Kultur Südpfalz Glanzvolles barockes Feuerwerk

Mit den beiden Vorstellungen von „Riccardo primo“ heute und „Teseo“ morgen, jeweils um 15 Uhr, endet am Wochenende der szenische Teil der Karlsruher Händel-Festspiele und damit auch das Auftreten der Deutschen Händel-Solisten im Tutti. Diese glänzten in beiden Opern und auch bei ihrem Festkonzert.

Bei diesem stand zum ersten Mal in Karlsruhe der italienische Multi-Künstler Federico Maria Sardelli am Pult. In Karlsruhe Partnerstadt Halle hatte Sardelli 2007 bis 2009 als Dirigent einer sagenhaften Produktion des „Ariodante“ großen Erfolg. In der Alte-Musik-Szene hat er vor allem durch seine Einspielungen von Opern Antonio Vivaldis Zeichen gesetzt. Händel und die Musik seiner italienischen Zeitgenossen war denn auch das Thema des Festkonzerts. Neben zwei Concerti grossi von Händel, Nr. aus op. 3 und das herrliche Nr. 6 aus op. 6, sowie der Ouvertüre zur „Feuerwerksmusik“ hatte Sardelli zwei Sinfoniae von Vivaldi – zur Oper „Il Bajazet“ und „Per l′Orchestra di Dresda“ RV 162 – sowie eine Ouverture von Francesco Maria Veracini (Nr. 6 in g-moll) auf das Programm gesetzt. Mit den blendend disponierten und zündend spielenden Deutschen Händel-Solisten – besonders erwähnt sei wie beim „Teseo“ die fulminante Solo-Oboistin Susanne Regel – gelangen dem italienischen Musiker gleichsam elektrisierende Wiedergaben der barocken Orchestermusik. Sardelli setzt auf straffe rhythmische Impulse, deutliche Akzente und einen trockenen Klang. Sein Stil ist zudem durch eine sehr klare Auffächerung des Satzes und eine große dynamische Spannweite ausgezeichnet. Das gibt seinem Musizieren eine zwingende Energie in Verbindung mit einer sehr differenzierten und zugleich immer wieder originellen Auslegung des Notentextes. Er entfachte auf alle Fälle ein brillanten Feuerwerk, nicht nur in Händels diesbezüglichem Werk, sondern etwa auch in der Veracini-Ouvertüre, die den Rang dieses noch zu wenig bekannten Meisters eindeutig belegte. Gleichwohl waren natürlich die Ouvertüre zur „Feuerwerksmusik“ und „La Réjouissance“ daraus als Zugabe die „Kracher “ des Abends. Das große Glanzlicht der ersten Festspielwoche war nicht ganz unerwartet die Wiederaufnahme des „Riccardo primo“. Alle positiven Eindrücke dieser grandiosen Inszenierung in barocker Gestik im Schimmer der über 800 Kerzen, die schon bei der Premiere 2014 Furore machte, werden aufs Schönste bestätigt. Wieder ist Franco Fagioli in der Titelrolle der Star der Produktion mit einem Händel-Gesang (und teilweise neuen Auszierungen), der einmal mehr Maßstäbe setzt. Neu ist seine Partnerin Sina Bundgaard in der Partie der Costanza. Die dänische Sopranistin singt mit erfülltem Ausdruck und einer erlesenen Stimmkultur. Paul Goodwin, der 2007 die Oper in Basel und Halle aufführte und auf CD einspielte, ist jetzt der Dirigent. Er ist ein Gentleman am Pult, der mit klaren Gesten die Partitur absolut souverän gestaltet, dabei alle Affekte in hohem Stil auf den Punkt bringt. Er gibt der Aufführung viel animierende Spannung und Lebendigkeit. Goodwin steht am Montag noch einmal am Pult. Er dirigiert die Badische Staatskapelle beim Gala-Konzert mit der bulgarischen Star-Mezzosopranistin Vesselina Kasarova. Sie singt berühmte Arien aus den Händel-Opern „Serse“, „Rinaldo“, „Rodelinda“ und „Alcina“. Sie bringt dabei mit ihrem Vortrag der zumeist für Kastraten geschriebenen Stücke ein überaus reizvolles Gegengewicht zum Stil der vielen Countertenöre, die auch in diesem Jahr wieder bei den Händel-Festspielen auftreten. Schon bei Händel selbst wurden ja Männerpartien in Opern und Oratorien oft auch von Frauen übernommen.

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