Rheinpfalz Weder Mensch noch Tier soll zu Schaden kommen

Kusel. An immer mehr Straßen im Landkreis tauchen blaue Reflektoren an Leitpfosten auf. Jäger sind überzeugt, dass die Lichtreflexionen Wildtiere abschrecken und so Wildunfälle vermieden werden. Bei der Polizei ist man zurückhaltender, will die Ergebnisse des vor eineinhalb Jahren gestarteten Pilotversuchs abwarten.

Im Mai 2013 haben Polizei, Jäger und Kreisverkehrswacht im Landkreis zwei Teststrecken eingerichtet: an der B 420 bei Medard und der B 270 bei Kreimbach-Kaulbach. Das Konzept sieht vor, mit den Reflektoren Tiere von den Straßen fernzuhalten und mit „Wildunfall“-Warnschildern die Autofahrer auf bereits passierte Unfälle hinzuweisen. Mit diesem Versuch reagierte die Polizei auf fast 400 Wildunfälle allein im Bereich der Lauterecker Inspektion im Jahr 2012. „Trotz der blauen Reflektoren gab es einige Unfälle“, berichtet Arno Heeling, Leiter der Polizeiinspektion Lauterecken. Gerade eine Stelle bei Medard erweise sich trotz Vorsichtsmaßnahmen als Unfallschwerpunkt. Heeling: „Das ist eine besonders steile Stelle unterhalb eines ehemaligen Wingerts. Da rappelt’s andauernd.“ Während die Polizei das Ende der Testphase abwarten wolle, seien die Jäger von den Reflektoren überzeugt. „Ja, wir sind dabei, weitere Straßen mit Reflektoren zu versehen“, sagt Kreisjagdmeister Bernd Klinck. Immer wieder würden sich Jagdpächter bei ihm melden und ihr Interesse bekunden. „Wir schrauben die Reflektoren natürlich nicht einfach an die Pfosten, das wäre ja Sachbeschädigung“, schildert Klinck, „wir haben dazu eigene Gestattungsverträge mit dem Landesbetrieb Mobilität in Kaiserslautern.“ Mittlerweile reiche es, die geplante Maßnahme kurz bei der Straßenbehörde anzumelden. Wenn der Papierkram erledigt ist, können die Jäger in Eigenregie die halbrunden Reflektoren anbringen. In 20 Revieren seien diese mittlerweile im Einsatz, unter anderem um Theisbergstegen und Matzenbach, zwischen Rothselberg und Eßweiler und auf der B 420 bei Eschenau. Allerdings werden dort keine „Wildunfall“-Schilder aufgestellt, falls es doch einmal kracht. Klinck: „Das dürfen wir nicht, die Beschilderung gibt es nur auf den Versuchsstrecken.“ Ziel sei es, im Kreis Kusel flächendeckend entlang der Straßen die Reflektoren anzubringen. „Ich bin von der Wirkung 100 prozentig überzeugt“, sagt Klinck. Der Unfallschwerpunkt zwischen Medard und Odenbach sei damit zu erklären, dass das Wild in einem zu steilen Winkel von der Böschung auf die Straße zulaufe und das Licht nicht den Hang hinauf reflektiert werde. Klinck: „An manchen Stellen sollten wir darüber nachdenken, mit einem Zaun die Straße abzusichern.“ Wichtig sei auch, dass auf einer Strecke möglichst keine Lücken entstehen – „sonst überqueren die Tiere dort die Straße und es kann zu gefährlichen Situationen kommen“, sagt Klinck. Die Jagdpächter bleiben nicht alleine auf den Kosten für die Reflektoren sitzen, die Kreisgruppe der Jäger gewährt einen Zuschuss. Insgesamt wurden im Kreis zwischen 1200 und 1500 Straßenleitpfosten modifiziert, ein Reflektor schlage mit fünf Euro zu Buche. Die Reflektoren sind geprüft, dürfen im Falle eines Unfalls nicht splittern. „Wir haben uns auch schon nach Sponsoren umgesehen“, erläutert Klinck, „doch die wollen verständlicherweise eine Gegenleistung. Und eine Werbefläche können wir ihnen ja nicht bieten.“ Der Landesjagdverband beteilige sich bisher nicht an der Aktion. Die Kuseler Jäger beschränken sich nicht nur auf die Montage der Reflektoren: Im vergangenen Frühjahr haben sie sich mit Wasser und Putzlappen auch um die Reinigung der kleinen blauen Leuchten gekümmert, um die Strahlkraft weiter zu erhalten. Auf jeden Fall seien auch die Rückmeldungen der Jäger und Jagdpächter zu den Umrüstungsmaßnahmen positiv. Klinck: „Wir wollen unseren Teil dazu leisten, dass kein Tier – und vor allem kein Mensch – bei Wildunfällen zu Schaden kommt.“ (bgi)

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