Eisenberg Frage der Perspektive

Keine Frage: Es gehört zu den meistgenutzten Werkzeugen politischer Rhetorik, auch offensichtlichste Misserfolge im Nachhinein als Erfolg zu verkaufen. Am häufigsten kommt dieser Kniff im Nachgang von Wahlen zum Einsatz. Geradezu erdrutschartig 20 Prozentpunkte gegenüber der letzten Wahl verloren? Natürlich nie und nimmer ein Misserfolg. Immerhin habe man ja deutlich in der Gruppe brünetter Linkshänder Mitte 20 gewonnen, und auch die enormen Zuwächse in der Gruppe ostdeutscher Fliesentischbesitzer seien ja nicht von der Hand zu weisen. Auch in Eisenberg ist dieser rhetorische Dreh offenbar bekannt. Eingesetzt hat ihn die FWG dieser Tage in den sozialen Medien. Genauer: auf der Facebookseite ihres Bürgermeisterkandidaten Markus Fichter. Dort reagierte sie auf die RHEINPFALZ-Berichterstattung zur jüngsten VG-Ratssitzung, in der sie ihre vermeintlich schärfste Waffe im Wahlkampf gezogen hatte: Peter Funck warf die Frage nach der Zukunft des Ordnungsamts am Marktplatz auf. Im festen Glauben, die SPD wolle das Ordnungsamt ins Rathaus verlegen. Bürgermeister Bernd Frey (SPD) kündigte überraschenderweise nicht nur den Verbleib des Amtes, sondern sogar eine Aufstockung um zwei Mitarbeiter an – und nahm der FWG in einem ihrer wichtigsten Wahlkampfthemen mit einem Satz den Wind aus den Segeln. Kann man so sehen. Sahen wir so. Oder man sieht es anders. Wie die FWG. Alles eine Frage der Perspektive. Auf der Facebook-Seite Markus Fichters heißt es: „Bürgermeister Bernd Frey gibt in der Ratssitzung zu, dass Überlegungen da waren, die Kreismusikschule und/oder die Kreisvolkshochschule in das Ordnungsamt zu verlegen. Durch die Anfrage der FWG hat Frey nun öffentlich zugesichert, dass das Ordnungsamt am Marktplatz bleibt. Bürgermeisterkandidat Markus Fichter hat bewusst das Thema Sicherheit und Ordnung von Anfang an in sein Programm aufgenommen und in den Mittelpunkt gesetzt, damit das Ordnungsamt neben der Polizeistation bestehen bleibt!“ Übersetzt: Man hat dem politischen Gegner kurz vor der Wahl absichtlich das eigene Paradethema Sicherheit und Ordnung auf dem Silbertablett serviert. Eines der wenigen Themen, in denen man sich angeblich unterschied. Damit der Gegner das Thema dann zerpflücken und selbst die Lorbeeren dafür einsammeln kann. Und dann feiert man dies am Ende als gelungenes Manöver. Fehlt nur noch der Hinweis, dass Eisenbergs brünette Linkshänder und angegraute Fliesentischbesitzer unheimlich begeistert von dieser Strategie gewesen sein sollen.

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