Rheinpfalz Süße Existenzgründung

Mannheim. Das Weckglas ist eine Allzweckwaffe der Hausfrau. Es eignet sich nicht nur für Eingemachtes oder Marmelade, sondern auch zum Kuchen backen. Drei junge Frauen haben daraus eine Geschäftsidee entwickelt. Übers Internet vertreiben sie „Kuchen im Glas“. Bei einem Wettbewerb für Start-up-Unternehmen in der Rhein-Neckar-Region haben sie den dritten Platz und den Publikumspreis gewonnen.

Kuchen im Weckglas ist keine neue Erfindung. Im Internet finden sich auf Koch- und Back-Blogs viele Rezepte dazu. Linda Dröge aus Mannheim kam durch eine Bekannte auf den Geschmack: „Das hat einfach so saftig und lecker geschmeckt“, erklärt die 32-Jährige. Deshalb organisierte sie den Verkauf der Kuchen im Glas über das Internet. Für beide war das damals noch viel mehr Hobby als Beruf. Als besagte Bekannte aus Zeitgründen das Backen 2012 an den Nagel hängen wollte, überlegte Linda Dröge nicht lange: „Ich habe kurzerhand den Online-Versand übernommen.“ Allerdings wollte Linda Dröge die Idee professionell aufziehen. Dazu holte sie ihre Arbeitskollegin aus der Werbeagentur, Stephanie Becker, und ihre Schulfreundin Alexandra Bald mit ins Boot. „Ich wollte schon immer selbstständig sein“, erzählt sie. Durch das Marketing-Studium an der Fachhochschule Ludwigshafen und die Erfahrungen in einer Mannheimer Werbeagentur waren sie und Stephanie Becker auf die Existenzgründung gut vorbereitet. Mit der Backerfahrung war es allerdings nicht soweit her. „Deshalb habe ich mich erst einmal auf die Suche nach einer geeigneten Bäckerei gemacht“, sagt Linda Dröge. Schließlich fand sie mit Sabrina Esslinger von „True Cupcakes“ und Dorothee Schneider, der Besitzerin des Café Vogelfrei, zwei kreative Bäckerinnen in Mannheim, die ebenfalls von der Idee „Kuchen im Glas“ begeistert waren. Sabrina Esslinger und Dorothee Schneider experimentierten mit Zutaten und Mengen, bis die richtigen Rezepturen entstanden. Denn nicht jedes normale Kuchenrezept funktioniert im Weckglas: „Das Besondere am Kuchen im Glas ist die lange Haltbarkeit. Außerdem ist er luftiger und saftiger als ein normaler Kuchen“, erklärt Linda Dröge. Da waren einige Kuchenproben fällig, bis das Sorten-Portfolio der Mannheimer Online-Kuchenmanufaktur stand. „Aber wir sind alle große Kuchenliebhaberinnen“, sagt Stephanie Becker augenzwinkernd. „Das war für uns kein großes Opfer.“ Brownie, Schoko-Vanille, Banane-Walnuss, Zitrone oder Rotweinkuchen gibt es sein Juni 2013 online im Weckglas. Die Gestaltung der Internetseite übernahm Alexandra Bald. Sie entwarf auch die nostalgischen Etiketten für die Weckgläser, kreierte die Werbeflugblätter und Aufkleber. Eigentlich wohnt die 32-Jährige in Berlin, wo sie auch visuelle Kommunikation studiert hat. Mittlerweile ist sie jedoch immer öfter in Mannheim. Denn das Geschäft der Mannheimer Kuchenmanufaktur boomt offenbar. 500 Weckgläser gehen derzeit laut Unternehmen monatlich im Durchschnitt an den Kunden - „Tendenz steigend“, betont Stephanie Becker, die für den Vertrieb zuständig ist. Neben Privatkunden bestellen immer mehr Firmen aus ganz Deutschland die Kuchen als Geschenk für Mitarbeiter oder Kunden. Auch bei Firmenfeiern, Kindergeburtstagen und Hochzeiten sind die Backwaren im Glas beliebt. Auf Wunsch werden individuelle Sorten und Etiketten entworfen. So zum Beispiel für das Jetztmusikfestival in Mannheim: Bum Bum (Kartoffel-Schafskäse) und Klick Klack (Schoko-Vanille). „Wir probieren ohnehin ständig Neues aus“, erzählt Linda Dröge. „Bald haben wir auch herzhafte Kuchen im Angebot.“ Außerdem sind die drei Jungunternehmerinnen auf Kreativmärkten in der Region unterwegs – zuletzt beim „Augenschmaus“ im Mannheimer Künstlerhaus „zeitraumexit“. Mit ihrer Geschäftsidee überzeugten Linda Dröge, Stephanie Becker und Alexandra Bald auch beim Wettbewerb für Existenzgründer „Elevator Pitch“. Beim Regional-Cup Rhein-Neckar holten sie den dritten Platz und wurden Publikumsliebling. Deshalb darf das Trio bei einer Ausscheidung im Juni gegen die anderen Publikumspreisträger Baden-Württembergs antreten. Wenn es „Kuchen im Glas“ unter die besten Drei schafft, dürfen die drei Existenzgründerinnen im Juli beim Wettbewerbsfinale in Karlsruhe antreten.

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