Rheinpfalz „Den ganzen Tag fernsehen, das ist nichts für mich“

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Reifenberg. Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Das ist in der Werkstatt von Dieter Neu in Reifenberg nicht anders. Wer die Tage bei ihm vorbeischaut, wird kaum glauben, dass der Hobby-Bastler dort kürzlich noch gesägt, gehobelt und geschliffen hat. Der Boden ist blitzsauber, das Werkzeug hängt ordentlich an der Wand, die Farben sind in einer Kiste verstaut.

Vor Kurzem war das noch anders. Da liefen Band-, Kreis- und Dekupiersäge fast rund um die Uhr. Der 74-Jährige stand von morgens bis zum späten Nachmittag in seiner Werkstatt und fertigte aus Holz weihnachtliche Dekoration. Diese schenkt er alljährlich der Grundschule in Maßweiler zum Verkauf in der Vorweihnachtszeit. „Dieses Jahr waren es etwa 30 Artikel. Ab Oktober bin ich nach dem Frühstück in die Werkstatt, zum Mittagessen wieder raus und danach ging’s bis nachmittags weiter“, erzählt der Rentner, der vor acht Jahren zusammen mit seiner Frau von Offenbach-Hundheim im Landkreis Kusel nach Reifenberg gezogen ist. So können die beiden der Familie des Sohnes und vor allem der Enkelin nahe sein, die in Maßweiler wohnen. Gelernt hat Neu eigentlich Maler und war bei der Standortverwaltung der Bundeswehr in Kusel beschäftigt, die es damals noch gab. Dort war in den 60er Jahren allerdings alles ziemlich neu, so dass es für einen Maler wenig zu tun gab. Neu widmete sich deshalb den Schreiner-Arbeiten, und auch sein Sohn sollte später Schreiner lernen. Seit er vor über 20 Jahren in den Ruhestand gewechselt ist, hat sich Neu dem Heimwerken gewidmet – vor allem dem Holz blieb er treu. „Das habe ich mir alles selbst beigebracht. Die ersten Versuche waren eigentlich ganz gut. Für unsere Enkelin, die damals zwei Jahre alt war, habe ich die erste Krippe gemacht. Die steht heute noch unter dem Tannenbaum“, berichtet Neu. Die Figuren wurden damals allerdings noch gekauft. Erst in Reifenberg fing der gelernte Maler an, Schafe, Kamele, Ochs und Esel, Hirten, Könige und Engel selbst zu fertigen. Dazu benutzt der Bastler Holzreste, die ihm ein örtlicher Zimmermann überlässt, oder er kauft Fichten- und Tannenholz im Baumarkt. „Das gibt es dort aber nicht mehr. Die haben jetzt Douglasie. Das geht auch, aber das Holz ist etwas härter und lässt sich schwerer schleifen“, berichtet Neu. Die Ideen holt er sich aus Büchern mit Vorlagen, die er auf das Holz überträgt. Mit der Kreissäge schneidet er das Holz grob zu und mit Band- und Dekupiersäge arbeitet er die Formen der Einzelteile heraus wie Hüte, Mäntel, Köpfe, Arme, Rümpfe. Dann wird alles geschliffen und zusammengeleimt. Heraus kommen tolle Figuren mit klaren, einfachen Formen ohne Schnickschnack oder Kitsch. „Bis ich eine Figur komplett fertig habe, brauche ich ungefähr einen Tag“, sagt der Rentner. Vor seinem Haus in den Hanfstücken kann man eine seiner Krippen samt Figuren sehen, im Vogelpark in der Hauptstraße steht ebenfalls eine. Seine Arbeiten auf einem Weihnachtsmarkt zu verkaufen, kann sich Neu indes nicht vorstellen. „Das wäre viel, viel Arbeit, und die Standgebühren muss man erst wieder erwirtschaften. Für die Schule mache ich das gerne. Oder auch, wenn mal jemand vorbeikommt und etwas Bestimmtes will“, erzählt der gebürtige St. Ingberter und betont, weiterhin für die Maßweilerer Grundschule Holzdekoration zu fertigen – selbst wenn die Enkelin in eine weiterführende Schule wechselt. Denn „den ganzen Tag fernsehen, das ist nichts für mich“. Dann lieber den Tag in dem Raum verbringen, der sich hinter der Tür mit dem Schild „Opas Werkstatt“ verbirgt.

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