Rheinpfalz Mit der Seilbahn zu „Jogis Jungs“

Klein und fein, das kann auch seine Nachteile haben. Dienstags und freitags ist Markttag in Évian. Er ist für mich ein Pflichtprogramm. Morgens einmal kurz raus und die Nase in die Luft gehalten, dann kann’s gerne weitergehen im Programm. Und was rieche ich in der kleinen Fußgängerzone als erstes? Autoabgase. Es ist wie bei uns zu Hause. Die Geschäfteinhaber und Lieferanten dürfen in der Frühe die ansonsten fürs Fußvolk reservierte bunte Meile befahren. Und das führt in der relativ schmalen Straße jeden Morgen zu Staus. Die passen allerdings ganz gut ins Bild. Denn nicht nur das große Paris ächzt unter Blechlawinen, sondern auch das beschauliche Évian. Zu Stoßzeiten brauchen Autofahrer auf der französischen Seite des Genfers Sees sehr gute Nerven. Von Lully nach Perrignier ist es ein Katzensprung. Doch die Ampel am Ortseingang des zweiten Dörfchens kann die wenigen Kilometer ganz schön lang machen. Aber es sollte ja der nassen Nase nach auf den Markt gehen. Die Regenlaune vertreibt auf einen Schlag der junge Mann, der wie aus dem Nichts vor mir steht und mir eine fette Kirsche hinhält und auf Französisch losplappert. Cerise verstehe ich ja noch, aber der Rest. Puh. Ich will zugreifen, da zieht er die Hand wieder weg – und lacht. Es geht hin und her und her und hin. Ich lache zuletzt, denn ich bekomme meine Kirsche, kaufe aber Erdbeeren. Der Preis? Ich werde daheim wieder welche essen! Vertraut ist mir schon die Fahrt mit der historischen Seilbahn. Le funiculaire trägt mich in zehn Minuten den Berg hinauf. Oben dreht sich alles um „die Mannschaft“. „Stationnement interdit“ steht auf Schildern, die alle paar hundert Meter am Wegesrand stehen. Die Zufahrtswege zum Hotel „Ermitage“, die Straßen, die die Fahrzeuge zum Trainingsgelände nehmen – sie sind alle wie leer gefegt. „Wir können an der oberen Haltestelle auch nicht parken“, erzählt mir die Schaffnerin der Seilbahn. Sie und ihre Kollegen stellen ihre Fahrzeuge eben ein Stückchen weiter beim Tennisplatz ab. Die Plätze dort aber sind relativ rar. Auf die berühmten deutschen Gäste scheinen viele im Ort stolz zu sein. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Anwohner schlichtweg Pech haben, wenn sie auf ihrem Grundstück weder Abstellplatz noch Garage haben. Die Seilbahn ist für sie keine Alternative. Für mich schon, denn zur Haltestelle „Buvette Cachat“ habe ich nur wenige Minuten. Die anderen Kollegen fahren mit ihren Autos zum Trainingsplatz und zur Boulehalle nebenan, in der das Pressezentrum ist. Sie wohnen allerdings auch alle übern Berg verteilt und haben kein Bummelbähnchen vor der Haustür. Heute habe ich Seilbahnpause. „Die Mannschaft“ bricht morgens wieder, wie schon am Sonntag Richtung Lille, zum Spiel gegen Polen nach Paris auf. Ich werde erst morgen fahren. Und so habe ich wohl ein bisschen Zeit, den tollen Golfplatz von Évian in Augenschein zu nehmen. Ich habe jedenfalls um die Mittagszeit eine Startzeit (heißt in Frankreich auch Tee-Time) reserviert – und werde damit in etwa gleichzeitig mit einigen Mitspielerinnen aus der Seniorinnen-Mannschaft vom Golfclub Pfalz auf die Runde gehen. Sie weichen nach Mannheim aus, weil der Platz bei uns in Geinsheim immer noch unter Wasser steht.

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