Rheinpfalz Weit Gereiste sehen sich wieder

Ein Zufall, der die weit gereisten Gäste glücklich macht: Beim SPD-Neujahrsempfang in Miesau treffen die Geschäftspartner von Fr
Ein Zufall, der die weit gereisten Gäste glücklich macht: Beim SPD-Neujahrsempfang in Miesau treffen die Geschäftspartner von Fred Neumann (links), Batbold Urtnasan und Erdenechuluun Damdin (rechts) aus der Mongolei, Alt-Ministerpräsident Kurt Beck.

Rund 6500 Kilometer Luftlinie sind es von Ulan Bator in der Mongolei bis nach Bruchmühlbach-Miesau. Batbold Urtnasan und Erdenechuluun Damdin überbrücken diese Distanz regelmäßig – sie sind Geschäftspartner der Miesauer Schlosserei Neumann. Am Sonntagnachmittag waren sie Gäste beim Neujahrsempfang des SPD-Ortsverbands. Für Damdin gab es dabei ein Wiedersehen mit dem ehemaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

Man könnte meinen, sie seien gerade erst auseinandergegangen. Mit ausgestreckter Hand und breitem Lächeln geht Kurt Beck im Miesauer Sportheim schnurstracks auf Erdenechuluun Damdin zu. „Herzlich willkommen!“, sagt Beck. „Ich freue mich sehr.“ Eine Freude, die ganz beiderseitig ist. Man hat sich getroffen in Mainz, vor rund zehn Jahren, als Beck noch Landesvater war und Damdin Teil einer mongolischen Wirtschaftsdelegation. Ein großes Schwarz-Weiß-Foto vom Empfang damals wird gezeigt, Beck lächelt, Damdin auch, sie winken sich zu. Auf den Tischen verkünden bunte Primeln mit Neujahrsstecker den Aufbruch ins Wahljahr 2019, neben den Miesauer Ortsfahnen prangen Transparente der Partei an der Wand. Kuchenduft liegt in der Luft, der Vogelbacher Chor „Come to Sing“ steuert Lustiges und Besinnliches bei. Kurt Beck ist Ehrengast im Reigen der Landes- und Bundestagsabgeordneten aus der Westpfalz und dem Saarland, der Kommunalpolitiker und Vereinsvertreter. Ehrungen wird er vornehmen und als erster Redner die Genossen auf den bevorstehenden Wahlkampf einstimmen. Dabei spricht Beck von werteorientierter Politik, von „Wir statt ich“, bricht eine Lanze für die Europäische Union, prangert „gigantische Aufrüstungsinitiativen“ an. Die am weitesten angereisten Gäste im Publikum begrüßt er mit dem Satz: „Auf einen Ausbau der Freundschaft!“ Batbold Urtnasan macht Fotos, Damdin freut sich sichtlich. „Eine schöne Rede. Es ist sehr nett, dass er uns persönlich begrüßt.“ Schon beim Gespräch am Tisch hat Beck von einem Besuch in der Mongolei berichtet, einem Land mit etwas mehr als drei Millionen Einwohnern, das aber viereinhalb Mal so groß ist wie die Bundesrepublik. Der Ministerpräsident a. D. erwähnt auch Bestrebungen, die deutschen Beziehungen zur Mongolei zu intensivieren. Für Fred Neumann, Urtnasan und Damdin sind das gute Nachrichten. Die Miesauer Schlosserei Neumann und die mongolischen Partner unterhalten ein Joint Venture in Fernost: „Neumanns Tumur Khiits mongolisch-deutsches gemeinsames Unternehmen“ mit Schwerpunkt Bauschlosserei. Der Besuch in Miesau ist ein Arbeitsbesuch, um sich in der Pfalz fortzubilden und in neue Maschinen einzuarbeiten. Man wolle das Geschäftsfeld gern auf Arbeiten für den mongolischen Bergbau ausweiten, berichtet das Geschäftsleiter-Trio. „Es ist gut, dass die Politik den Kontakt wieder auftut“, sagt Neumann. „Wenn unsere Geschäftspartner einreisen, müssen wir zurzeit jedes Mal Visa beantragen und Bürgschaften übernehmen“, nennt er ein Beispiel für Hemmnisse. Als sich Neumann und die mongolischen Geschäftspartner kennenlernten, waren die Kontakte enger. „Jedes Jahr 300, 400 junge Leute konnten zur Ausbildung oder zum Studium in die DDR“, erzählt Urtnasan. Er und Damdin gehörten zu diesen Studenten, sie waren in jenen Jahren, als die Grenze fiel, in Deutschland. Über das Losverfahren der studentischen Jobvermittlung kamen sie zur damals im gerade geöffneten Osten engagierten Schlosserei Neumann. Von der Wendezeit an entwickelte sich eine Freundschaft und schließlich die geschäftliche Partnerschaft. An den ersten Arbeitsauftrag von Neumann kann sich Urtnasan noch gut erinnern: „,Mach mal Kultur`, hat er gesagt.“ Damdin merkt auf, als erwähnt wird, dass Kurt Beck am 5. Februar seinen 70. Geburtstag feiert. Nicht nur, dass Beck „jünger aussieht als vor zehn Jahren“, lässt den Gast aus Ulan Bator schmunzeln. „Am 5. Februar feiern wir den weißen Mond, das mongolische Neujahrsfest. Es ist für uns so wichtig wie für Sie Weihnachten und fällt wie Ostern jedes Jahr auf einen anderen Termin, weil es sich nach dem Mond richtet.“ Vielleicht könne er Beck zu diesem besonderen doppelten Fest ja gratulieren. Spricht`s und macht sich eine Notiz im Smartphone. Fehlt nur noch die Adresse. Aber die könne Klaus Neumann, Fred Neumanns Bruder und amtierender SPD-Bürgermeister von Bruchmühlbach-Miesau, ja sicher besorgen.

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