Rheinpfalz „Ich will nicht als Besserwisser auftreten“

Bischof Wiesemann, Sie sind Vorsitzender der Glaubenskommission geworden. Als Favorit galt ein anderer, nämlich Rudolf Voderholzer, der Bischof von Regensburg. Wann war Ihnen klar, dass es auf Sie hinausläuft?

Ich bin zunächst davon ausgegangen, dass ich noch eine weitere Wahlperiode als Vorsitzender der Jugendkommission im Amt bleibe. Dann wurde ich aber im Sommer angesprochen, ob der Vorsitz der Glaubenskommission in meinen Denkhorizont passen würde. Was haben Sie geantwortet? Wenn eine deutliche Mehrheit der Bischöfe hinter mir steht, werde ich mich der Aufgabe nicht verschließen. Und dann kam es zur Kampfkandidatur zwischen Bischof Voderholzer und Ihnen? Nein. Ich habe deutlich gemacht, dass ich nicht gegen, sondern nur im Zusammenspiel mit Bischof Voderholzer die Kommission zu leiten bereit bin. Nach meiner Wahl haben Bischof Voderholzer und ich uns die Hände gereicht. Ich habe ihn dann für das Amt meines Stellvertreters vorgeschlagen. Noch mal zurück zu Ihrem bisherigen Amt als Jugendbischof. Welche Erinnerungen verknüpfen Sie mit der Zeit? Die Messdienerwallfahrt nach Rom mit 50.000 Teilnehmern war eine unglaublich positive Erfahrung. Aber genauso beeindruckend war die 72-Stunden-Aktion, die Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, kurz BDKJ. Dort habe ich eine unglaubliche Kraft gesehen, junge Menschen für das Handeln aus dem Evangelium zu begeistern. Das war nicht nur ein Happening. Gab es auch schwierige Momente? Natürlich hatte ich auch mal kontroverse Gespräche mit dem BDKJ. Aber sie verliefen immer konstruktiv. Ich kann mich an keine Kontroverse erinnern, die unversöhnt endete. Aber ich bin davon überzeugt, dass konfrontative Wege in der Jugendarbeit nichts nutzen. Die Jugend muss auch mal quer denken dürfen und anstoßen. Dafür habe ich mich auch immer innerhalb der Bischofskonferenz stark gemacht. Haben Sie sich für die Aufgabe als Vorsitzender der Glaubenskommission Ziele gesetzt? Bislang war ich in anderen Kommissionen der Bischofskonferenz Mitglied. Das bedeutet: Ich musste mich erst mal einlesen. Vor dem Hintergrund ist es schwer zu sagen, dieses oder jenes ist meine Agenda. Die Kommission soll Themen theologisch vom Glauben her durchdenken. Ein Dauerthema werden sicherlich bioethische Fragen sein, Stichwort: Designermensch. Die Kommission soll theologische Grundlagen für Veränderungsprozesse in der Gesellschaft legen. Aber das sind nur mal erste Gedanken. Ich will nicht als Besserwisser gegenüber den anderen Mitgliedern der Kommission auftreten. Was bedeutet das neue Amt für das Bistum? Sind sie öfter unterwegs? Es handelt sich zwar um ein herausforderndes Amt, aber ich gebe auch ein anderes Amt ab. Als Jugendbischof hat man viele Termine und repräsentative Pflichten. Die terminliche Belastung als Vorsitzender der Glaubenskommission ist auf keinen Fall größer. Hier kommt es vor allem auf die Arbeit mit den Kommissionsmitgliedern und Beratern an. Wir wollen grundlegende Fragen diskutieren und aufarbeiten. Ich sehe mich da in der Rolle des Moderators, der alle in ein gutes Gespräch bringt, so dass tragfähige, gemeinsam verantwortete Stellungnahmen und Dokumente entstehen können. Werden Sie sich künftig häufiger in der Öffentlichkeit zu Wort melden? Meine Aufgabe ist es, die Kommission zu leiten. Die Kommission sollte nicht zu stark personifiziert werden. Aber das schließt auch nicht aus, dass der Vorsitzende mal Ergebnisse vorstellt oder sich selbst zu Wort meldet. Ihr Vorgänger in dieser Position war Kardinal Lehmann, der mittlerweile im Ruhestand ist. Können Sie sich vorstellen, weitere Ämter von ihm zu übernehmen? Der Mainzer Bischofsstuhl ist ja noch frei ... Nein. Aber Kardinal Lehmann hat mich dazu ermutigt, die neue Aufgabe zu übernehmen. Ich befinde mich immer wieder im persönlichen Gespräch mit ihm. Aber die Übernahme des Vorsitzes der Glaubenskommission hat gar nichts mit der Frage nach der Besetzung des Bischofsstuhls in Mainz zu tun. | Interview: Andreas Ganter DOPPELTERZEILENUMBRUCH

x