Rheinpfalz Der Überlegene schlägt sich selbst

NÜRNBERG. Von den beiden ”Serientätern” hatte nur der 1. FC Nürnberg Grund zum Lachen: Während er mit dem 2:1 (0:0)-Heimerfolg gegen den FSV Mainz 05 auch zum neunten Mal nacheinander unbesiegt blieb, endete die Serie des Gastes.

”Das Glück scheint uns nicht ins Gesicht”, stammelte 05-Trainer Thomas Tuchel und schüttelte immer wieder enttäuscht sein Haupt. Er konnte die Niederlage partout nicht fassen, denn seine Truppe hatte wesentlich mehr Ballbesitz als die der Nürnberger. FC-Trainer Michael Wiesinger freute sich natürlich über den wichtigen ”Dreier”, aber verschloss seine Augen nicht vor der Realität. ”Wir haben mit viel Glück gewonnen”, räumte er ein, ”denn in der ersten Halbzeit haben wir sehr schlecht gespielt. Wir haben uns zu viele Ballverluste geleistet.”

Die spielerisch überlegenen Kicker aus der Karnevalshochburg müssen sich vor die eigene Brust schlagen. Sie ließen in der 27. Minute sogar eine hundertprozentige Chance zur Führung aus: Torjäger Adam Szalai schoss einen von Javier Pinola an Nicolai Müller verursachten Foulelfmeter - der ”Sünder” sah dafür nicht einmal eine Gelbe Karte - überhastet einige Meter am Tor vorbei.

Zum ”Spieler des Tages” avancierte in der zweiten Hälfte FCN-Abwehrstratege Per Nilsson: Der Schwede, der bereits vor einer Woche beim Remis in Wolfsburg ins Tor getroffen hatte, erzielte beide Treffer. Standardsituationen sind, darauf pochte Trainer Wiesinger zu Recht, eine absolute Stärke der Franken. ”Das haben wir gewusst”, gab Nicolai Müller kleinlaut zu, ”aber uns dumm verhalten”. Vorbereiter war bei beiden Streichen Nilssons in der 54. und 69. Minute wie gewohnt Spezialist Hiroshi Kiyotake. Müllers Ausgleich mit einem gefühlvollen Heber über Torhüter Raphael Schäfer hinweg (60. Minute) ließ neue Mainzer Hoffnungen keimen, doch der Übermacht fehlte Entschlossenheit im gegnerischen Strafraum. Torjäger Szalai konnte sein Versagen beim Elfmeter nie ablegen und sich überhaupt nicht in Szene setzen.

Am meisten imponierte Müller, der Routinier Pinola einen ungemütlichen Nachmittag bereitete. Vergeblich versuchte der Österreicher Julian Baumgartlinger, im Mittelfeld die Fäden zu ziehen, er fand nur selten Anspielpartner. Die Sieger aber blieben mit beiden Beinen auf dem Boden. Auch der umjubelte Torschütze Nilsson. ”Mainz war eindeutig die bessere Mannschaft heute”, würdigte er den Gegner, ”aber wir sind wie schon so oft nach der Pause wieder ins Spiel gekommen.”

Schielt der 1. FC Nürnberg jetzt in Richtung Europa League? Davon will der Schwede partout nichts wissen. Wie sein Trainer Michael Wiesinger mahnt er zur Zurückhaltung: ”Wir peilen 40 Punkte an, und wir denken nicht an mehr.” Kluge Nürnberger Bescheidenheit ..

x