Rheinpfalz Keine Angst vor Radarkontrollen

Bergauf braucht er Geduld. Bergab Mut. Spaß macht es Thomas Bärmann dennoch, mit seinem Moped-Transporter kleine Besorgungen zu machen. Das Dreirad mit dem Vespa-Motörchen hatte es dem Contwiger Gastwirt schon lange angetan. Vor drei Jahren fand er in Ulm ein gut erhaltenes Exemplar des italienischen Klassikers.

„Vor Radarkontrollen habe ich keine Angst“, flachst der Gastronom. Mehr als 30 Stundenkilometer schafft sein Mini-Transporter nämlich nicht. Selbst wenn man ihm Zeit für einen großzügigen Anlauf lässt. Platz für sperrige Fracht bietet er umso mehr. „In den Laderaum passt eine volle Euro-Palette“, bekräftigt der Restaurant-Chef schmunzelnd. Ob das Lieferwägelchen mit solcher Fracht noch vorankäme, weiß er allerdings nicht. Ausprobiert hat es der 46-Jährige nie. Bärmann benutzt sein Gefährt für kleinere Einkäufe im Getränke- oder im Supermarkt und manchmal auch für größere Touren durch Zweibrücken. „Da schauen mir die Leute nach, und jeder hat ein Lächeln auf dem Gesicht“, ist seine Erfahrung. Unterwegs ist der Gastwirt fast täglich mit der Ape, wie das Lieferwägelchen heißt. Ape ist italienisch und bedeutet „Biene“. Mit dem Namen spielt der Hersteller Piaggio auf die technisch verwandte Vespa („Wespe“) an, den Roller-Klassiker aus derselben Fabrik. Gesucht hatte Bärmann schon lange nach einer Ape mit Kasten-Aufbau. Neu sollte sie nicht sein, aber noch gut in Schuss. Da sei eine Menge Schrott auf dem Markt, meint er. Fündig wurden er und seine Frau am Rand der Schwäbischen Alb. Der Vorbesitzer hatte das Allzweckmobil für den täglichen Weg zur Arbeit genutzt. Heute ist der lichtblaue Lieferwagen genau 30 Jahre alt; etwa 100.000 Kilometer hat er auf dem Buckel. Im Zweijahresabstand lässt Bärmann ihn in der Werkstatt durchsehen; im Winter bleibt er in der Garage. „Manche Gäste vermissen ihn dann regelrecht“, so der Gasthaus-Betreiber. Vor allem Kinder sind begeistert, wenn sie den dreirädrigen Blechkasten sehen. „Da habe ich mir mal ein Rennen mit zwei radelnden Jungs geliefert“, berichtet Bärmann von einer Fahrt. Die Fahrräder waren schneller, obwohl seine Ape für Steigungen bis 18 Prozent ausgelegt ist. Bienengleich summt der Zweitakt-Motor eher, wenn es bergab geht. „In Kreiseln muss man dann aber aufpassen. Da kann schon mal ein Hinterrad abheben“, gibt Thomas Bärmann unfreiwillige Rennerfahrungen preis. Mulmig wird es ihm bisweilen auf der Landstraße, wenn ein Lastwagen überholt. „Auf dem Fahrrad ist man da sicherer“, meint er und verweist auf die geschlossene Kabine mit dünnem Blechaufbau und ohne Knautschzone. Komfort gibt es ebenso wenig, trotz Blattfedern hinten. Wie auf einem Roller sitzt der Fahrer auf einer Schaumstoff-Bank, und wie bei einem Roller gibt es einen Lenker mit Gasgriff, Kupplungshebel und Handschaltung. „Der Scheibenwischer ist elektrisch, aber zum Scheibenwaschen muss man pumpen“, stellt Zweirad-Fan Bärmann die Technik aus den 50er Jahren vor. Mit seiner Begeisterung angesteckt hat er zwar ein paar Freunde, die das Transporterchen auch gelegentlich mal ausleihen. Seine Angestellten weigerten sich jedoch beharrlich, auch nur eine Besorgung mit der Ape zu machen, sagt der Contwiger. (npm)

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