Rheinpfalz Zeit für Sterne

Experte für Sterne: Christian Theis’ Leidenschaft für das Firmament wurde sehr früh geweckt.
Experte für Sterne: Christian Theis’ Leidenschaft für das Firmament wurde sehr früh geweckt.

«Mannheim.» Gerade an Weihnachten erscheinen die Sterne am Firmament für manchen etwas heller und strahlender als sonst. Ähnlich erging es den Menschen wohl vor über 2000 Jahren, als den Erzählungen nach ein leuchtender Himmelskörper den Weg zur Geburtsstätte Jesu Christi markiert hatte. Was war da los? Einer, der möglicherweise eine Erklärung parat hat, ist Christian Theis. Er ist Astrophysiker und Chef des Mannheimer Planetariums. Mit Sternen kennt er sich also ziemlich gut aus. Man könnte annehmen, dass dieses Wissen einen wie ihn vom Glauben an einen Gott abhält. Wenn Christian Theis erzählt, ist sein bairischer Akzent kaum zu überhören. In Grünwald bei München ist er geboren. Die Bewohner Bayerns gelten grundsätzlich als gläubige Menschen. Ist Christian Theis also jemand, der an einen Gott im Himmel glaubt? Darauf will er später eingehen. Zuerst spricht der Planetariumsleiter jedoch lieber darüber, wie bei ihm die Leidenschaft für Sterne entflammt ist. „Die Astronomie hat mich von klein auf fasziniert“, sagt Theis. Aus unterschiedlichen Gründen, wie er anmerkt. Einer davon war „Star Trek“. „Die Serie schwappte zu uns herüber, da war ich etwa sieben Jahre alt“, erzählt der 53-Jährige. „Das war zwar keine Wissenschaft im eigentlichen Sinne, obwohl die Serie wissenschaftlich sehr gut gemacht ist. Aber für uns Jungs war die Sendung immer ein wichtiger Termin“, sagt er und lacht. Das und seine Faszination für alles, was mit Kosmos zu tun hat, hätten stark zu seiner Berufswahl beigetragen, betont er. Ein weiterer ausschlaggebender Faktor seien die Sendungen des Mannheimer Fernseh-Astronomen Heinz Haber gewesen, der mit einfachen, aber bahnbrechenden Mitteln das All erklärte. „Logischerweise verstand ich damals nicht alles. Aber ich dachte mir, dass es toll sei, das alles verstehen zu können.“ Am Gymnasium verfestigte sich sein Weg in Richtung Mathematik und Physik. 1990 schloss Theis sein Physikstudium ab. Nach gut 20 Jahren Lehre und Forschung, nach Promotion und Habilitation, nach seiner Tätigkeit als Dozent an den Universitäten Kiel und Wien verschlug es den Bayer nach Mannheim. Er wurde Leiter des Planetariums. „Theoretisch ja“, antwortet Christian Theis schließlich auf die Frage, ob Glaube und Astrophysik vereinbar seien. Es gebe durchaus einige Astronomen, Astrophysiker und Physiker, die glauben. „Glaube und Wissenschaft schließen sich nicht aus.“ Doch durch die Wissenschaft würden gewisse Herausforderungen entstehen. Einen naiven Glauben dürfte man demnach unter den Wissenschaftlern wahrscheinlich weniger finden, meint der Direktor des Planetariums. „Ich persönlich bin da eher skeptisch, was gewisse Vorstellungen angeht“, sagt er. „Doch das heißt nicht, dass das für immer so bleiben muss.“ Allerdings, so gibt er zu bedenken, befinde sich die Wissenschaft quasi erst in ihren Anfängen. „Man sollte bei unerklärlichen Phänomenen nicht gleich sagen, es sei ein Hinweis auf etwas Göttliches“, findet Theis und landet damit beim Phänomen „Weihnachtsstern“. An Weihnachten stehe für ihn vor allem das Familiäre und das Zur-Ruhe-Kommen im Vordergrund. Als Planetariumsdirektor setzte er sich vor einiger Zeit wieder mit der Weihnachtsgeschichte auseinander, als er sich über ein passendes Vorstellungsprogramm für die Zeit um Weihnachten herum Gedanken machte. Für ihn stand die Frage im Vordergrund: Was wäre, wenn das Phänomen „Weihnachtsstern“ ein reales astronomisches Ereignis gewesen wäre? Wie wäre es entstanden? „Heute merkt man, dass man die alten Texte nicht einfach als astronomische, naturwissenschaftliche Berichte lesen darf, sondern sie aus Sicht der antiken Welt lesen muss“, holt Theis aus. Das biete interessante und neue Einsichten, wie man zum Beispiel die Bibel lesen kann. Zum Weihnachtsstern gibt es laut Theis zwei Haupttheorien. Eine stamme von Kepler aus dem 17. Jahrhundert, der von einer bestimmten Planetenkonstellation ausging. Die neueste Interpretation geht in eine verblüffend ähnliche Richtung. „Es könnte eine spezielle Bewegung des Planeten Jupiter gewesen sein, was in der Verbindung mit dem Mond, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls eine spezielle Stellung hatte, eine besondere Konstellation ergab.“ Zur Erklärung: Als „Stern von Betlehem“ oder „Weihnachtsstern“ wird eine Himmelserscheinung bezeichnet, die nach dem Matthäusevangelium Sterndeuter oder Weise zum Geburtsort Jesu Christi geführt hat. Die spezielle Konstellation ist in den Augen von Theis eigentlich nichts, was es nicht immer mal wieder gibt. Doch auch heute sei man sich nicht hundertprozentig sicher, sagt der Sternenexperte. Und vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht. So bleibt immer noch ein gewisser Sternenglanz in den alten Erzählungen. Und ein gewisser Zauber, den die Weihnachtszeit mit sich bringt.

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