Rheinpfalz Radikalisierung: Experten fordern bessere Prävention

Mainz. Der Islamismus wird nach Ansicht des Forschers Marwan Abou-Taam immer stärker zu einer „Jugendprotestkultur“. Radikale Organisationen wie die Salafisten machten den Jugendlichen soziale Angebote, um sie zu binden, sagte der Islam- und Politikwissenschaftler gestern bei einer Tagung in Mainz. Die Radikalisierung ist nach Einschätzung des Experten kein Problem der Zuwanderung selbst. „Davon sind Jugendliche aus muslimischen Herkunftsfamilien betroffen, aber auch die Gruppe der Konvertierten“, sagte Abou-Taam. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) hält den Aufbau kommunaler Netzwerke für notwendig. Ein sensibilisiertes Miteinander von Eltern, Schule, Sozial- und Jugendarbeit, Polizei und Politik sei hierfür unerlässlich. Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Michael Kiefer riet den Kommunen, Präventionsstellen zu schaffen, um eine Radikalisierung zu verhindern. Es müsse gemeinsame Ziele der Prävention von Schulen, Jugendhilfe, Gemeinden und Vereinen geben, sagte Kiefer. Eine „Blitz-Radikalisierung“ gebe es nicht, der Prozess habe einen Vorlauf von zwei bis drei Jahren. Das Bundesamt für Verfassungsschutz geht von rund 9200 Salafisten in Deutschland aus mit steigender Tendenz. In Rheinland-Pfalz gibt es laut Innenministerium etwa 140 Salafisten.

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