Kultur Südpfalz Weinkeller statt Freiluft

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Nach dem wetterbedingten Umzug in den Weinkeller des Schlossen von Bad Bergzabern zeigte das Kubus-Quartett ein beachtliches Steigerungsgpotenzial. Die vier jungen Streicherinnen musizierten ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Franz Schubert, Giacomo Puccini, Leos Janacek und Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Die Umständen zum Abschluss der Rosenwochen von Bad Bergzabern waren sicher nicht optimal für das Kubus-Quartett, das ursprünglich angesetzte Open-Air-Konzert im Schlossinnenhof wurde von den Witterungsbedingungen unmöglich gemacht. Im sehr gut besuchten Weinkeller des Schlosses, der als improvisierter Konzertsaal diente, bestimmte nicht nur die direkte Akustik, die jede kleine Ungenauigkeit gnadenlos offenlegte, aber auch die Feuchtigkeit, die die Intonation der vier Musikerinnen beeinträchtigte, den ersten Eindruck vom Spiel des Quartetts. Das in der Schweiz ansässige Ensemble, bestehend aus der Primaria Ola Sendecki, Ruth Gierten (zweite Violine) sowie den beiden in Kandel geborenen Liese Mésár (Bratsche) und der Cellistin Trude Mésár entstand aus dem Interesse der Musikerinnen für die Musik der Gegenwart heraus. Dafür steht die Zusammenarbeit mit bedeutenden Komponisten wie dem Karlsruher Wolfgang Rihm oder Georg Friedrich Haas, dessen Musiktheater „Koma“ jüngst bei seiner Uraufführung bei den Schwetzinger Festspielen überregional größte Beachtung erfuhr. Der Kopfsatz des „Rosamunde“-Streichquartetts Schuberts stand noch ganz im Suchen nach einem gemeinsamen Musizieren, einer einheitlichen Klanggebung, aber auch der dynamischen Abstimmung unter problematischen Raumverhältnissen, die die wuchtigen Akzente in Balance zu schwebenden Piani bringen sollte. Ab dem dem a-Moll-Quartett den Namen gebenden Andante, dessen liedhaftes Thema Schubert seiner eigenen Schauspielmusik zu dem heute völlig vergessenen Stück „Rosamunde, Fürstin von Zypern“ von Helmina von Chézy entnahm, fand das Kubus-Quartett zu weitaus differenziertem Spiel und genau gestaffelter Dynamik. Die epische Weite der Musik, aber auch die das gesamte Werk umspannenden motivischen Zusammenhänge wurden von den Streicherinnen nun nachdrücklich und nuanciert gestaltet. Fast schwebend gelang das Menuetto, bevor konzentrierter Streicherwohlklang das finale Allegro moderato bestimmte. Das einzige wirkliche „Blumenstück“ dieses Abschlusskonzerts der Rosenwochen erklang nach der Pause mit Puccinis „Crisantemi“. Vor seinen mit „Manon Lescaut“ beginnenden großen Opernerfolgen komponiert, ist das elegisch unterfütterte Werk, das nach dem Tod eines Gönners von Puccini entstand – nicht nur in Italien sind Chrysanthemen Trauerblumen -, von dunkel glühender, schwelgerischer Chromatik geprägt. Das Kubus-Quartett blieb dem nichts an differenziertem Ausdruck schuldig. In ganz andere klangliche Gefilde entführt Leos Janaceks erstes Streichquartett von 1923 nach Leo Tolstois Novelle „Kreutzersonate“. Das programmatisch geprägte, hochexpressive Werk stellt Interpreten und Publikum infolge seiner avancierten Klanglichkeit und den entsprechen Spieltechniken vor große Herausforderungen und weist weit in die Zukunft der Kammermusik des 20. Jahrhunderts voraus. Der typische, von seinen Meisteropern bekannte Personalstil Janaceks mit knappen Motivpartikeln, die sich aus der Sprache seiner tschechischen Heimat speisen, sind auch für dieses Werk prägend. Das Kubus-Quartett ging bei dieser von einer tödlich endenden Leidenschaft inspirierten Musik volles Risiko, musizierte packend, war dabei um große Klarheit bemüht. Klangliche Schärfen wurden nie zurückgenommen, im Gegensatz dazu standen nicht nur die ausgedehnten, die Leidenschaft der Protagonistin von Tolstoi symbolisierenden Soli von Ola Sendecki. Als geradezu versöhnlichen Ausklang spielten die jungen Musikerinnen danach geradezu befreit und klanglich ebenso delikat wie musikantisch packend das e-Moll Capriccio von Mendelssohn Bartholdy. |gt

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