Rheinpfalz „Lauterecker ziehen in den Krieg“

Der gestrige Volkstrauertag war das passende Datum für die Stadt Lauterecken, mit der Ausstellung „Lauterecker ziehen in den Krieg“ im Veldenzturm an das Schicksal der Soldaten zu erinnern. 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zugleich eine Mahnung, sich für den Frieden einzusetzen.

Zur Ausstellungseröffnung erschienen im Anschluss an die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag zahlreiche Besucher, die sich im Veldenzturm dicht drängten, nachdem sie von vier Soldaten in originalgetreuen Uniformen und ihrem Leutnant begrüßt worden waren. Während in Eingangsbereich ein Film gezeigt wurde, der die Geschehnisse im Ersten Weltkrieg zeigte, wurden im oberen Stock zahlreiche Dokumente und Exponate ausgestellt, die Zeugnis jener Zeit ablegten. Neben allgemeinen Informationen zum Ersten Weltkrieg gibt es auch Ausstellungsstücke mit direktem Bezug zu der Veldenzstadt. Stadtbürgermeister Heinrich Steinhauer erklärte, dass die Ausstellung zum Ziel habe, zu mahnen und gedenken an die große Katastrophe, die rund 50 Millionen Menschenleben gefordert habe. Er zeigte sich sehr erfreut, wie gut die Ausstellungseröffnung angenommen wurde. Der erste Stadtbeigeordnete Günter Lüers betonte, dass die Mahnung nichts an Aktualität verloren habe, auch heute wieder Kriege stattfänden. Stadtarchivar Jan Fickert erklärte, dass es nicht Ziel der Ausstellung sei, die gesamte Kriegsgeschichte darzustellen, zumal dazu der Platz nicht ausreiche, sondern speziell auf die Lauterecker Schicksale einzugehen. In der Veldenzstadt habe es kein Kriegsgeschehen gegeben, doch habe die Stadt über einen strategischen Bahnhof und ein Lazarett verfügt, indem zum Beispiel die Lauterecker Jüdin Johanna Löb im Einsatz war. Anrührend auch der Brief einer Lauterecker Witwe an das Kriegsministerium mit der Bitte, ihren jüngsten Sohn hinter die Front zu schicken, da die beiden anderen Söhne bereits gefallen seien. Zahlreiche Informationen gewann Fickert aus der Ehrenchronik der Nationalsozialisten aus den 30er Jahren, in der unter anderem die Namen der Toten, Vermissten und Heimkehrer verzeichnet wurden. In dieser Chronik waren bereits 31 gefallene Lauterecker verzeichnet, man geht zwischenzeitlich von rund 75 aus. Der Jüngste war erst 17 Jahre alt. Aufgelistet wurden auch 188 Heimkehrer, die meist stark verwundet und seelisch angeschlagen waren. Die meisten Lauterecker sind an der Westfront in Nordfrankreich gefallen, weitere in Belgien, Russland, Polen, Rumänien und Italien, jedoch sind nicht alle Schicksale geklärt. Daneben sind zahlreiche Dokumente wie Militärpässe, historische Fotos und Auszeichnungen ausgestellt, die einen Einblick in die Geschehnisse bieten. Fickert erklärte, dass er auf weitere Dokumente, Fotos und Zeugnisse hoffe, die er gerne sichten würde, um noch mehr auf die Auswirkungen des Krieges auf Lauterecken einzugehen. Ingo Cappel aus Altenglan stellte zahlreiche Exponate bereit, von Gasmasken über Uniformen und Pistolen bis hin zu Helmen, Erkennungsmarken und Bajonetten. In einer Nische wurde auch ein Stellungsgraben nachgestellt, sodass das Kriegsgeschehen noch stärker deutlich wurde. (sbs)

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