Rheinpfalz Keine Brücke über die Felsen

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Der gesamte Ortsgemeinderat Hauenstein stimmte – einschließlich der FDP-Fraktion – gegen ein weiteres „Leuchtturmprojekt“, das Ortschef Bernhard Rödig (FDP) im Zusammenhang der mittlerweile zehn Jahre währenden „unendlichen Geschichte“ für eine bessere optische Anbindung der Schuhmeile ans Ortszentrum dem Rat zur Grundsatzbeschlussfassung vorgestellt hatte.

Bei nur einer Ja-Stimme – nämlich der eigenen – musste der Bürgermeister sein Projekt nach einer knappen, aber glasklaren Statement-Runde der Fraktionen zu den Akten legen, nachdem schon mindestens fünf weitere Vorschläge in den letzten Jahren nicht über Rats- und Ausschussgremien hinauskamen. Bürgermeister Rödig schlug in der Ratssitzung eine sogenannte „Wanderbrücke“ über den Felsdurchbruch am Ende der Bahnhofstraße vor. Ziel der Straßenüberspannung sei, durch die Brücke über das Felseneingangsstor des Luftkurortes Aufmerksamkeit zu erzielen, um die beiden Ortsteile besser miteinander zu verbinden und somit auch die Wirtschaft im Zentrum zu bedienen, wie es in der Vorlage hieß. Um zu der Machbarkeit des Projekts belastbare Aussagen treffen zu können, wären teilweise sehr aufwändige Voruntersuchungen nötig gewesen. Die voraussichtlichen Kosten hierzu hätten sich, so Rödig, auf rund 40.000 Euro netto belaufen. Der Rat schien von diesem Vorschlag überrollt. „Wir sollten zuerst entscheiden, ob wir das überhaupt wollen, bevor wir einem Grundsatzbeschluss zur Prüfung der Machbarkeit in dieser Höhe zustimmen“, warf CDU-Fraktionssprecher Michael Zimmermann ein. SPD-Fraktionssprecher Andreas Wilde machte es ebenso kurz und präzise: „Wir können uns das nicht leisten.“ Und Grünensprecher Manfred Seibel ergänzte: „Angesichts der Finanzlage ist das nicht machbar. Und Sandsteinfelsen sind gegen eine solche Maßnahme gesetzlich geschützt.“ Und so verschwand die „Wanderbrücke“ so schnell sie gekommen war, ähnlich wie das letzte Projekt Hauensteiner Künstler, das von der ADD als nicht zuschussfähig bezeichnet worden sei (Rödig), im hinteren Teil der Schublade. Der Ortsbürgermeister wolle aber, wie er sagte, „weiter am Ball bleiben“ und informierte den Rat kurz über eine weitere Gestaltungsidee eines Künstlers. Historische und ins Auge fallende „Markenzeichen“ sollen hierbei an Plätzen, in Schaufenstern, Gebäuden und Treppen angebracht werden. Den Namen des Künstlers nannte er allerdings nicht. Nach RHEINPFALZ-Informationen handelt es sich um Pläne des in Heidelberg beheimateten und lange Jahre in Hauenstein wirkenden Autors, SWR-Regisseurs und Fotokünstlers Michael Utz . Utz, der sich auch schon im Deutschen Schuhmuseum durch eine Ausstellung über Mensch und Maschine einen Namen gemacht hatte, sagte auf RHEINPFALZ-Anfrage: „Ja, das stimmt, ich habe den Bürgermeister im Jahr 2015 über meine Idee informiert und auch Gestaltungsbeispiele vorgelegt, aber seitdem nichts mehr gehört.“ Er würde sich freuen, so Utz, wenn er dem Rat oder anderen Gremien seine Vorstellungen unterbreiten könne. Wie er mitteilte, habe er die Idee für das Projekt, das für Hauenstein aufgrund seiner Schuhhistorie und seines aktuellen Schuhaufbruchs eine gute Lösung sein könnte, bei einer Studienreise in Saint Vaast in der Normandie gefunden. Dort seien auf sehr originelle Weise historische, wirtschaftliche und sozialgeschichtliche Ansichten im Ort platziert. „Das muss doch auch in Hauenstein möglich sein“, findet Utz, den das Projekt nicht mehr loslässt. |ys

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