Kultur Südpfalz Hainfeld: Kabarett mit Martina Brandl

„Irgendwas mit Sex“ stand im Mittelpunkt des Kabarett-Abends von Martina Brandl voller bissigem Spott, Selbstironie und nicht selten einem gesellschaftskritischen Hintergrund im Sportheim des TSV in Hainfeld. Zum 17. Mal hatte der SPD Ortsverein am Freitag zu einem Kulturabend ins Sportheim eingeladen.

Welche Frau kennt das nicht: Du wartest ewig lange auf einen Termin beim Star-Friseur, setzt dich stundenlangen Qualen aus, überlebst die chemische Wasserstoffkeule beim Strähnchenfärben, erträgst nach der Bürsten-Föhn-Folter auch noch das brennend heiße Glätteisen, atmest die giftigen Dämpfe des „Finishing Sprays“, um anschließend daheim entsetzt in den Spiegel zu schauen und festzustellen: „Jetzt muss ich erst mal die Haare waschen“. Solche und ähnliche Geschichten, die das Leben schreibt, hat Martina Brandl zu einem vorzüglichen Kabarett-Programm zusammengestellt. „Über Sex redet man nicht“, winkt sie anfänglich ab und fragt: „was haben Sex und Kabarett gemeinsam?“, um gleich darauf selbst die Antwort zu geben: „Es klappt besser, wenn beide mitmachen“. Das Publikum in Hainfeld brauchte keine Aufforderung und lachte meist ohne erklärende Hinweise, was die Kabarettistin zur Aussage bewegte: „Das Vorspiel läuft gut, also machen wir weiter“. Im Verlauf der kommenden zwei Stunden jagte eine satirisch kritische Botschaft die nächste. Zum Beispiel, wenn sie die Wettbewerbsshows im „Unterschichtenfernsehen“ auf die Schippe nimmt: „Kochduell, Superstar, Topmodel, Dschungelcamp, für 50 Cent kannst du jeden Kandidaten rauswählen, aber zur Bundestagswahl, wo du Kandidaten reinwählen kannst, geht kaum einer hin“. Den Magerwahn nimmt sie ins Visier, wenn sie sich lustig darüber macht, dass Karl Lagerfeld sich in die Hosengröße hungert, die er als 13-Jähriger trug – und anschließend die eigenen „Winkearme“ wabbeln lässt. In der Verballhornung des Modetrends falscher Fingernägel trumpft Brandl auf: „Es gibt Frauen, die rennen lieber drei Mal im Monat ins Nagelstudio, statt sich nageln zu lassen“ und wendet sich mit der Frage an die Männer im Saal: „Wer will schon Sex haben und gleichzeitig Beschneidung?“. In einem weiteren Lied huldigte die Kabarettistin einem Herrn namens Reiner, der sie erregt, wenn er fegt. Mit der imitierten Stimme von Angela Merkel erzählte sie das Märchen von „Hartz Vierchen und den sieben Minijobbern“. Zum vergnüglichen Abschluss flehte sie in einer Persiflage auf die Melodie „Wein’ nicht um ich, Argentinien“ aus dem Musical „Evita“ das Publikum an: „Schenkt mir nie mehr Auberginen. Ihr ahnt nicht wie sehr ich das hasse “ Hainfelds Bürgermeister Wolfgang Schwarz beherzigte diesen Wunsch und gab der Kabarettistin, die als einzige Frau im Fernsehen im „Quatsch Comedy Club“ moderiert und drei Romane veröffentlicht hat, Hainfelder Winzersekt mit auf den Heimweg nach Geislingen an der Steige. (srs)

x