Wirtschaft Energie für Familien trotz Entlastungspakets deutlich teurer

Ein Stromzähler: Die Preise legten laut dem Vergleichsportal Verivox auf Jahressicht um 30 Prozent zu.
Ein Stromzähler: Die Preise legten laut dem Vergleichsportal Verivox auf Jahressicht um 30 Prozent zu.

Die Menschen in Deutschland spüren die Folgen des russischen Angriffskriegs im Geldbeutel. Insbesondere Energiekosten steigen rasant. Die Bürger sollen entlastet werden – aber es bleibt eine Lücke.

Trotz des geplanten Entlastungspakets der Bundesregierung belasten die steigenden Energiekosten die Bürger nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox und des Steuerzahlerbundes erheblich. Demnach sind die jährlichen Energiekosten für einen vierköpfigen Musterhaushalt mit zwei Kindern zwischen April 2021 und April 2022 um 2408 Euro auf 6269 Euro gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs um 62 Prozent.

Das Entlastungspaket zur Abfederung steigender Energiepreise gleicht die Preisanstiege laut Verivox für die Musterfamilie mit 1035 Euro aus, also nicht einmal zur Hälfte. Grundlage für die Rechnung sind die Energiepreise des Aprils, die für die Dauer des gesamten Jahres 2022 angenommen werden. Entlastungen wie etwa die Abschaffung der EEG-Umlage, die erst im Juli kommen soll, werden nur anteilig berücksichtigt.

Kratzen an den Höchstständen

Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) betonen, dass der Staat die wirtschaftlichen Folgen von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine nicht komplett auffangen, sondern nur mildern könne.

„Die Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine haben die Energiepreise weltweit stark nach oben getrieben. Egal ob Strom, Gas, Heizöl oder Sprit: Alle Energiearten kratzen an ihren Höchstständen oder haben diese sogar übertroffen“, sagte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.

Verivox hat in Zusammenarbeit mit dem Bund der Steuerzahler jene Vorhaben bewertet, die unmittelbaren Einfluss auf die Kosten für Heizen, Strom und Tanken haben. Berücksichtigt wurden demnach die Energiepreispauschale für Erwerbstätige in Höhe von 300 Euro, die um 200 Euro erhöhte Werbungskostenpauschale, der einmalige Bonus von 100 Euro pro Kind, der Wegfall der EEG-Umlage ab Juli, die dreimonatige Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe sowie die Erhöhung des Grundfreibetrages.

Fiskus als Inflationsgewinner?

Vor allem Heizölkunden leiden laut Verivox unter der Preisentwicklung mit einem Anstieg um 144 Prozent, die Gaspreise verdoppelten sich im Jahresverlauf. Die Strompreise legten demnach auf Jahressicht um 30 Prozent zu, Benzin um 35 Prozent und Diesel um 56 Prozent.

Verivox geht für die Berechnungen von einer vierköpfigen Familie mit einem jährlichen Wärmebedarf von 20.000 Kilowattstunden (kWh), einem Stromverbrauch von 4000 kWh und einer jährlichen Fahrleistung von 13.300 Kilometern aus. Die durchschnittlichen Preise für Strom und Gas entsprechen einem Index, der die Preise der örtlichen Grundversorger und 30 überregionaler Anbieter umfasst. Die Steuerrechnung stammt vom Bund der Steuerzahler.

Der Bund der Steuerzahler hat weitergehende Forderungen zur steuerlichen Entlastung der Bürgerinnen und Bürger als bisher vorgesehen. „Die Regierung muss deutlich nachbessern und den Einkommensteuertarif 2022 so an die Inflation anpassen, dass der Fiskus nicht zum Inflationsgewinnler wird“, forderte der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel. Nach Ansicht des Vereins sollten die Steuerklassen so verändert werden, dass erst bei einem höheren Einkommen als bisher jeweils höhere Sätze fällig werden.

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