Nachruf Zum Tod des Malers Karl August Wolff

Die Ansicht Offenbachs, die Karl August Wolff seiner Heimatgemeinde schenkte.
Die Ansicht Offenbachs, die Karl August Wolff seiner Heimatgemeinde schenkte.

Der Pfälzerwald und die Auenlandschaft der Rheinebene waren die Sehnsuchtsorte des Malers Karl August Wolff, der bis vor acht Jahren in Offenbach lebte. Mit fast 85 ist er jetzt gestorben.

Den Blick durchs Rebenmeer auf die Villa Ludwigshöhe oder das Hambacher Schloss, das für ihn noch die Maxburg war, hat der Maler und Lebenskünstler Karl August Wolff geliebt und oft in Öl inszeniert. Noch wichtiger aber waren ihm die Selbstverständlichkeiten am Wegesrand und die Stimmungen, die vom Wetter oder den Jahreszeiten gezaubert werden.

Sonnenstrahlen, die durch Baumkronen dringen, Lichtspiegelungen auf Wasserflächen, Wolkengebilde, die Schattenbilder werfen, Baumstümpfe, aus denen neues Leben quillt, Schneereste über braunem Laub: Das waren typische Motive für den gebürtigen Ludwigshafener, der nicht die theatralische Kulisse, sondern die beifälligen Reize suchte, die der Natur innewohnen.

Tägliche Streifzüge mit dem Hund

Auf seinen täglichen Streifzügen, die er von seinem Wohnhaus in der Essinger Straße 99 in Offenbach unternahm, fand er immer und überall reichlich Anlass, flüchtige Eindrücke mit dem Fotoapparat festzuhalten und diese Gedankenstützen mit spätimpressionistischem Duktus in Ölgemälde zu verwandeln. Vielleicht hat er die Natur um sich herum gerade deshalb so sinnlich wahrgenommen, weil er sie lange entbehrt und in jungen Jahren viel auf Wanderschaft war.

Geboren wurde Karl August Wolff 1938 im Hemshof. Die Mutter starb früh, sein Vater, Paul August Ferdinand Wolff, war Maler und Kunstmaler und hat ihm wohl das künstlerische Talent, nicht aber Erdung mit dem Handwerk in die Wiege gelegt. Karl August verdingte sich als Sackträger am Mannheimer Hafen, zog früh hinaus in die Welt, durchkreuzte England, Holland, Belgien, Frankreich, die Schweiz und Skandinavien und lernte in Dänemark seine Frau Kirsten kennen, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammte und für ihn mit ihrer Familie brach.

Nach dem Tod der Frau weggezogen

20 Jahre lebten die beiden in Dänemark, zuletzt auf Lolland – sie mit einer Anstellung in einem Krankenhaus, er malend und ein Zusatzgeld als Polizeihund-Züchter verdienend. Beide wurden glückliche Eltern von Tochter Mette, die heute in Kopenhagen lebt. Den Pfälzer aber hat das Heimweh so sehr gepackt, dass er mit seiner Frau zurück in die Heimat kam, zuerst eine Wohnung in Edenkoben bezog und sich 1989 in Offenbach niederließ.

Wäre die Liebe seines Lebens nicht vor acht Jahren gestorben, hätte Wolff dieses Domizil wohl nicht mehr verlassen. Allein und ohne seine ganz private Kunstberaterin aber hat der Autodidakt die Kunst an den Nagel gehängt, alle Schotten dicht gemacht, sein Haus und seinen künstlerischen Nachlass verkauft und sein letztes Quartier in Mundenheim bezogen, wo er vergangene Woche starb.

Keine Postkartenidyllen

Bis zuletzt stand er in engem Kontakt zu seinem Freund und Gönner Ulrich Dietz, der die ereignisreiche Vita des Künstlers nun im Gespräch Revue passieren lässt: „Er sah aus wie Errol Flynn“, erinnert sich der pensionierte Oberstaatsanwalt an die erste Begegnung bei einer Ausstellung im Jahr 1987. Als Liebhaber der Pfälzer Landschaft sei er von Wolffs Gemälden sofort begeistert gewesen – vor allem, „weil er auch das Innere des Waldes gemalt hat und keine Postkartenansichten bediente. Die Bilder geben genau das wieder, was man beim Wandern erlebt“, begeistert sich Dietz, der in Landau zur Schule ging, bis heute.

Und so ist er zum Sammler und Unterstützer (das Wort Mäzen ist ihm zu groß), aber auch zum Laudator mancher Ausstellung geworden. Zur Einführung in eine Schau im Kreishaus Südliche Weinstraße 2005 hat er seine Anerkennung in folgende Worte gefasst: „Kein Bild, das nicht von einem fein abgestimmten Wechselspiel zwischen Licht und Schatten und Hell und Dunkel dominiert wird. Es ist dieser gekonnte Umgang mit dem Licht, einhergehend mit einem besonderen Gespür für tages- und jahreszeitliche Stimmungen, der dem Maler immer wieder Bilder von einer beeindruckenden atmosphärischen Dichte und Unmittelbarkeit ermöglicht. Besonders die Winterlandschaften suchen ihresgleichen.“ Und sie fanden reißenden Absatz, weit über die Pfalz hinaus.

Großformatiges Gemälde im Rathaus

Auch die Gemeinde Offenbach besitzt eine Erinnerung an den einstigen Mitbürger, den viele vielleicht noch von dessen Spaziergängen mit seinem weißen Pitbull in Erinnerung haben. Wolff schenkte seiner Heimatgemeinde eine großformatige Ansicht des Dorfs vor dem Hintergrund der Haardt, die ihren Platz im Rathaus gefunden hat.

Am 22. Januar ist Karl August Wolff in Mundenheim gestorben. Neben seiner Frau soll er im Annweiler Ruheforst beerdigt werden.

Erinnerung an glückliche Tage mit seiner Frau: Karl August Wolff.
Erinnerung an glückliche Tage mit seiner Frau: Karl August Wolff.
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