Rheinpfalz Geadelte Queichwiesen

Nach einem ausgeklügelten Zeitplan funktioniert die Bewässerung der Queichwiesen.
Nach einem ausgeklügelten Zeitplan funktioniert die Bewässerung der Queichwiesen.

Da kam in Offenbach und in der Umgebung schon große Freude auf, als die Bewässerung der Queichwiesen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz zum immateriellen Kulturerbe auserkoren wurden. Über die Chancen aus dieser Beförderung haben wir mit Bürgermeister Axel Wassyl gesprochen.

Wegbereiter für den Titel „Immaterielles Kulturerbe“ war das Land Rheinland-Pfalz. Zum Hintergrund: Die Wiesenbewässerung gibt es seit vielen Jahrhunderten. Als landwirtschaftliche Kulturtechnik war sie für die Bevölkerung von existenzieller Bedeutung. In der relativ niederschlagsarmen Gegend konnte das Wachstum der Wiesenvegetation durch eine systematische, kurzzeitige Rieselbewässerung des Geländes mit Wasser aus der Queich deutlich gesteigert werden, heißt es in der Begründung. Auch die Düngewirkung war von großer Bedeutung. Ein Expertenkomitee hatte die Wiesenbewässerung für die Aufnahme auf die Kulturerbe-Liste empfohlen, weil sie auf einem nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser basiere. Bis heute wird die Tradition durch das Engagement von Landwirten, Vereinen, Verbänden und Stiftungen lebendig gehalten sowie mit Führungen und Ausstellungen in den Fokus gerückt. Sehr gefreut hat sich über die Auszeichnung Offenbachs Bürgermeister Axel Wassyl (parteilos). Auch wenn sie nicht mit einer finanziellen Unterstützung verbunden sei, fördere sie die öffentliche Wahrnehmung. „Wir werden uns demnächst in der Interessengemeinschaft Queichwiesen unter Leitung von Pirmin Hilsendegen, aber auch im Landschaftspflegeverband Südpfalz, dessen Vorsitzender ich bin, darüber unterhalten, wie wir mit der Anerkennung umgehen“, sagt der Verwaltungschef auf Anfrage. Er möchte die Tradition der Wiesenbewässerung und die Bedeutung der Queichwiesen als Kulturlandschaft noch stärker in den Mittelpunkt des Interesses der Bevölkerung rücken. Die Wiesenbewässerung sei eine Form der althergebrachten Bewässerung, die allein mit Hilfe der Schwerkraft bei Nutzung des natürlichen Gefälles Felder und Wiesen mit Wasser versorge. Diese Bewässerung sei ein wesentliches Merkmal alter Hochkulturen, „ein Musterbeispiel menschlicher Kooperation, denn sie erfordert verlässliche Zusammenarbeit, Organisation und umfangreiches Wissen zur sinnvollen Nutzung der knappen Ressource Wasser. Sie prägt die Landschaft und hat eine charakteristische Flora und Fauna zur Folge.“ Mit ihren rund 350 Hektar stellen die Queichwiesen laut Axel Wassyl das größte zusammenhängende, noch aktiv betriebene Wiesenbewässerungssystem in Deutschland dar. Um das System intakt zu halten, müssten von den umliegenden Gemeinden regelmäßig Unterhaltungsarbeiten vorgenommen werden. Die Gemeinde Offenbach beschäftige schon seit Jahrhunderten einen Wässerwart, der sich darum kümmere, dass sowohl die Gräben als auch die verschiedenen Wehr- und Schließanlagen zu Beginn der Wässerzeit jeweils Mitte April in einwandfreiem Zustand sind. Schon 1784 sei ein Bewässerungsplan eingeführt worden, damit die Landwirte der an die Queich angrenzenden Gemeinden nicht unkontrolliert Wasser aus der Queich entnehmen. „Der Plan wurde zwar im Laufe der Jahrhunderte mehrfach fortgeschrieben, aber die Intention ist bis zum heutigen Tag die gleiche“, betont der Bürgermeister. Die Interessengemeinschaft Queichwiesen, ein Zusammenschluss von Landwirten, Naturschützern und Kommunen, unterstütze seit über 20 Jahren beim Erhalt und der Nutzung des Bewässerungssystems. Pirmin Hilsendegen,, der als Koordinator und Sprecher der Interessengemeinschaft Queichwiesen fungiert und den Kulturerbe-Antrag eingereicht hatte, sieht in der Aufnahme in die nationale Liste eine besondere Auszeichnung: Für die gelungene Erhaltung einer uralten Kulturtechnik bis in die heutige Zeit, auf die die Region stolz sein könne. Es bestehe die Hoffnung, dass auch eine internationale Anerkennung als immaterielles Kulturerbe erreicht wird.

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