Meinung GDL-Streik: Drei Tage Tortur

Angesichts des massiv reduzierten Zugangebots herrschte an den Bahnhöfen drei Tage lang viel weniger Betrieb als sonst.
Angesichts des massiv reduzierten Zugangebots herrschte an den Bahnhöfen drei Tage lang viel weniger Betrieb als sonst.

Der dreitägige Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat die Pfalz schwer getroffen. Besonders heftig waren die Auswirkungen auf den Fernverkehr in Mannheim. Fahrgäste leiden unter der Rivalität zweier Gewerkschaften.

Wer häufig mit dem Zug fährt, hat oft unter der Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn (DB) zu leiden. Dass aber drei Tage hintereinander allenfalls noch ein kleiner Teil der Züge fährt, ist dann doch eine Tortur besonderer Art. Ungewöhnlich heftig betroffen war diesmal gerade der ICE-Knoten Mannheim und zwar wegen der kombinierten Effekte von GDL-Streik und Sperrung der Riedbahn. Deswegen fuhr ein großer Teil der wenigen Fernzüge, die nicht mangels Lokführern ausfielen, an Mannheim vorbei.

Die GDL profitierte schon bei früheren Streiks anfangs oft davon, dass ein großer Teil des mit den Details nicht vertrauten Publikums den Lokführern eine bessere Bezahlung gönnt. Ungewöhnlich häufig war aber in den vergangenen Tagen schon zu hören, dass man den Lokführern mehr Geld gönne, aber kein Verständnis für das Verhalten des GDL-Chefs habe.

Streiks als Selbstzweck

Für den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky sind die Streiks offenkundig ein Selbstzweck. Richtige Tarifverhandlungen mit der DB hat es praktisch überhaupt noch nicht gegeben, weil Weselsky daran gar kein Interesse hatte. Zwar hat DB-Personalvorstand Martin Seiler teilweise ungeschickt agiert, aber es ist schwer vorstellbar, dass Seiler mit einem geschickteren Auftreten eine realistische Chance gehabt hätte, Streiks zu verhindern, die Weselsky offensichtlich unbedingt wollte. Der GDL-Chef hat sich dabei mit der Arbeitszeitverkürzung ohne Lohneinbußen eine Forderung ausgesucht, bei der der DB ein Entgegenkommen angesichts des akuten Personalmangels in der Bahnbranche besonders schwer fällt.

Hauptziel von Weselsky ist es offensichtlich, sich wieder einmal als Haudegen zu profilieren, der mit härteren Bandagen kämpft als die von ihm wiederholt heftig beschimpfte größere Eisenbahnergewerkschaft EVG, die in aller Regel moderater auftritt – und vor allem auch sehr viel stärker an die Bahnkunden denkt, von denen Löhne und Gehälter der Eisenbahner ja letztendlich bezahlt werden.

Keine Rücksicht auf Handball-EM

So hat die EVG, die in diesem Jahr zweimal mit Warnstreiks den Bahnbetrieb in Deutschland für jeweils einen Tag komplett lahmgelegt hat, immerhin Rücksicht auf den evangelischen Kirchentag genommen, dessen Besucher zur An- und Abreise mit der Bahn aufgerufen waren.

Weselsky hat dagegen mit seinem aktuellen Streik keinerlei Rücksicht auf den Start der Handball-EM genommen, deren Mobilitätspartner die DB ist. Dass das Image des Arbeitgebers vieler seiner Mitglieder dadurch weiter beschädigt wird, scheint Weselsky nicht nur egal zu sein, sondern sogar gut in den Kram zu passen.

Aufbruchstimmung massiv gestört

Während Weselsky verbal so tut, als ob er den Bahnverkehr in Deutschland retten will, und damit kokettiert, dass er ja wegen seiner überragenden Fachkenntnisse am besten selbst Bahnchef werden könnte, beschädigt er tatsächlich nicht nur die DB, sondern den ganzen Schienenverkehr. Die Aufbruchstimmung, die zeitweise mit der Einführung des neuen Deutschlandtickets verbunden war, wird durch die GDL-Streiks massiv gestört. Wenn sich der Tarifkonflikt mit der DB wieder so lange hinziehen sollte wie 2015, würde sie wahrscheinlich sogar dauerhaft ruiniert.

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