Wirtschaft Chronik: Die schier unendliche Geschichte der TDI-Baustelle

• 21. 11. 2006: Die Chemieriesen Dow Chemical und BASF kündigen eine Machbarkeitsstudie für den Bau der weltgrößten TDI-Anlage an. Kapazität: 300.000 Jahrestonnen. Standort: Ludwigshafen oder Antwerpen. Betriebsstart: 2011. • 17. 1. 2012: Die RHEINPFALZ berichtet, dass die Entscheidung für den Bau der rund 1 Milliarde Euro teuren TDI Anlage in Ludwigshafen unmittelbar bevorstehe. Von einer Beteiligung des US-Konzerns Dow ist nicht mehr die Rede. Am gleichen Tag bestätigt die BASF, dass die Entscheidung für die TDI-Anlage in Ludwigshafen gefallen sei und kündigt an, eine kleinere Anlage am brandenburgischen Standort Schwarzheide werde geschlossen, wenn die Fabrik im Stammwerk starte. Geplante Fertigstellung der neuen Anlage: Ende 2014. • September 2012: Baubeginn. Geplante Bauzeit: 28 Monate. • Januar 2013: Die Mitarbeiterzeitung meldet, neben der Investitionssumme stehe die schnelle Inbetriebnahme im Mittelpunkt, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Der Zeitdruck scheint enorm zu sein. • 26. 2. 2013: Beim Setzen von Pfählen auf der TDI-Baustelle stößt eine Baumaschine auf eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Detonation wird ein Bauarbeiter leicht verletzt. Der Zeitplan sei nicht in Frage gestellt, so die BASF. • 29. 3. 2014: Erst per Schiff auf dem Rhein, dann per Schwertransport auf Rädern wird der erste riesige Phosgen-Reaktor – das Herzstück der TDI-Anlage – angeliefert. • 9. 12. 2014: Der Leverkusener BASF-Konkurrent Bayer nimmt in Dormagen planmäßig seine neue TDI-Fabrik in Betrieb. Investitionssumme: 400 Millionen Euro. Mit einer Kapazität von 300.000 Tonnen pro Jahr ist sie genau so groß wie das TDI-Projekt der BASF in Ludwigshafen. Einige Tage zuvor hat die BASF mitgeteilt, dass es beim Bau ihrer Anlage zu kleineren Verzögerungen komme. • 17. 11. 2015: Trotz massiver technischer Probleme wird die Anlage im Beisein des damaligen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel, der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und des damaligen Konzernchefs Kurt Bock offiziell „in Betrieb“ genommen. • 27. 7. 2016: BASF-Chef Bock sagt, er erwarte die baldige Inbetriebnahme. • 15. 8. 2016: Die BASF meldet den Start der TDI-Anlage. Als Gründe für die Pannen werden ein „zu aggressiv gestrickter Zeitplan“ und Pech beim Bau genannt. • 7. 9. 2016: Die BASF bestätigt RHEINPFALZ-Informationen, denen zufolge am 15. Juni bei einer Panne in der TDI-Anlage das giftige Gas Phosgen in einer Sicherheitskammer ausgetreten ist. Der Vorfall habe keinen Schaden angerichtet und sei nicht meldepflichtig gewesen. • 19./20. 11. 2016: An diesem Wochenende treten erneut Spuren von Phosgen in einer Sicherheitskammer aus. Die Anlage wird stillgelegt. • 15. 2. 2017: Der defekte Phosgenreaktor wird durch eine kleinere Reserveanlage ersetzt, die vom belgischen BASF-Standort Antwerpen herbeigeschafft wird. Auch der kleinere Ersatzapparat hat die Ausmaße einer Garage. • 12. 5. 2017: Die Anlage läuft mit gedrosselter Jahreskapazität von 100.000 Tonnen im Regelbetrieb. • 9. 10. 2017: Die BASF bestätigt auf RHEINPFALZ-Anfrage Qualitätsprobleme in der TDI-Anlage. Die Lieferungen an Matratzenhersteller seien gestoppt worden. Die Anlage steht seit Anfang Oktober still. Matratzenhersteller stoppen die Produktion. Rückrufaktionen von TDI und Matratzen werden gestartet. • 24. 10. 2017: Die BASF meldet, die Anlage habe den gedrosselten Betrieb wieder aufgenommen. Von den Schäumen, die mit dem verunreinigten TDI hergestellt worden seien, gehe keine Gesundheitsgefährdung aus. • 1. 3. 2018: Der neue Phosgenreaktor kommt per Rheinschiff und Schwertransport ins Stammwerk.

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