Rheinpfalz In der Diaspora ist Flexibilität alles

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OFFENBACH-HUNDHEIM. Rund 20.000 Kilometer ist Peter Sens in den vergangenen zwölf Monaten dienstlich unterwegs gewesen. „Ohne Auto geht in der Diaspora nichts“, weiß der katholische Geistliche, der seit einem Jahr die Pfarreiengemeinschaft Oberstein, zu der auch die Pfarrei Offenbach gehört, betreut.

„Ich bin der einzige Pfarrer im Bistum Trier“, meint der 46-Jährige salopp. Wie das? Nun, anders als im katholischen Bistum Speyer werden in Trier die Pfarrer „Pastor“ genannt, klärt Sens auf. Pfarrer sei er für die rund 500 Katholiken der Offenbacher Pfarrei, die einzige mit echten Pfälzern in seinem Beritt, und zugleich einzige Pfarrei des knapp 20.000 Seelen zählenden Dekanats Birkenfeld, die zum Landkreis Kusel gehört. Als Pastor betreut er die 5500 übrigen „Schäfchen“ in den Pfarreien Idar-Oberstein, Weierbach, Kirchenbollenbach, Mittelreidenbach und Sien. 40 bis 60 Kilometer von einem bis zum anderen Termin seien keine Seltenheit. Solch große Entfernungen schränken die zeitliche Präsenz des Pfarrers ein. Daher hat er Verstärkung organisiert: Der Ruheständler Günter Hirschauer helfe ihm und halte ebenfalls Gottesdienste. Seine Termine versucht Sens möglichst nahe beieinander zu legen. Ohne solches Selbstmanagement würde er nur noch im Auto sitzen, meint der Zwei-Meter-Mann. In alle 48 Orte der Pfarreiengemeinschaft zwischen Nahe und Glan sei er bisher noch nicht gekommen. Aber: „Ich komme dann, wenn ich gebraucht werde.“ Lange Wege kennzeichnen die Situation in der katholischen Diaspora, andererseits verfüge die Minderheit aber auch über eine ordentliche Portion Beharrungsvermögen, stellt der Pfarrer fest. „Die Pfarrei in Offenbach ist stark selbst organisiert“, lobt der Theologe, der sich von Idar-Oberstein aus schließlich nicht um alles kümmern kann. Sowohl Pfarrgemeinderat wie auch Verwaltungsrat seien sehr kompetent, macht Sens beispielhaft an der erfolgreichen Renovierung der Offenbacher Kirche fest. Peter Sens stammt aus Tholey, aus einem „gut katholischen“ Haus. Beeindruckt haben ihn von Kindesbeinen an die Benediktiner in der dortigen Abtei St. Mauritius, die sich mit der Pfarrei die Kirche teilen. Doch ins Kloster wollte der Saarländer nicht. Auch führte ihn sein Weg nicht schnurstracks zur Priesterweihe. Nach der Bundeswehr begann er in Kaiserslautern zunächst das Wirtschaftsingenieur-Studium. Das sei aber nicht das Richtige für ihn gewesen, schildert Sens. So wechselte er zur Theologie nach Trier und absolvierte in Freiburg ein Außenstudium. Als Kaplan war er in Völklingen tätig. Vor seiner Ankunft in Idar-Oberstein war er Pfarrer in Kleinblittersdorf. In der Pfarrei Offenbach ist er für die Katholischen in Buborn, Deimberg, Glanbrücken, Grumbach, Hausweiler, Herren-Sulzbach, Homberg, Kappeln, Kirrweiler, Langweiler, Merzweiler, Offenbach, Unterjeckenbach und Wiesweiler zuständig. Aus diesem ehemals preußischen Reigen heraus fällt Niederalben, für das ausnahmsweise die Pfarrei Ulmet im Bistum Speyer verantwortlich ist. Im Gegenzug überschreitet der Offenbacher Pfarrer ebenfalls Grenzen, in dem er zusätzlich noch die früher bayerischen, also zum Bistum Speyer gehörenden Orte Hinzweiler, Nerzweiler, Hundheim und Hachenbach betreut. „Das machen wir auf dem kleinen Dienstweg“, sagt Sens. Auch im Bereich der Ökumene hilft man sich in Offenbach gegenseitig. „Die Sternsinger bringen hier tolle Ergebnisse“, berichtet der Pfarrer, ohne zu verschweigen, dass die meisten evangelisch sind. Nachdem die Sanierung des neogotischen Kirchenbaus St. Peter und Paul von 1889 mit den schönen Wandmalereien in Offenbach abgeschlossen ist, ist das Thema Gebäudemanagement in Offenbach weiter aktuell. Die alte Schule steht zum Verkauf, berichtet Sens. Das Geld sei knapp. Doch trotz der Baumaßnahmen sei Offenbach seine einzige Gemeinde mit ausgeglichenem Haushalt.

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