Kultur Südpfalz Rendezvous mit dem Baritonsaxofon

Anstelle des Trios mit Koryun Asatryan, Kirstin Niederstraßer und Julia Golkhovyaya, das am Freitag verhindert war, gab es im Kleinen Saal der Festhalle Herxheim hochwertigen Ersatz durch das Duo Kiol.

Vermutlich ergibt sich der Name des Duos aus den Vornamen der Künstlerinnen Kirstin Niederstraßer (Saxofon) und Violina Petrychenko (Klavier). Die beiden jungen Frauen gehören zur Bundesauswahl Junger Künstler, das selbstredend höchste musikalische Qualität verspricht. Selbstverständlich überzeugten sie durch leidenschaftliches, hochkultiviertes Spiel und eine spürbare Freude an ihrer Musik.

Zunächst einmal ist die Besetzung Baritonsaxofon und Klavier im Bereich klassischer Musik ungewöhnlich, weil es in der Zeit der Romantik wenig an spielbarer Literatur für diese Besetzung gibt. So wagt sich das Duo Kiol eigentlich an Werke, die im Original für Fagott oder Cello geschrieben wurden, was zumindest für die Pianistin keine große Umstellung bedeutet. Ungewöhnlich aber ist es, die Klangfarben des Fagotts und mehr noch des Cellos durch ein Baritonsaxofon zu ersetzen, was zumindest in der Cellosonate op. 38 in e-Moll für den Musikkenner zunächst etwas befremdlich wirkt, da Brahms diese Sonate speziell dem Cello anvertraute.

Dennoch Hut ab vor der Virtuosität und Einfühlsamkeit Kirstin Niederstraßers, die gemeinsam mit Violina Petrychenko ein ausgereifte Interpretation hinlegte. Da war enormer Gestaltungswillen zu spüren, besonders in den fulminanten Ecksätzen wurde formbewusst und mit dramatischem Gestus musiziert. Brahms hätte sicherlich keine Einwände gehabt gegen eine solch ausgereifte Interpretation, obschon man stellenweise doch die vielschichtigen Klangfarben des Violoncellos vermisste. Der Charme des Allegrettosatzes zeigte sich in tänzerisch bewegtem Schwung verträumt fließenden Klängen.

Kirstin Niederstraßer verfügt über eine makellose Spieltechnik und im wahrsten Sinne den langen Atem. Violina Petrychenko war in diesem Werk gestalterisch enorm gefordert und sie zeigte ihre Qualitäten in makellosem Spiel, großer dynamischer Breite und konzertantem Anspruch. Die großartige Sonate von Johannes Brahms stellte in dieser Interpretation den Höhepunkt des Konzerts dar.

Auch in den übrigen Werken des Abends konnten die beiden Interpretinnen den Charakter der Originalstücke aus ihrer Sichtweise bereichern. Zu Beginn des Konzerts stand die Wiedergabe der Sonate für Fagott und Klavier op. 168 in G-Dur des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns. Auch hier faszinierten von Anfang an Präzision des Zusammenspiels sowie musikalische Kommunikation. Zupackend und frisch spielte Niederstraßer die raschen Klangfigurationen des romantischen Stückes. Ruhig, nahezu introvertiert entwickelte das Duo in Gabriel Faurés Elegie op. 24 eine träumerische Atmosphäre. Bewegter ging es in Robert Schumanns Fünf Stücken im Volkston op. 102 zu. Da war stellenweise zu spüren, dass Schumann speziell für das Cello geschrieben hatte, was der Saxofonistin atemtechnisch besonders bei schnellen Triolen höchste Kunstfertigkeit abverlangte. Ein glänzender Abschluss mit der Polonaise brillante op. 3 von Frédéric Chopin gab der Pianistin Petrychova die Chance ihre Virtuosität wirkungsvoll darzustellen. Viele Zuhörer waren begeistert von der Akustik und dem modernen Ambiente im kleinen Festhallensaal, vor allem aber von den beiden sympathischen Musikerinnen, die das Villa-Konzert mit einer Zugabe von Astor Piazzola beendeten.

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