Rheinpfalz Neue Kulturstätte im Mandelring

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Neustadt. Wie einst unter dem Saalbau hat Neustadt wieder einen Künstlerkeller Saalbau. Das Weingut Weegmüller in Haardt hat einen bislang als Lagerraum genutzten Gewölbekeller zum Veranstaltungsraum umgebaut.

Im Künstlerkeller des Saalbaus war zum Beispiel 1954 die Weinbruderschaft der Pfalz gegründet worden. „Das war über viele Jahre die absolute In-Kneipe von Neustadt“, erinnert sich Steffi Weegmüller-Scherr, die ihren neuen, alten Keller im Mandelring bewusst auch so nennen will. Der Künstlerkeller verschwand 1980 mit dem Großbrand des Saalbaus. Der Wiederaufbau sah keine Gastronomie im Keller mehr vor. Weegmüller-Scherr, die gemeinsam mit ihrer Schwester Gaby Weegmüller das Familien-Weingut in der elften Generation führt, kann nicht mehr genau klären, aus welcher Zeit der Keller stammt. Das Hauptgebäude im Barockstil ist 1737 gebaut. „Wir vermuten, dass der Keller so um 1700 entstanden ist, kurz nachdem unsere Vorfahren mit dem Weinbau in Haardt begonnen hatten“, so Weegmüller-Scherr. Sie hatte schon lange die Idee, den verputzten Sandstein in dem Keller wieder freizulegen. Die beiden großen Kronleuchter, die wie geschaffen sind für den Künstlerkeller, hat sie 2012 im RHEINPFALZ-Räumungsmarkt gefunden. Sie stammen aus der Kirche im südpfälzischen Schweigen-Rechtenbach, deren Inventarbestand damals aufgelöst wurde. Die gleichen Kronleuchter hängen übrigens in der Haardter Kirche. Der neue Eingang zum Keller direkt neben der Hofeinfahrt war über Jahrzehnte mit Bimssteinen zugemauert. Das fiel kaum auf, weil ein altes Holztor den Blick versperrte. Wer nun das Holztor öffnet, stößt auf eine moderne Glasdoppeltür, hinter der eine neue Holztreppe in den Keller führt. Auf rund 100 Quadratmetern können bis zu 120 Besucher bewirtet oder unterhalten werden. Die Investitionssumme liegt im vierstelligen Bereich; viel Eigenleistung ist in das Projekt geflossen. Die Arbeiten fanden in Abstimmung mit Denkmalpfleger Stefan Ulrich statt. Seiner Forderung, zwei zugemauerte Kellerfenster wieder freizulegen, will Weegmüller-Scherr noch nachkommen. Die Auflage der Brandschutzexperten, durch den bestehenden Tankkeller einen Fluchtweg freizuräumen, ist schon erfüllt. „Im Winter ist hier unten leicht warm zu machen, und im Sommer sind wir froh, wenn es etwas kühler ist“, zählt Weegmüller-Scherr die Vorteile auf. Sie will im Keller Verkaufsveranstaltungen durchführen, ihn für Feste vermieten, aber auch bewusst als Kulturstätte anbieten. „Wir sind doch alle Künstler, egal, ob wir Wein machen oder singen und tanzen. Deshalb sind Künstler immer willkommen“, meint sie und lacht. Seine Generalprobe hat der Gewölbekeller beim „Weindowner“ des Weingutes am 3. Dezember bereits hinter sich gebracht. Offizielle Eröffnung des Künstlerkellers war nun am Samstag um 19 Uhr mit einem Konzert des Blechbläserquintetts Brasserie. (wkr)

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