Rheinpfalz Jetzt sind es 38 Stolpersteine

Die Erinnerung an Nazi-Opfer in Kaiserslautern geht weiter. Einer stillen Verlegung von weiteren 19 Stolpersteinen in der Stadt folgte gestern eine Gedenkveranstaltung. Die Stolpersteine sollen die Namen der Opfer wachhalten.

Gedenken geschieht oft in aller Stille. So auch in Kaiserslautern. Gut zwei Wochen ist es her, dass Gunter Demnig in Straßen von Kaiserslautern 19 weitere Stolpersteine verlegt hat. Im Auftrag der Stolperstein-Initiative der Stadt war Demnig, Initiator der europaweiten Kunstaktion zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus, am 20. Juni bereits ein zweites Mal in Kaiserslautern. In vier Straßen verlegte er die zehn auf zehn Zentimeter kleinen Gedenksteine in den Gehwegen vor den Häusern, in denen die Opfer des Nazi-Regimes zuletzt gewohnt hatten. Gedenkplaketten in Messing mit den Lebensdaten der Personen erinnern an die Schicksale der Familien Herze (Rudolf-Breitscheid-Straße 71), Sklarek (Humboldtstraße 6), Preis (Glockenstraße 43) und Anna Reis (Moltkestraße 22). Die Pflastersteine wurden von Paten, unter ihnen auch die Berufsbildende Schule I Technik, gesponsert. Mitglieder der Recherchegruppe rekonstruierten die Lebensgeschichte der Opfer, die während des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, verweist Gunter Demnig auf diesen Satz aus dem Talmud, der zentralen Schrift des Judentums. Weil der Kölner Künstler überzeugt ist, dass die Erinnerung an einen Menschen wach wird, wenn sein Name wieder ins Bewusstsein kommt, hat er die Stolpersteine erfunden. Für gestern lud die Initiative Stolpersteine zu einem Gedenkweg zu den Verlegeorten vor die Häuser, in denen die Opfer der Nazi-Herrschaft zuletzt gelebt hatten. Mit musikalischen Beiträgen und biografischen Hinweisen wurde an die Schicksale von drei jüdischen Familien und einer jungen Frau, die Opfer der Euthanasie wurde, erinnert. Zu dem Gedenkgang hatten auch Angehörige der Opfer ihr Kommen zugesagt. Bereits am 29. August 2013 verlegte Gunter Demnig in Zusammenarbeit mit der Stolperstein-Initiative Kaiserslautern 19 Gedenksteine. Schon Jahre zuvor war er zu Gast in Kusel und verlegte in der Kreisstadt die Erinnerungssteine. In Kaiserslautern geht das Projekt auf eine Initiative von Schwester Martina Schmidt vom Institut der Franziskanerinnen zurück. Seit 1997 pflegen St.-Franziskus-Gymnasium und –Realschule Kontakt mit ehemaligen jüdischen Schülerinnen der Schule. Ein Antrag im Stadtrat zur Verlegung der Stolpersteine im April 2012 fand in Kommunalpolitik, Kirchen, Schulen und gesellschaftlich engagierten Gruppen große Resonanz. Inzwischen steht Elisabeth Merkert der Stolperstein-Initiative als Sprecherin vor. Laut Merkert sollen den bislang verlegten 38 Gedenksteinen im Februar und im Oktober 2015 weitere folgen.

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