Rheinpfalz Wald im Winterschlaf

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Der Verlauf des Winters hatte mit Frost und Schnee wenig zu tun. In einigen Städten blühten an Weihnachten sogar die Kirschbäume. Erst in den vergangenen Tagen sind doch noch Schnee und Eis gekommen und es hat ordentlich gefroren. Was passiert jetzt im Wald? Erfrieren die empfindlichen Knospen der Bäume, die sich vielleicht schon auf den Frühling eingestellt hatten?

„Waldbäume sind nicht so empfindlich. Sie treiben nicht beim ersten warmen Sonnenstrahl aus und gegen den Frost haben sie eine Art Frostschutzmittel eingelagert“, sagt Förster Dieter Müller vom Forstamt Westrich. Im Herbst haben sich die Bäume durch den Fall der Blätter auf die kalten Wintertage vorbereitet. „Sind die Blätter weg, fällt der Baum in so etwas wie einen Winterschlaf und die empfindlichen Knospen sind von einer klebrigen Schutzschicht umgeben“, so der Waldpädagoge. Vor dem Laubfall werden die Nährstoffe aus den Blättern gezogen und wieder vom Baum aufgenommen. Diese Zuckerverbindungen reichern sich in den Zellen an. Sie senken den Gefrierpunkt der Zellen, sodass sie nicht in der Kälte aufplatzen. So schützen sie den Baum vor dem Erfrieren, wie ein Frostschutzmittel – eine geniale Erfindung. Mindern kalte Winter die Anzahl der Schädlinge im Wald? Auch das fragen sich Waldfreunde angesichts der vielen milden Wintertage. Nein, denn die Insekten stecken auch lange Frostperioden locker weg. „Sie sind hart im Nehmen“, sagt Dieter Müller. Trockene Kälte sei für sie völlig unproblematisch. „In Frostperioden reduzieren Insekten ihre Körperfunktionen auf ein Minimum und fallen in eine Kältestarre. Sie sind dann konserviert.“ Viel schwieriger für die Insekten sei mildes und feuchtes Wetter. „Bei Plusgraden und Regen drohen den Insekten tödliche Pilzkrankheiten.“ Wie überwintern die Insekten? Insekten verbringen den Winter meist als Eier, Puppen oder Larven im Boden, der Laub- beziehungsweise Nadelstreu oder unter der Rinde von Bäumen. Einige suchen sich im Herbst Spalten oder Ritzen und fallen in eine Starre, bis die warme Frühlingssonne sie wieder herauslockt. Das gilt beispielsweise für Marienkäfer. Mückeneier hingegen überleben im Schlamm auf dem Gewässerboden, solange dort das Wasser nicht gefriert. Wespenköniginnen suchen sich geschützte Verstecke, zum Beispiel hinter Baumrinden, und bauen dann im Frühjahr wieder neue Völker auf. Aus den überwinternden Eiern des Frostspanners, einem gefürchteten Eichenschädling, schlüpfen bei steigenden Temperaturen im Frühjahr die Larven und fressen die Knospen auf. Tief in den Boden verkriechen sich Engerlinge, die Larven des Maikäfers. Die Maikäferlarven fressen an den Wurzeln der jungen Laubbäume. Die Borkenkäfer, die vor allem in Fichtenwäldern riesige Schäden anrichten können, verbringen den Winter als fertige Käfer unter der Rinde von Bäumen oder im Boden. Die Forstleute und Waldbesitzer beobachten die Schadinsekten genau. „Sollten die kritischen Mengen überschritten werden, dann prüfen wir geeignete Möglichkeiten zur Bekämpfung“, so Müller. (ugo)

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