Kultur Südpfalz Das Kind ist erwachsen

Das gelbe Ortsschild wackelt. Die Aufschrift „Mörzheim, Stadt Landau“ ist aus dem Auto nur schwer zu lesen. Der Grund für die Erschütterung ist nicht schwer zu erraten, denn ob man nun will oder nicht – den Sound von der Bühne auf dem alten Schulhof halten auch Dorf- und Stadtgrenzen nicht auf.

Für Jörg Grosser ist es ein besonderer Moment. Zum 25. Mal veranstaltet der Musiker das „Musikertreffen“. Das sagt auch sein T-Shirt aus, wie ein Fußballtrikot in den Farben Gelb und Schwarz, Rückennummer 25, na klar. Was dort aber nicht steht: es ist das letzte Mal, Grosser hört mit dem „Musikertreffen“ auf. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, erzählt Grosser, der nun den Stab an Luis Gonzalez-Casin übergibt. Der versichert, die Arbeit von Jörg Grosser fortsetzen zu wollen, ganz in dessen Sinne. „Das Kind ist erwachsen geworden“, stellt Jörg Grosser fest. Das Kind ist ein mittlerweile eine mehrtägige Veranstaltung, bei der Bands und Musiker aus der Region auftreten. Etablierte neben Newcomern, Rock neben Soul, Behinderte neben Nichtbehinderten – zum Konzept von Grosser gehört, so vielen unterschiedlichen Strömungen wie möglich eine Bühne zu geben. Gage? „Die spielen hier alle für umme!“, so Grosser. Und trotzdem kommen sie. Allein am Montag sind es fünf Bands, an vier Tagen wackelt nicht nur das Ortsschild. Das war vor 25 Jahren noch etwas anders, als Grosser ein Grillfest mit Musikern aus der Region veranstalten wollte. Das entwickelte ein Eigenleben. „Da waren 800 Leute. Alles war voll. Und keiner wollte spielen.“ Das störte Jörg Grosser und so forderte er die Musiker auf, loszulegen. Das Mörzheimer Musikertreffen war geboren. Während sich Grosser durch die Zelte bewegt, sorgen auf der Bühne die Men in Black eine Stunde lang für rockige Stimmung, Menschen stehen vor der Bühne, tanzen zur Musik. Nur eines passt am Montagabend nicht ins Konzept: das Wetter. Durch den Regen bleiben viele Bänke leer, bei den Kassierern vom Club der Behinderten und ihre Freunde (CBF), an die seit über 20 Jahren die Erlöse des „Musikertreffens“ fließen, kommen nur vereinzelt kleinere Gruppen von Nachzüglern vorbei. Dabei steht gleich wieder der nächste Auftritt an. Rolf Stahlhofen und Band. Auf der Bühne macht Jörg Grosser das Publikum heiß auf den nächsten Act, während die Musiker es sich nicht nehmen lassen, den scheidenden Chef in den Arm zu nehmen, sich zu bedanken. Eine Szene, die mehr Emotionen transportiert als alle noch so gute Musik des Abends. Sodann beginnen Rolf Stahlhofen und Band ihren Gig – mit dem Song „Zeit, was zu ändern“.

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