Rheinpfalz Mit Mut zur Anmut

Mannheim. In Mannheim hat am Sonntag eine neue Sportart Weltpremiere gefeiert. Auf dem Musikfestival Maifeld-Derby haben sich 20 junge Sportler an „einer „Mischung aus Eiskunstlauf, Ponyreiten und Stepptanz“ versucht, wie die Erfinder der „Steckenpferd-Dressur“ das formulieren. So heißt die Disziplin, die Sebastian Callies und Kim Schewe zum Trendsport machen wollen.

Mut zur Anmut war gefordert auf dem eigens abgesperrten Dressur-Viereck. Immerhin galt es, das Viereck in Form einer Acht zunächst einmal nicht nur mit den bekannten Gangarten Trab, Galopp und Schritt zu durchreiten, sondern auch die geforderten Pflichtfiguren möglichst grazil zu absolvieren: Die formvollendete Begrüßung der strengen Jury, das „Kiss ist better“, bei dem das Pferd liebkost wurde, der an den Michael Jacksons Moonwalk angelehnte „Horsewalk“, der „White Stripe Elvis“, mit dem die Dressurpferde zur Luftgitarre wurden, sowie die „Edith-Piaffe“, bei der die Verbindung von Pferdesport und Dressurreiten am deutlichsten hervortrat. Und weil dies eine ganz besondere Kunstform ist, trugen hier alle Teilnehmer lediglich Künstlernamen. „Lord Montesquieu“, zum Beispiel, der den unblutigen Ritt mit der gebotenen Ernsthaftigkeit eröffnete, oder auch „Herbstgold“, die auf der eigenwilligen Neu-Dressur-Stute „Prinzessin Schakeline“ einen sehr einfühlsamen Ritt zeigte. „Wir waren mindestens zwei Tage im Trainingslager“, sagte die junge Reiterin knochentrocken. Mit einem breiten Grinsen schob „Herbstgold“ dann aber nach: „Ich habe es vor einer Viertelstunde von Freunden erfahren. Und es hat sich witzig angehört.“ Für ihren Vortrag erhielt sie stehende Ovationen der Jury. Die war mit den hochrangigsten Experten des Dressurreitsports auf dem Steckenpferde besetzt. So überwachten Fritjof Freiherr von Fehltritt, Wendy G. Stüt, Gerd von Galopping und Dr. Kleiner Rimke streng, ob Schrittfolge und Zeitlimit eingehalten wurden. Bei diesen vier Herrschaften handelte es sich nicht nur um die Erfinder der neuen Form des Dressurreitsports, sondern auch um Mitglieder des „Kurfürstlich-Kurpfälzischen Poloklub Mannheim“, der Keimzelle der Idee. „Wir sind schließlich nach wie vor unbesiegter Weltmeister im Steckenpferd-Polo“, berichtete „Fritjof“ Kim Schewe. „Aber Poloschläger wollten wir den Besuchern hier dann lieber doch nicht in die Hand geben“, ergänzte „Gerd“ Sebastian Callies. Ihr Unternehmen hat keine Mühen gescheut, „industriell geschnitzte Dressurpferde“ ins Mannheimer Reitstadion einfliegen zu lassen. Plüschige Gesellen, wie den „13-jährigen Schimmelwallach Sputnik Häberle“ zum Beispiel, den keineswegs leicht zu reitenden, reinrassigen Traber „Horst von Haderlump“, oder, den Favoriten der weiblichen Teilnehmer, „Prinzessin Schakeline“. Callies versicherte: „Für die Tiere war dieser Wettkampf absolut harmlos.“ Tatsächlich wurden höchstens die Reiter ab und an von ihren Steckenpferden zu Fall gebracht. Wie der „Tourette-Cowboy“ zum Beispiel, der mit vollem Körpereinsatz durch das Dressurviereck rollte und damit nicht nur die Jury begeisterte. Fachgerecht kommentiert wurden Pflicht und Kür dabei von Niko Knapp, dem Addi Furler des pferdelosen Reitsports. Der „Cowboy“ landete mit seiner Kür auf Platz drei – distanziert nur von drei Amazonen. Der „Dancing Queen“ auf Rang zwei und dem Duo „Endabgespacte Herberts“ aus dem Würzburger Raum, bei denen Mensch und Steckenpferd nahezu perfekt zu einer Einheit verschmolzen. Der Lohn: die Titel als Deutscher Meister und Weltmeister. Kein Wunder bei einer Weltpremiere.

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