Rheinpfalz Unaufhaltsame Lawine fürs Opfer

Kaiserslautern/Wolfstein. „Fake – oder War doch nur Spaß“ lautet der Titel des Theaterstücks, das nächste Woche an drei Schulen im Landkreis aufgeführt wird. Das Haus der Diakonie in Kaiserslautern, der Kreis Kusel und das Berliner Ensemble Radiks wollen mit dem Stück auf das Problem Cybermobbing aufmerksam machen. Die RHEINPFALZ hat sich vorab mit Christoph Einig vom Haus der Diakonie unterhalten.

Warum ein Stück zum Thema Cybermobbing?

Aus Gesprächen mit Lehrern und Beschäftigten im sozialen Bereich höre ich immer wieder, dass das Thema Cybermobbing ein aktuelles und akutes Problem ist. Ist das Problem im Landkreis Kusel so präsent, dass hier Handlungsbedarf besteht? Naja, auch im Landkreis Kusel gibt es Internet, und die Jugendlichen sind in sozialen Netzwerken unterwegs. Außerdem soll durch das Theaterstück auch präventive Aufklärung betrieben werden. Gibt es Zahlen, die die Häufigkeit von Cyber-Mobbing aufzeigen? Die sogenannte JIM (Jugend, Information, Multimedia)-Studie besagt, dass im Jahr 2014 38 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren jemanden im Freundeskreis haben, der im Internet gemobbt wurde. Zum Vergleich: 2010 gaben nur 23 Prozent die gleiche Antwort. Die Studie umfasst allerdings den gesamten süddeutschen Raum und nicht einzelne Landkreise. Wie kam es zu den Aufführungen im Landkreis Kusel? Das Stück wurde im vergangenen Jahr ebenfalls aufgeführt und kam bei den Schülern sehr gut an. Die Aufführungen wurden über das Bundesprogramm Toleranz fördern, Kompetenz stärken, an dem der Landkreis Kusel teilnimmt, initiiert. Worum geht es in dem Stück? Die 17-jährige Lea will Sängerin werden und meldet sich bei einer Casting-Agentur an. Das weckt den Neid einiger Mitschülerinnen, die beginnen, sie auszugrenzen. Schnell weiten sich die Mobbing-Attacken auf die sozialen Netzwerke aus. Alle Versuche Leas, sich zu wehren, scheitern. Und auch die Schlichtungsversuche von Lehrern beginnen zu spät, da das Cybermobbing schon zu weit fortgeschritten ist. Der Titel lässt vermuten, dass der Grat zwischen „Spaß“ und Ernst sehr schmal ist. Stimmt das? Naja, die Täter sind sich meist nicht bewusst, welche Wirkung ihre Provokationen haben können. Für das Opfer entsteht meist eine unaufhaltsame Lawine. Was für die einen (vielleicht) Spaß ist, ist für die anderen brutaler Ernst. Was wird mit dem Stück bezweckt? Zunächst ist da die Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Jugendlichen werden durch den Austausch mit den Schauspielern ermutigt, ihre eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen und um zu lernen, nicht nur dem Gruppenzwang zu folgen und das Neinsagen zu lernen. (hlr)

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