Eisenberg „Menschen begleiten ohne zu werten“

KERZENHEIM. „Erst einmal schauen, was hier ist, dann überlegen, was an Neuem durchführbar sein könnte, Ideen von Dritten aufnehmen oder selbst entwickeln, Wünsche benennen und Pläne schmieden.“ Mit diesen Gedanken, die sie bei der Begegnung mit der RHEINPFALZ äußert, möchte Kerzenheims Pfarrerin Helke Rothley die Arbeit in ihrer neuen Gemeinde zu angehen.

Zunächst lernt die Frau, die 1962 in Steinbach am Donnersberg geboren wurde, ihre Gemeindemitglieder nach und nach kennen und schaut sich nach „Mitstreitern“ um. „Ich komme von außen und habe sicherlich eine andere Perspektive auf manche Dinge“, meint sie. Seit 1. März hat Helke Rothley als Nachfolgerin von Detlev Hiller offiziell die Pfarrstelle in Kerzenheim inne; zur Evangelischen Kirchengemeinde Kerzenheim zählen außerdem der Ortsteil Rosenthal sowie die Ortschaften Lautersheim und Rodenbach.

Nach dem Einführungsgottesdienst begann Rothleys Tätigkeit zunächst mit dem Religionsunterricht in der Grundschule, Konfirmanden- und Präparandenunterricht, Taufgesprächen und der Konfirmandenfreizeit. Mehr und mehr Termine kommen jetzt stetig hinzu. Noch wohnt die Pfarrerin in Gundersweiler, wo sie die letzten sieben Jahre wirkte. Sie hoffe aber, so meint Rothley zuversichtlich, das Kerzenheimer Pfarrhaus in der Wilhelm Bernhard-Straße im Sommer beziehen zu können. Derzeit benutzt sie dort lediglich das Pfarrbüro und kann auch über dessen Telefonnummer und über ihr Handy erreicht werden. „Das klappt bis jetzt ganz gut, und ich rufe Menschen, die mich sprechen wollen, auch gerne zurück. Ich bin eben noch nicht vollständig angekommen“, sagt Rothley.

Dann erzählt die Frau von ihrer unbeschwerten Kindheit und Jugend am Fuße des Donnersbergs. Die Eltern unterhielten eine Gärtnerei in Steinbach, die Großmutter sei dabei gewesen mit all ihren Erfahrungsschätzen. Auf die Frage nach Vorfahren im Kirchendienst zuckt sie die Schulter: „Mein Großvater war im Presbyterium , das ist alles.“ In der Zeit am Gymnasium in Winnweiler aber vor allem in ihrer Konfirmandenzeit und innerhalb der damaligen Jugendgruppe in Steinbach wird das Bewusstsein für Religion und Kirche und in erster Linie das „Protestantisch-Sein“ geschärft. „Ich hatte kritische Religionslehrer, die mich zum Nachdenken anregten sowie einen ökologisch-schöpfungsorientierten Pfarrer. Das war wohl auch der Geist der damaligen Zeit: Protestantismus gleichzusetzen mit Kritisch- aber auch Positiv-Sein“, sagt sie. Jedenfalls hatte Rothley Gefallen an Themen gefunden, die sich mit Schlagworten wie „Anpacken“, „Freiheiten haben“, „Offen sein für alternative Formen“ und dem Glauben „Es muss nicht alles genau so sein und bleiben“ am ehesten umschreiben lassen.

Als es schließlich um die Berufswahl geht, entscheidet sich die junge Frau Pfarrerin zu werden. „Ich dachte mir, so kann ich alle Arten von Leuten erreichen, gleich welcher Altersgruppe, Menschen begleiten ohne werten zu müssen, wie ich das etwa als Lehrerin hätte tun müssen, was ich auch in Betracht gezogen hätte.“ Ihr Studium führt über Mainz nach Marburg und für ein Jahr 1984/85 nach Edinburgh. Dort habe sie durchweg positive und auch wesentliche Erfahrungen gemacht, erinnert sich Rothley. Im dortigen früheren Ökumenischen College habe eine bunte Mischung von Studierenden und Professoren unterschiedlicher Nationen und kirchlicher Prägungen in Kleingruppen gearbeitet und diskutiert. Zurück in Deutschland studiert sie in Heidelberg zu Ende und absolviert 1988 ihr kirchliches Examen bei der Landeskirche in Speyer. Darauf folgt das Vikariat in Kaiserslautern, währenddessen sie ein viermonatiges Spezialvikariat in der deutschsprachigen Gemeinde auf Teneriffa macht. „Das klingt nach Urlaub aber man glaubt nicht, mit welchen Leuten unter welchen Umständen man dort zusammen kommt; ich habe alle Facetten des Daseins dort erlebt“, sagt die Frau, die zwar viel herumgekommen ist, für die aber immer feststand, in ihre Heimat zurückzukehren.

So wird sie, nach dem zweiten kirchlichen Examen, für fünf Jahre Pfarrerin in Dielkirchen, anschließend ist sie neun Jahre lang in Alsenborn tätig. Nach einem „Sabbatjahr“ führt ihr beruflicher Weg nach Gundersweiler und aktuell nach Kerzenheim, wo sich Rothley um die vakante Pfarrstelle beworben hatte. In ihrer Freizeit wandert sie gerne durch die Natur und findet, sofern sie Muße dazu hat, Spaß am Lesen. Geschichte hat sie stets interessiert, aus diesem Quell erschließt sich für sie: „Man ist freier, wenn man in die Geschichte blickt. Zeitgeist verbunden mit Tradition ergibt, dass man die Zukunft im Blick behält.“

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