Rheinpfalz Im Einsatz für den Informationsangriff

In der IGS in Landstuhl führten die IT-Experten der Polizei vor, wie Hacker mit krimineller Energie vorgehen. Jörg Wilhelm vom I
In der IGS in Landstuhl führten die IT-Experten der Polizei vor, wie Hacker mit krimineller Energie vorgehen. Jörg Wilhelm vom Innenministerium (vorn) gab eine Einführung ins Thema.

Ganz offiziell waren zwei gut gelaunte Hacker am Donnerstagabend in der Integrierten Gesamtschule in Landstuhl unterwegs – auf Einladung des Mainzer Innenministeriums und des Polizeipräsidiums Westpfalz. Beide wollen durch Vorbeugung Datenklau und Kriminalität im Internet erschweren und haben im „Europäischen Monat der Cybersicherheit“ einen Informationsangriff gestartet.

Ein geschenkter oder scheinbar verlorener USB-Stick, eine verführerische E-Mail, die Geschenke anpreist, oder vielleicht auch eine mit raffinierten Drohungen, ein niedliches Foto, ein die Arbeit erleichterndes Makro, ein leicht zu knackendes Passwort, aus Vergesslichkeit deaktivierte Firewall und Virenscanner oder am Ende gar keins von beiden auf dem Rechner – viele Türen stehen in einem Computer für Datenklau, Erpressung und Betrug offen. Und das eben nicht nur auf jenen Schmuddelseiten, die oft als übliche Verdächtige angeführt werden. Blogs, soziale Netzwerke und private Homepages seien die am liebsten genommenen Verbreiter von schädlicher Software – daran lassen Raimond Kieß und Stefan Logwinski am Donnerstagabend keinen Zweifel. In einem unterhaltsamen Rollenspiel führen die beiden IT-Experten aus Offenbach anschaulich vor, welche Strategien Hacker anwenden und worauf Benutzer ein Auge haben sollten. „Niemand ist zu unwichtig, um gehackt zu werden“, sagt Kieß. Der luftig gebaute Lichthof ist gut besetzt an diesem Abend. Axel Emser, beim Polizeipräsidium Westpfalz Leiter der Abteilung, die sich mit Vorbeugung befasst, ist zufrieden. „Fast alle Angemeldeten sind gekommen, wir haben unsere Zielgruppe voll erreicht.“ Drei Stunden sind angesetzt für die Informationsveranstaltung zur Cybersicherheit, in der Pause gibt es Schnittchen, Obst, Getränke. „Sie wissen, dass Sie Ihre Daten schützen sollen. Aber wie geht das?“, ist die Frage, die im Raum steht. Die Leitstelle „Kriminalprävention“ im Mainzer Innenministerium hat dazu ein Internetportal erarbeitet. Auch das wird an diesem Abend vorgestellt. Es soll mit anschaulichen Beispielen, einfacher Sprache und übersichtlicher Bedienoberfläche, „niederschwellig“ also, die Phänomene, die ein gehacktes System zeigt, verknüpfen mit vorbeugenden Maßnahmen und Beratung im Schadensfall. Staatssekretär Günter Kern und Jörg Wilhelm, im Innenministerium mit der Prävention befasst, sind angereist. „Sensibilität und Wissen fehlen“, sagt Kern, manchmal beobachte er auch Leichtfertigkeit. „Die Kampagne zur Cybersicherheit ist eine Notwendigkeit, denn es gibt viele Angriffsmöglichkeiten, aber auch viele Dinge, die Sie dagegen tun können.“ Der Infoabend bildet gleichzeitig den Abschluss eines dreitägigen Seminars, in dem Sicherheitsberater für Senioren qualifiziert wurden. Diese Ehrenamtler bilden gemeinsam mit dem Internetportal das Herzstück der Mainzer Präventionsoffensive. Einer, der sich als Sicherheitsberater engagieren wird, ist Werner Kesselring aus Hauptstuhl. Er habe als Rentner Zeit und wolle gern etwas in der Gemeinde tun, sagt der Senior. „Auch aus eigenem Interesse.“ Der Cyber-Abend aber beschere ihm viele böhmische Dörfer, bekennt Kesselring später. Natürlich nutze er das Internet, aber nur in ganz bescheidenem Umfang. „E-Banking machen wir. Aber das ist sicher. Wir beherzigen auch alle Tipps, die wir von der Bank bekommen haben.“ Nicht weit weg von Kesselring hat Anna Raab Platz genommen. Die Mittzwanzigerin gehört zu der Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, hat vor zwei Jahren für den Bachelor das Thema „Cyberstalking“ bearbeitet. Eingeladen wurde sie, weil sie im Kaiserslauterer Frauenhaus mitarbeitet. „Im Kontext der Arbeit ist es interessant, denn wir haben ja viele sensible Daten auf dem Rechner, die wir schützen müssen“, sagt sie. „Und mal zu sehen, wie einer live hackt, das ist auch nicht schlecht.“ Ein persönliches Erlebnis gibt es auch. Jahre her sei es schon, als sie ihren Rechner über eine gefälschte E-Mail zum Glück nur mit geringem Schaden infiziert habe. „Im Betreff stand Rechnung und ein Betrag von 120 Euro. Ich hab das gar nicht richtig gelesen, sondern nur den Betrag gesehen und bin richtig panisch geworden. Heute ist es unverständlich; aber das geht ganz schnell und man sitzt in der Falle.“ Für IT-Fachmann Raimond Kieß ist das nichts Neues. „Es kommt immer darauf an, wie der Hacker lockt“, sagt er. „Und das ist inzwischen ganz schön professionell“, ergänzt sein Kollege Logwinski. „Die Zeiten, in denen sich solche Phishing-Mails lasen wie eine chinesische Gebrauchsanweisung, sind vorbei.“ Info Tipps und Hilfe finden Interessierte auf dem Infoportal www.cybersicherheit-rlp.de. Auch die Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Westpfalz, Telefon 0631/ 369-1444, ist Ansprechpartner.

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