaft noch als Oppositionsführer erbittert bekämpft. Als Premier hatte er keine andere Wahl: Der Verkauf des Hafens gehörte zu den Bedingungen der internationalen Geldgeber für weitere Hilfskredite. Die Übernahme ließ sich Cosco 437,5 Millionen Euro kosten. Mindestens weitere 300 Millionen Euro verspricht der Konzern in den nächsten fünf Jahren zu investieren. Piräus soll zum Tor für den Export chinesischer Produkte nach Europa werden. Unternehmen wie Sony, Hewlett Packard, Huawei und ZTE schlagen bereits einen Großteil ihrer in China gefertigten Waren in Piräus um. Von der Drehscheibe Piräus werden die Güter auf kleinere Schiffe umgeladen und zu anderen Mittelmeerhäfen gebracht oder per Eisenbahn nach Mittel- und Osteuropa transportiert. Mit der im Januar besiegelten Übernahme des griechischen Bahn-Betreibers Trainose durch die italienischen Staatsbahnen dürfte der jahrzehntelang vernachlässige Schienenverkehr in Griechenland endlich in Schwung kommen. Im Westen Athens entsteht bereits ein Logistikzentrum, dessen Herzstück ein großer Containerbahnhof ist. Die Containerreedereien sparen acht bis neun Frachttage, wenn sie ihre Schiffe aus Asien nach Piräus statt zu Nordseehäfen wie Rotterdam, Antwerpen oder Hamburg schicken. Piräus hat außerdem den Vorteil, als natürlicher Tiefwasserhafen Containerschiffe aller Größen aufnehmen zu können. Gegenwärtig baut Cosco ein drittes Containerpier. Nach seiner Fertigstellung wird Piräus der einzige Hafen im Mittelmeer sein, der gleichzeitig bis zu fünf Frachter der Größenklasse von 20.000 TEU abfertigen kann. Noch liegt Piräus beim Containerumschlag unter den Mittelmeerhäfen auf Platz drei hinter Algeciras und Valencia. Ziel der Chinesen ist es, den griechischen Hafen zur Nummer eins im Mittelmeer zu machen. Für die krisengeplagte griechische Wirtschaft ist der Ausbau des Hafens eine Art Leuchtturmprojekt. Im Bereich Logistik hat das Land wegen seiner geografischen Lage und seiner langen Seefahrertradition als Drehscheibe zwischen Asien und Europa viel Potenzial.

x