Erfweiler Liedermacherin mit Leib und Seele: Sandra Bronder

Die Liedermacherin Sandra Bronder aus Erfweiler: Sie ist bekannt für ihre Mundart-Lieder. Sie ist aber auch auf anderen musikali
Die Liedermacherin Sandra Bronder aus Erfweiler: Sie ist bekannt für ihre Mundart-Lieder. Sie ist aber auch auf anderen musikalischen Gebieten unterwegs.

Sandra Bronder aus Erfweiler singt zur Gitarre selbst komponierte Lieder, auch in Mundart, außerdem Pop-Kracher und Gospelsongs. Ihren Weg haben bekannte Musiker aus der Region geprägt.

Nach den ersten zaghaften eigenen Versuchen auf der Gitarre nahm die 1979 in Annweiler geborene Sandra Bronder als Achtjährige Unterricht beim Hauensteiner Musiker und Musikpädagogen Werner Mansmann. „Bei ihm habe ich das Instrument von der Pike auf gelernt – die Liedbegleitung ebenso wie die klassische Gitarre und das Fingerpicking“, sagt sie im RHEINPFALZ-Gespräch. Nach dreijähriger Ausbildung in klassischer Gitarre interessierte sie sich mehr und mehr für die Westerngitarre.

Schon sehr früh begeisterte sie sich für Liedermacher wie Reinhard Mey und Hannes Wader. Erste Versuche, es den Liedermachern gleichzutun, blieben nicht aus: Bereits mit 14 Jahren begann sie, eigene Lieder zu komponieren und in Englisch zu texten, dann in Deutsch und schließlich in Pfälzisch. Dialekt ist „Muddersprooch“ und „Herzensangelegenheit“, sagt Sandra Bronder und nennt sich „Liedermacherin mit Leib und Seele“.

Marcel Adam als Freund

Ihren Weg auf die Bühne hat maßgeblich Marcel Adam begleitet, der bekannte Chansonnier aus Lothringen. „Ich habe ihn vor fast 20 Jahren einfach einmal angeschrieben und ihm eine CD mit meinen Liedern geschickt. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als er sich daraufhin telefonisch bei mir meldete“, berichtet Bronder. Adam, der auch Lieder im Dialekt singt, habe sie darin bestärkt, Mundartstücke zu singen.

Er hat sie zu seinem Konzert in Völklingen eingeladen, wo sie drei ihrer Lieder auf der Bühne vortragen durfte – ein „Riesenerlebnis“ für die junge Sängerin. Die Verbindung zu Marcel Adam blieb: „Er hat mir viele Tipps gegeben, hat meine Laufbahn begleitet.“ In unregelmäßigen Abständen stehe sie immer noch in Kontakt zu dem Lothringer. „In aller Bescheidenheit: Ich darf ihn einen Freund nennen“, sagt sie.

Sandra Bronders eigene Lieder bedienen thematisch ein weites Feld: Es sind Liebeslieder wie „Kein Weg zu weit“, das zweifelnde „Glääbsch mer noch?“, oder „Geh nit fort“, in dem sie den Trennungsschmerz in einer Fernbeziehung beschreibt. Es sind Lieder mit balladeskem Charakter wie der Song vom „Kohlenmeiler“, wo vom Liebe suchenden „Wolfgang aus Daah“, „de Hildegard aus Schwanne“, der Begehrten aus „Hääschde“ und der schließlich erfüllten Liebe im Saarland erzählt wird. Dazu kommen die Lieder vom „Jammerlabbe“, der vom hohen Ross ganz tief fällt und – in einem zweiten Teil – im Dialog mit Gott („Heer mei Gebät, ich war selwer schuld, ’s dut mer lääd“) den Turnaround schafft.

Entspannte Moderation

Die Lieder erzählen von der Kindheit am Eybach („Wääscht noch?), nehmen das Dorfgetratsche auf die Schippe („Heer, haschd schunn g’heert?“), rechnen mit der arroganten „Lieblingsfeindin“ ab („Schweigen ist nicht immer Gold“) und mit jenen, die glauben, die „Weisheit mit Löffeln gegessen“ zu haben („Die blinden Propheten“). Sie widmen sich menschlichen Leiden („Bandscheiwe-Blues“) und Beobachtungen beim Discounter („Discounter-Tango“): Hier nimmt Bronder augenzwinkernd unser Einkaufsverhalten auf die Schippe, weil alle Sachen kaufen, die kein Mensch braucht, die es aber gibt. Und gerne stimmt das Publikum mit ein, wenn es heißt: „Kinnen Se mol noch e Kass uffmache?“

Auch außerhalb der Weihnachtszeit fehlt bei ihren Auftritten selten eine Art Weihnachtslied: Die aktuell unerträglichen Nachrichten aus einer „Welt, die aus den Fugen fliegt“, so Bronder, lässt die Sehnsucht nach weihnachtlichem Frieden aufkommen: Für das Lied „Loss Weihnachte sei!“ erhielt sie 2015 beim Weihnachtssong-Contest des SWR einen Sonderpreis. Bronders Lieder „Alles halwer so schlimm“ und der „Gemaach-Blues“ transportieren eine Lebensphilosophie, die sich bei Konzerten auch durch ihre entspannte Moderation zieht. Sie zeigen, dass man im Dialekt sehr wohl ein anspruchsvolles und tiefgründiges Weltbild zeichnen kann: Sich selbst treu bleiben, nicht alles zu ernst nehmen, die Welt kritisch, aber nicht zu aufgeregt sehen, auch mal gegen den Strom denken, eigene Schwächen und die anderer annehmen – das sind wiederkehrende Motive ihrer Texte. Die Songtexte sind sprachlich anspruchsvoll, enthalten immer wieder schlüssige Bilder. Und die Texte pflegen die Mundart des Dahner Tals, wobei Bronders Hääschdner Wurzeln – ihr Vater stammt aus der Schuhgemeinde – nicht verborgen bleiben: „Ich saach äch äch …“ Nicht zuletzt: Es ist schön, in Vergessenheit geratenen Wörtern wie „Butzebambel“, „Schläcksel-Brot“, „hannich“ oder „läärich“ in den Liedern zu begegnen.

Breites musikalisches Feld

Die gelernte Optikerin kann ein breites musikalisches Feld bedienen. Neben der Liedermacherin, die klar und schnörkellos singt und die Gitarre souverän beherrscht, gibt es aber auch noch die Coverband Sandee Bee mit Gerhard Zwick aus Erfweiler und Susanne Reischmann aus Pirmasens. Noch ein zartes Pflänzchen ist das Projekt, das Sandra Bronder mit einer lange aus den Augen verlorenen Freundin aus der Schulzeit vorbereitet und das 2024 Früchte tragen soll: Die beiden wollen sich dem Gospelsong widmen.

Info

  • CDs: „Zwischen den Zeilen“ (2007, Leico 8684), „Halwer so schlimm“ (2013 Leico 9309).
  • Konzert: 16. März, Weingut Kimmle, Kapellen-Drusweiler
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