Rheinpfalz Ein „menschlicher Mensch“

Mehr als 1200 Gläubige begleiteten gestern Nachmittag Dekan Martin Ehling auf seinem letzten Weg. Die Redner in der Josefskirche bedauerten, dass der Geistliche am Samstag unerwartet aus dem Leben gerissen wurde und erinnerten an den Seelsorger.

Die 750 Sitzplätze der Josefskirche reichten nicht aus, die Verantwortlichen hatten zusätzlich in den Seitenschiffen Bänke aufgeschlagen, aber selbst das reichte letztlich nicht, um allen Trauernden einen Sitzplatz zu garantieren. Auf den Stufen, die zum Altar führen, war der schlichte Holzsarg mit einem großen Kreuz aufgebahrt. Auf ihm stand ein goldener Kelch umrahmt von einer violetten Priesterstola. Die Kirchenchöre aus den Gemeinden, für die Ehling als Pfarrer zuständig war, sorgten unter der Leitung von Dirigent Felix Edrich für einen würdevollen musikalischen Rahmen. Neben Bischof Karl-Heinz Wiesemann waren zwei Domkapitulare, etliche Dekane und weit über 50 Priester angereist, um sich von Martin Ehling zu verabschieden, der als Dekan für den gesamten Landkreis Südwestpfalz sowie die Städte Pirmasens und Zweibrücken zuständig war. Prodekan Johannes Pioth (Pirmasens) leitete das Totenoffizium mit Requiem in der Kirche. Er charakterisierte den Verstorbenen als einen Seelsorger, der „nah an den Menschen“ gewesen sei. Zudem habe er „loyal zum kirchlichen Lehramt“ gestanden und keine „billigen Zugeständnisse an den Zeitgeist“ gemacht. Mit Pioth standen 16 weitere Priester am Altar, die entweder in der Region wirken oder sich Dekan Ehling besonders verbunden fühlten. Einer davon war Pfarrer Joachim Reger. Er studierte gemeinsam mit Ehling in Eichstätt, im Jahr 1986 empfingen sie im Speyerer Dom gemeinsam die Priesterweihe. Sein zentrales Thema war die Hoffnung auf die Auferstehung als wichtigste Botschaft des christlichen Glaubens. Sein Studienfreund sei von „tiefer Frömmigkeit“ geprägt gewesen, erinnerte sich Reger. Diese sei jedoch nicht aufgesetzt, sondern ein „selbstverständlicher Teil seiner Persönlichkeit“ gewesen. Mit Blick auf die starke Verbundenheit des Verstorbenen zur katholischen Kirche rief Reger dazu auf, das Lebenszeugnis des Rodalber Pfarrers als Vermächtnis zu sehen. Die Verantwortlichen hatten sich dafür entschieden, dass nur vier Redner am Ende des Gottesdienstes zu Wort kommen sollten. Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Josef, Georg Weber, sagte, seit dem Tod von Pfarrer Ehling sei „nichts mehr so wie es war“. Er lobte die offene und lebensfrohe Art sowie die Kompromissbereitschaft des Seelsorgers. Für die protestantischen Christen sprach die neue Rodalber Pfarrerin, Katja Beiner. Sie bezeichnete ihren katholischen Kollegen als einen „glaubenstreuen Menschen“, der seinen Glauben aufrecht und ernst gelebt habe. „Dekan Ehling war ein menschlicher Mensch“, so die Geistliche. Kraft seines Amtes als Rodalber Pfarrer war der Verstorbene seit 2001 Vorsitzender des Stiftungsrates des St.-Elisabeth-Krankenhauses. Für den Stiftungsrat würdigte ihn Michael Osypcka. Er sagte: „Die Anliegen, Sorgen und Nöte des Krankenhauses waren ihm stets eine Herzensangelegenheit.“ Für die politische Gemeinde äußerte sich Rodalbens Verbandsbürgermeister Werner Becker. Der Mittelpunkt des Wirkens von Pfarrer Ehling seien die Mitmenschen gewesen, für deren Anliegen er sich immer Zeit genommen habe: „Für ihn war kein Weg zu weit, wenn es galt, seine Gemeinde voranzubringen oder Menschen bei Problem zu helfen. “ Mit Blick auf die Zusammenführung der Großpfarreri, zu der alle Orte der Verbandsgemeinde gehören, habe Dekan Ehling sprichwörtlich den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus gerichtet, sagte Becker. Nach der 90-minütigen Feier in der Josefskirche setzte sich ein Trauerzug in Richtung Friedhof in Bewegung. Dort fand Dekan Martin Ehling seine letzte Ruhestätte. (gana)

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